Investoren reißen sich um russische Anleihen

Kapitalmarkt. Politische Konflikte halten Anleger nicht ab. Gerade Briten und Amerikaner kauften ein.

Wien. Sanktionen gegen Russland hin, Giftgasattacke auf einen russischen Ex-Spion in London her – Investoren scheint das alles nicht zu kümmern. Sie haben offenbar einen gänzlich anderen Blick auf die Welt und gieren sich darum, ihr Geld gerade auch in Russland anzulegen. So geschehen kurz vor dem Wochenende, als Russland den globalen Kapitalmarkt abermals testete und Staatsanleihen für vier Mrd. Dollar (3,25 Mrd. Euro) platzierte.

Über sieben Mrd. Dollar betrug die Nachfrage der Investoren aus den USA, Großbritannien, Europa und Asien, so Russlands Finanzminister, Anton Siluanow. Letztlich kauften Investoren aus Großbritannien etwa die Hälfte der Papiere mit Laufzeit 2047 (Rendite 5,25 Prozent). Bei denen mit Laufzeit 2029 (Rendite 4,625 Prozent) stellten britische und US-Investoren über die Hälfte der Käufer.

Ins Auge springt, dass ausländische Investoren weit aktiver waren als russische, die ihr Geld im Ausland halten. Dabei waren sie vom Kreml umworben worden, dass sie ihr Geld sicher und in Umgehung der westlichen Clearinggesellschaften repatriieren können. Nur fünf Prozent der jetzigen Anleiheninvestoren nahmen das in Anspruch.

Dass Russland sich trotz der außenpolitischen Verwerfungen so problemlos Geld auf dem globalen Kapitalmarkt leihen kann, hat nicht zuletzt mit der Hochstufung der Bonität russischer Staatsanleihen durch die Ratingagentur S&P zu tun. Diese hat dem Land Ende Februar eine mittlere Investmentqualität zugestanden und die Bonität von BB+ auf BBB– erhöht. Auch Fitch bleibt bei diesem Rating. Für Investoren bedeutsam ist auch, dass die USA Ende Jänner kein Verbot zum Kauf russischer Staatsanleihen verhängt haben.

Der russische Staat hatte bereits drei Mal seit Beginn der Sanktionen Anleihen platziert – damals aber gegen mehr Widerstände im Westen. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2018)

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