Umwelt

Wasser: Was wir brauchen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Im Vergleich zu Washington hat Österreich einen minimalen Wasserverbrauch. Die Wasserqualität ist sehr gut, der Gewässerschutz hingegen weniger.

Wien. Wasser zeichnet sich in Österreich dadurch aus, dass es einfach da ist – und zwar in guter Qualität. Lediglich an besonders heißen Tropentagen (die dieser Tage sehr weit weg scheinen) und rund um den Weltwassertag (der wesentlich näher ist, nämlich morgen abgehalten wird) rückt Wasser etwas mehr in den Mittelpunkt. Ein Überblick über die wichtigsten Aspekte.

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  • Gute Wasserversorgung

Im internationalen Vergleich ist Österreich mit Wasser gesegnet. Das liegt vor allem daran, dass hundert Prozent des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser bezogen werden (das durch die natürliche Filtration des Bodens gereinigt wird). Norwegen zum Beispiel muss 88 Prozent des Trinkwassers aus Oberflächenwasser beziehen, das zuerst teuer aufbereitet werden muss.

  • Durchschnittlicher Wasserverbrauch

Österreich ist eines der wasserreichsten Länder der Welt. 122 Kubikkilometer Wasser gibt es hierzulande (das entspricht etwa einem 30x30 Kilometer großen und 136 Meter hohen Aquarium). 77 Kubikkilometer Wasser davon stehen dem Menschen aufgrund der Wasserbilanz (nach Niederschlag, Verdunstung, Zu- und Abfluss) jährlich zur Verfügung. Davon werden gerade einmal drei Prozent genutzt: zwei Drittel von der Industrie, knapp ein Drittel von Haushalten und rund fünf Prozent von der Landwirtschaft. Weltweit entfallen übrigens 70 Prozent des Wasserverbrauchs auf die Landwirtschaft.

Pro Kopf verbrauchen die Österreicher zu Hause täglich 130 Liter (Stand 2016). Rechnet man Gewerbe und Industrie dazu, liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 183 Liter. Der Haushaltsbezug war schon einmal höher. „Vor 25 Jahren lag er bei rund 150 Liter. Damals lauteten die Prognosen für 2000 bzw. 2010, dass wir mehr als 200 Liter brauchen werden“, sagt Manfred Eisenhut von der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Bessere Haushaltsgeräte und Umdenken im Verbrauch haben den Wert gesenkt. Am meisten Wasser verbraucht wird über Wasserhahn (35 Liter), WC-Spülung (32 Liter) und Dusche (25 Liter).

  • Internationaler Vergleich

Beim Wasserverbrauch liegt Österreich im EU-weiten Durchschnitt. Frankreich liegt mit 112 Liter pro Tag darunter, Italien mit 213 Liter darüber. Weltweit gibt es extreme Unterschiede: In Indien liegt der Pro-Kopf-Verbrauch etwa bei 25 Liter, in Washington bei stolzen 631 Liter – täglich.

  • Gute Wasserqualität mit Ausnahmen

Heimische Gewässer sind bekannt für ihre gute Wasserqualität. 95,1 Prozent der Flüsse und Seen werden laut Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus als ausgezeichnet eingestuft. Auch die Grundwasserqualität ist überwiegend sehr gut, allerdings gibt es Bereiche (vorwiegend dicht besiedelte oder stark landwirtschaftlich genutzte, wie das Marchfeld), in denen Pestizide und Nitrat durch Auswaschungsprozesse ins Grundwasser gelangt sind.

  • Gewässerschutz ohne Finanzierung

Die Umweltschutzorganisation WWF fordert mehr ökologischen Gewässerschutz ein. 60 Prozent der heimischen Gewässer befinden sich in keinem guten Zustand und müssen saniert werden, sagt Gerhard Egger, Programmleiter Fließgewässer beim WWF. Schuld daran sei die starke Verbauung. Im Schnitt wird jeder Fluss oder Bach alle 600 Meter von einer Barriere, etwa einer Staumauer, Wehranlage oder Sohlschwelle, unterbrochen. Das wirke sich schlecht auf Flora und Fauna aus – und in späterer Folge wiederum auf die Wasserqualität. Egger appelliert deshalb an die Politik, die einst schon einmal vorgesehenen (und dann wieder zurückgezogenen) 150 Millionen Euro für naturnahe Uferstrukturierungen oder Revitalisierungen zu verankern. „Sonst haben wir einen nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan, zu dem wir EU-rechtlich verpflichtet sind, ohne Finanzierung.“ Generell habe Österreich im 20. Jahrhundert die „Herkulesaufgabe der Wasserqualität“ gut gemeistert. Im 21. Jahrhundert sei die ökologische Qualität die große Aufgabe. (ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2018)

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