Wirtschaft

Lokale Förderung und globaler Trend

Heimische Unternehmen mischen auf dem Markt der innovativen Energielösungen kräftig mit. Sie profitieren dabei auch von diversen Förderungen und Initiativen der Kommunen.

Ob Biomasseheizwerk oder Solaranlagen – viele österreichische Unternehmen aus der Energiebranche profitieren vom Ausbau erneuerbarer Energieträger, der laut Regierungsübereinkommen in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll, um die Klimaziele zu erreichen und der drohenden Knappheit fossiler Brennstoffe entgegenzuwirken. Auffallend ist, dass sich unter jenen Betrieben, die zu den Gewinnern der Energiewende zählen, nicht nur Big Player, sondern auch viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) befinden. Das bestätigt Thomas Oberholzner von der KMU Forschung Austria. Mit Zahlen lasse sich das schwer untermauern, zumal die Energiewende nicht nur der Gruppe der Energiebereitsteller und Forschungsunternehmen zugutekommt, sondern beispielsweise auch etlichen Firmen aus dem Baubereich oder Ingenieurdienstleistern, die an der Errichtung alternativer Energiegewinnungsanlagen beteiligt sind.

„Grüne Gazellen“

Einen Anhaltspunkt liefert aber die im Auftrag des Klima- und Energiefonds auf Grundlage einer Studie erstellte Liste der Grünen Gazellen: Das sind jene heimischen Betriebe aus dem Energie- und Umweltsektor, die sich durch ein besonders hohes Wirtschaftspotenzial auszeichnen.

So etwa die Highterm Research Ges.m.b.H. mit Sitz in Graz, eine Forschungs- und Entwicklungstochter der deutschen Entrade, die ihren Mitarbeiterstand in den vergangenen fünf Jahren versechsfacht hat. „Und dabei haben wir derzeit immer noch 20 offene Stellen“, sagt Entrade-Geschäftsführer Julien Uhlig. Die Grazer befassen sich mit der Frage, wie man biologische Reststoffe, etwa Lebensmittelreste, Algen oder Klärschlamm, in Strom oder Wärme verwandeln kann. Vom Internetportal Fast Company wurde Entrade heuer zum weltweit innovativsten Unternehmen auf dem Energiesektor gekürt. „Und es freut uns, dass die Forschung dafür aus Graz kommt“, sagt Uhlig.

Österreich sei ein guter Standort gerade für Grundlagenforschung, da es hierzulande vergleichsweise großzügige Förderungen, im konkreten Fall durch die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG, gebe. „Förderungen sind die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg vieler Klein- und Mittelunternehmen im Energiebereich“, pflichtet Oberholzner bei. Der Klima- und Energiefonds etwa stellt Unterstützungsmöglichkeiten bereit, wobei laut Angaben des Fonds das Energieforschungsprogramm, die Smart-Cities-Initiative und die Fotovoltaik-Förderung am öftesten genutzt werden.

Internationale Märkte

Eine Stärke etlicher auf dem Energiesektor erfolgreicher KMU ist ihre internationale Ausrichtung. „Der Energiemarkt in Österreich ist bereits aufgeteilt“, erklärt Emmeline Hess von RP Global Austria, das in Wien ein Dutzend Mitarbeiter beschäftigt und in Südamerika und Afrika dort, wo es kein Stromnetz gibt, die Sonne zur dezentralen Bereitstellung von Energie nutzt. Fotovoltaikanlagen ersetzen den Dieselgenerator, versorgen sogar Krankenhäuser und kurbeln die lokale Wirtschaft an. „Den Verantwortlichen vor Ort geht es nicht nur darum, Strom zur Verfügung zu haben“, schildert Hess. „Sie entscheiden sich bewusst für erneuerbare Energien.“ Auch die Highterm Research profitiert laut Uhlig von dem „globalen Trend“: Sie kommissioniert aktuelle Projekte in Japan, Indien oder Indonesien.

Heimische Nischen

Österreichische KMU schaffen es aber auch, Nischen auf dem heimischen Markt zu besetzen. So fertigt und installiert die Firma Ecolights aus Weißkirchen (Steiermark) Solarleuchten für den öffentlichen Raum, die mit Akku und Regelungstechnik ausgestattet sind. „Der technologische Fortschritt macht alternative Produkte rentabler“, sagt Geschäftsführer Georg Dietmaier und verweist auf einen weiteren Erfolgsfaktor für österreichische KMU im Energiebereich, das Engagement der Kommunen, die damit einen Absatzmarkt für die Firmen bieten. „Etwa 200 energieeffiziente Gemeinden in ganz Österreich integrieren Klimaschutz umfassend in die Gemeindepolitik“, heißt es im Nachhaltigkeitsministerium. Dazu gebe es 91 Klima- und Energiemodellregionen, die – zum Teil mithilfe kleiner lokaler Unternehmen – zukunftsweisende Projekte zur Energiewende bereits umgesetzt haben. Nicht zuletzt kommt den KMU der Bildungsstandort Österreich zugute: Viele arbeiten eng mit Forschungsstätten wie der TU Wien, der TU Graz oder dem Austrian Institute of Technology zusammen.

Trotz allem fühlen sich etliche KMU-Chefs in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung eingeschränkt. Die oft unsichere Rechtslage in Bezug auf neue Technologien, administrative Hürden und Konkurrenzdruck durch Billiganbieter sind laut Consulterin Gerlinde Pöchhacker-Tröscher, die die Studie im Auftrag des Klima- und Energiefonds erstellt hat, die häufigsten Kritikpunkte.

Fokus Energie

Dieser Text ist in der "Presse"-Beilage "Fokus Energie" erschienen und wurde von einer Spezialredaktion unabhängig von Werbekunden erarbeitet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2018)

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