Niki Lauda sorgt für einen Paukenschlag: Er holt den irischen Billigflieger Ryanair als Partner für seine neue Airline Laudamotion. Ryanair will mittelfristig 75 Prozent der Anteile.
Am 23. Jänner erhielt der Ex-Formel 1-Pilot Niki Lauda den Zuschlag zum Kauf der Fluglinie Niki, dafür gab es großes Lob von der Regierung ob der "österreichischen Lösung". Nun, wenige Wochen später, wird aus der neu gegründeten Laudamotion eine irische Airline: Sie wird mehrheitlich an die Ryanair verkauft. Zunächst übernehmen die Iren 24,9 Prozent an der Laudamotion, gibt es grünes Licht von der EU-Wettbewerbsbehörde, dann sollen 75 Prozent an die Iren gehen. Die Dreiviertelmehrheit werde unter 50 Millionen Euro kosten, wobei Ryanair im ersten Jahr weitere 50 Millionen Euro Anschubkosten übernehme werde.
"Ryanair unterstützt den Plan die Laudamotion GmbH, eine österreichische Airline mit Sitz in Wien, weiterzuentwickeln und auszubauen", so Laudamotion am Dienstagfrüh in einer Aussendung.
Niki Lauda wird dem neu geschaffenen Board von Laudamotion vorstehen und in seiner neuen Position auch weiterhin für die Implementierung der Strategie - die Etablierung von Laudamotion als österreichische Low Fare Airline - verantwortlich sein, heißt es.
Bis zum dritten Jahr der Geschäftstätigkeit solle die österreichische Fluggesellschaft Gewinne einfliegen. Ryanair wird sechs Wetlease Flugzeuge zur Verfügung stellen, um das geplante Laudamotion-Flugprogramm mit 21 Flugzeugen sicherzustellen.
Den Beschäftigten teilen die Luftfahrtunternehmen mit, dass "diese Partnerschaft Jobsicherheit herstellt". Die Kunden würden von mehr Wettbewerb profitieren. "Laudamotion wird von der Partnerschaft stark profitieren. Die Airline bekommt Zugang zur Ryanair Flotte und unseren finanziellen Ressourcen. Laudamotion kann damit in einem Markt, der mit Austrian und Swiss von der Lufthansa Gruppe und ihren Hochpreistickets dominiert wird, rascher wachsen", so Ryanair-Chef Michael O'Leary in der Aussendung.
"Ein neuer Player ist geboren"
Lauda selbst meinte: "Ein neuer Player in der Airlinewelt ist geboren und mein Ziel ist es, unseren Passagieren ein umfassendes Streckennetz zu günstigen Preisen zu bieten." Vergangene Woche noch meinte Lauda, er rechne damit, dass er über den Sommer mit Laudamotion einen einstellige Millionenbetrag verlieren werde, was ganz normal sei. Vorige Woche wurde auch bekannt, dass Laudamotion 600 von zuletzt 1.700 Flug- und Landerechten (Slots) der insolventen Niki in Österreich zurückgegeben hatte
Lauda hatte erst vor kurzem die frühere Air-Berlin-Tochter Niki, die von ihm einst gegründet worden war, aus der Insolvenz zurückgekauft. Die spanisch-britische Airline IAG, die nach dem Rückzug der Lufthansa in der zweiten Bieterrunde den Zuschlag erhalten hatte, ging überraschend leer aus. Die Iren hatten sich im vergangenen Dezember aus dem Bieterrennen um die insolvente Air Berlin zurückgezogen, Mitte Jänner jedoch bekundet, an Teilen der Air-Berlin-Tochter Niki Interesse zu haben. Das Investment in Wien wird Ryanair aus der Portokasse bezahlen: Der Billigflieger setzt rund sieben Milliarden Euro um, für das laufende Geschäftsjahr (per Ende März) wird ein Gewinn von mehr als 1,4 Milliarden Euro erwartet. An der Börse ist Ryanair 19,2 Milliarden Euro wert, die deutsche AUA-Mutter Lufthansa hat einen Börsewert von "nur" 12,6 Milliarden Euro.
