Frankreich: Jungpolitikerin mit Kopftuch sorgt für Wirbel

Ilhem Moussaid
Ilhem Moussaid(c) REUTERS (JEAN-PAUL PELISSIER)
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Eine kleine Linksaußen-Partei hat für die französischen Regionalwahlen eine junge, kopftuchtragende Muslimin aufgestellt. Von links wie von rechts hagelt es nun Kritik.

Die französische Linksaußen-Partei NPA hat eine junge, kopftuchtragende Muslimin für die kommenden Regionalwahlen aufgestellt - und kassiert dafür heftige Kritik von allen Seiten. Die 21-jährige Ilhem Moussaid, die sich selbst als "feministisch, säkulär und verschleiert" beschreibt, wurde am Sonntag als Kandidatin der "Neuen Antikapitalistischen Partei" in der Region Avignon vorgestellt.

Unter rechten wie linken Politikern sorgte Moussaids Kandidatur für Aufregung. Xavier Bertrand, Generalsekretär der Regierungspartei UMP wirft NPA-Chef Olivier Besanceno laut "Le Monde" "Manipulation" vor. Die sozialistische Abgeordnete Aurelie Filipetti rät ihm, "Marx doch noch einmal zu lesen", um zu verstehen, warum das Kopftuch inakzeptabel sei.

15 Kandidaturen zurückgezogen

Auch innerhalb der antikapitalistischen Partei ist Moussaids Kandidatur nicht unumstritten: Rund 15 NPA-Abgeordnete haben nach der Präsentation von Moussaid ihre Kandidatur für die Regionalwahl zurückgezogen.

Die feministische Gruppe "Ni putes ni soumises" ("Weder Huren noch Unterdrückte") kündigte am Mittwoch an, eine offizielle Beschwerde einzubringen. Die NPA pervertiere mit Moussaids Kandidatur die Werte der Republik und lege nahe, diese mit rückschrittlichen Vorstellungen von Frauen in Einklang zu bringen.

Mangel an Verständnis

Die 21-jährige Betriebswirtschafts-Studentin betont indessen, es gebe keinen Widerspruch zwischen ihrer Bekleidung und ihrem politischen Engagement. Sie habe versucht, zu erkären "dass ich nicht unterdrückt werde", sagt sie laut "Le Monde". Doch anscheinend gebe es nach wie vor einen Mangel an Verständnis.

In einer Nachricht an Parteimitglieder zeigt sich Moussaid enttäuscht von den Reaktionen: Sie sei traurig, zu sehen, dass ihr Leben auf das Kopftuch reduziert werde und traurig, dass ihr Glaube für andere eine Gefahr darstelle, während sie sich für Respekt, Toleranz und Gleichberechtigung einsetze.

(beba)

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