Am 4. April 1979 gründet der damals noch zweifache Formel- 1-Weltmeister Niki Lauda die Lauda Air. Mit zuerst zwei und später drei Fokker F-27 nimmt sie den Flugbetrieb auf. Unter anderem auf der Strecke Klagenfurt-Hamburg, wie dieses Foto aus dem Jahr 1981 zeigt. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
Da die Lauda Air es nicht schafft, ein profitables Streckennetz aufzubauen, wird der Flugverkehr Anfang 1983 wieder eingestellt. Lauda konzentriert sich stattdessen erneut auf die Formel 1 und wird ein Jahr später - 1984 - auch zum dritten Mal Weltmeister. (c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)
Zwei Jahre später, im Jahr 1985, erfolgt der zweite Anlauf. Mit mehreren Düsenjets, zuerst von BAC und später von Boeing, startet die Lauda Air zuerst mit dem Kurz- und Mittelstreckengeschäft, das allerdings schon bald um die Langstrecke erweitert wird. (c) imago/teutopress (imago stock&people)
1990 erhält die Lauda Air die weltweite Linienflugkonzession. Bis dahin für viele Österreicher unbekannte Ziele wie Bangkok werden zu gängigen Reisedestinationen. Der Werbespruch "Service is our success" prägt sich durch hartnäckiges Marketing bei fast jedem im Land ein. Für die größte Aufregung sorgen jedoch die Lauda-Uniformen: Jeans bei Stewardessen - das kannte man so bisher nicht. (c) imago/McPHOTO (imago stock&people)
Am 26. Mai 1991 gibt es dann jedoch einen tragischen Rückschlag für das junge Unternehmen. Beim Lauda-Flug 004 von Hongkong über Bangkok nach Wien setzt bei der Boeing 767 über dem thailändischen Dschungel selbstständig die Schubumkehr ein. Die Maschine stürzt ab, alle 223 Insassen kommen ums Leben. Es ist bis dato die größte Katastrophe der österreichischen Luftfahrt. APA
Aber auch wirtschaftlich läuft es nicht mehr so rund wie geplant. 1993 steigt die deutsche Lufthansa über ihre Tochter Condor bei Lauda ein. 1997 startet dann auch die strategische Partnerschaft mit dem "Erzfeind" AUA. Die damals noch staatliche Fluglinie beteiligt sich mit 36 Prozent an der Lauda Air. Imago
Der Machtkampf zwischen Niki Lauda und AUA-Vorstand Mario Rehulka eskaliert immer stärker. Lauda verliert und tritt im Oktober 2000 als Vorstandsmitglied zurück. Auch Fliegen darf er nicht mehr. Ein Jahr später übernimmt die AUA auf Druck der Politik die Lauda Air komplett - samt eines riesigen Schuldenbergs. APA
Doch bereits 2002 kauft Lauda die insolvente Aero Lloyd Austria und startet 2003 erneut mit einer Fluglinie: der Billig-Fluggesellschaft FlyNiki - die später auf nur noch Niki umbenannt wird. EPA
Aber auch Niki bleibt nicht lange eigenständig. Bereits im Jahr 2004 steigt die deutsche Air Berlin mit 24 Prozent ein. Im Jahr 2010 erhöhen die Deutschen ihren Anteil bereits auf 49,9 Prozent. Hofmeister
Im Rahmen dieses Deals erhielt Lauda ein Darlehen in Höhe von 40,5 Millionen Euro. Dieses konnte er in bar oder durch den Übertrag der restlichen Niki-Anteile begleichen. Er entscheidet sich für letzteres und geht 2011 auch bei der zweiten von ihm gegründeten Fluglinie von Bord. APA/BARBARA GINDL
Die Lauda Air wurde in der Zwischenzeit voll in die AUA integriert und ist nur mehr eine Marke der inzwischen selbst zur Lufthansa gehörenden Gesellschaft. Anfang 2013 wird auch die Marke aufgegeben und die Maschinen wechseln ins AUA-Design. Die Lauda Air ist Geschichte. Fabry
Trotz jahrelanger Millionenspritzen von der arabischen Etihad findet Air Berlin für ihre Tochter Niki kein tragfähiges Geschäftsmodell. Im August 2017 melden die Deutschen Insolvenz an, am 13. Dezember folgte die Niki-Pleite. Eigentlich sah alles danach aus, als ob die Fluglinie an die britisch-spanischen Gruppe IAG/Vueling geht, dann am 23. Jänner die überraschende Wende: Im dritten Anlauf kommt doch Gründer Niki Lauda zum Zug. APA/AFP/ALEX HALADA
Lauda, der Niki 2003 gründete und später an Air Berlin verkaufte, erhält im Jänner 2018 mit seiner Firma Laudamotion den Zuschlag für die österreichische Gesellschaft und bremste damit den spanisch-britischen Konzern IAG aus. Im Juli verkaufte er Laudamotion zu 75 Prozent an Ryanair, im Jänner gab er auch den Rest der Anteile ab. REUTERS
Vierzig Jahre Fliegen mit Lauda: Hochs, Tiefs und Pleiten
Die Ereignisse haben sich bei Niki am Mittwoch überschlagen: Nachdem die EU der Lufthansa die Genehmigung für die Übernahme von weiten Teilen der Air Berlin und der bis dahin nicht insolventen Niki verweigert hatte, zog die AUA-Mutter umgehend das Übernahmeangebot zurück. Das Ergebnis: Der Flugbetrieb wurde mit sofortiger Wirkung ab dem 14. Dezember eingestellt. Die letzte Maschine, ein Airbus A320, landete um 23:18 in Wien.
1000 Mitarbeiter verlieren durch die Niki-Pleite ihren Arbeitsplatz. Viele von ihnen fanden sich in Wien Schwechat ein um die letzte Maschine in Empfang zu nehmen. Damit wollte man Solidarität bekunden - immerhin scheint vorerst eine Ära zu Ende zu sein. Ein Niki-Pilot - er will nicht genannt werden - erzählt, wie es dazu kam.
Die Aktion entstand spontan - erst kurz zuvor hatten die Mitarbeiter von der Insolvenz erfahren. Viele von ihnen sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde.
Gemeinsam ging die "Niki Crew" durch den Securitybereich. Mit dabei waren auch AUA-Mitarbeiter, die früher bei Niki tätig waren. Ob oder wann die Mitarbeiter wieder an Bord gehen können, ist völlig unklar. Alle 28 Flugzeuge der Niki-Flotte müssen auf dem Boden bleiben. 10.000 Passagiere sitzen Schätzungen zufolge fest.
Der Flughafen Wien hat die Mitarbeiter kostenfrei mit Bussen auf das Flugfeld gebracht, auch die gesamte Security hat mitgespielt.
Als die Passagiere ausgestiegen sind, haben die Mitarbeiter geklatscht. Die Passagiere waren erleichtert - sie hatten befürchtet, nicht mehr heimzukommen.
Alle Mitarbeiter betraten noch einmal die Maschine. Dort sangen sie ein Lied - "und so haben wir uns von dem Flieger verabschiedet", berichtet der Pilot. Und weiter: "Es sind Tränen geflossen - es war schräg die Uniform noch einmal zu tragen."
Die "Niki Crew" hält zusammen. Wie es weitergeht, weiß niemand. Der "Niki Spirit" kam immer wieder zur Sprache - "stay united" wurde immer groß geschrieben. "Wir haben das gelebt und das hat man gestern auch gefühlt."
Bei Air Berlin will man einen alternativen Käufer finden. Bis dahin müssen die Mitarbeiter um ihre Jobs bangen. Kaufinteresse hat übrigens Niki Lauda, der mit der Thomas-Cook-Tochter Condor für Niki geboten hatte, allerdings Lufthansa und EasyJet unterlag. Am Donnerstag soll es eine Versammlung geben, wo die Mitarbeiter informiert werden.
Ankunft des letzten Fluges in Wien
(APA)
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