ÖFB: Das Nationalteam sucht ein Zuhause

Das Klagenfurter Wörtherseestadion ist zwar schmuck, sein Zuhause hatte das Nationalteam aber immer in Wien.
Das Klagenfurter Wörtherseestadion ist zwar schmuck, sein Zuhause hatte das Nationalteam aber immer in Wien.(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Länderspiele in Klagenfurt oder Innsbruck sollen die Ausnahme bleiben, das Happel-Stadion genießt für den ÖFB weiter Priorität. Derzeit wird um die Benützungsgebühr gefeilscht.

Wien. Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) ist bestrebt, auch künftig Länderspiele in Wien auszutragen. Dafür bedarf es aber einer neuen Vereinbarung mit der Stadt, die die Benützungsgebühr für das Ernst-Happel-Stadion offenbar um ein Vielfaches erhöhen will. Für den Testspiel-Kracher am 10. Juni gegen Brasilien hat sich der ÖFB noch zu den bisherigen Konditionen eingemietet. Danach ist alles offen.

Die Länderspiele gegen Slowenien, am 30. Mai in Innsbruck gegen Russland und am 2. Juni in Klagenfurt gegen Deutschland trägt der ÖFB allesamt in den Bundesländern aus. „Wir haben gegenüber der Stadt Wien aber betont, dass uns der Standort Ernst-Happel-Stadion wichtig ist“, erklärte Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH. Sowohl das Fassungsvermögen als auch weitere Annehmlichkeiten in der Bundeshauptstadt seien attraktiv.

Foda: Kein klares Ja zu Wien

Aktuell hat der ÖFB allerdings keinen Vertrag mit der Stadt als Stadioneigentümerin. „Wir sind in laufenden Gesprächen“, sagte Neuhold. „Ich hoffe, dass wir zeitnah eine Einigung finden.“ Eine unbefristete Vereinbarung, die die Rahmenbedingungen für Länderspiele im Prater regelt, sei das Ziel. „Wir sind in einer Phase, in der wir zuversichtlich sind, dass wir zu einer Lösung kommen. Der Standort ist für uns wichtig, bereits für den Herbst.“

In diesem steht neben den Heimspielen der neu geschaffenen Nations League gegen Nordirland (12. Oktober) und Bosnien-Herzegowina (15. November) am 6. September auch ein Test gegen Schweden auf dem Programm. Im Happel-Oval ist am selben Tag der Wiener Business Run angesetzt. Der Spielort muss 120 Tage vor einem offiziellen Länderspiel bei der Uefa deponiert werden, weil beim europäischen Verband auch die Vermarktungsrechte liegen. So etwas wie ein Stichtag für die Verhandlungen mit Wien ist daher der 10. Mai. „Ein Vertragsabschluss ist wichtig, damit wir Planungssicherheit haben“, meinte Neuhold. Im Gegensatz zu Vorgänger Marcel Koller, der Wien klar bevorzugt hatte, sei Neo-Teamchef Franco Foda bei der Auswahl der Standorte flexibel. Neuhold: „Für ihn gibt es kein fixes Heimstadion in dem Sinn. Er ist offen für alles. Er sieht es in erster Linie als eine Entscheidung des ÖFB. Natürlich wird der Teamchef aber von uns in alle Überlegungen eingebunden.“

Sollte auf lange Sicht im Prater tatsächlich ein neues Nationalstadion gebaut werden, wäre laut Neuhold ein Fassungsvermögen im Bereich der aktuellen Arena das Ziel, also rund 50.000 Zuschauer. Im Juni könnte das Happel-Stadion bereits das nächste Mal an seine Kapazitätsgrenze stoßen, wenn Brasilien mit dem derzeit verletzten Superstar Neymar in Österreich seine WM-Generalprobe absolviert. „Solche Gegner sind nicht 100-prozentig planbar“, sagte Neuhold über den hochkarätigen Testspiel-Sommer.

Russland und Deutschland waren schon Ende des Vorjahres so gut wie fixiert. Im Jänner hatte sich dann auch noch die Agentur, die Brasilien exklusiv vermarktet, gemeldet. Ursprünglich waren mit Wien und London zwei Varianten angedacht. „Bei uns war mit Wien sehr schnell die Präferenz klar, weil unsere Partner und Fans davon mehr haben“, erklärte Neuhold. Der Test gegen den Rekordweltmeister sei die Krönung für ein auch sonst hochklassiges Länderspieljahr. „Wir haben jetzt zwei Gegner, die an Attraktivität nicht zu überbieten sind“, sagte Neuhold über Brasilien und Deutschland.

Der Zeitpunkt kurz vor der WM sei ein guter. Zusammen mit der sportlich interessanten Nations League soll 2018 dadurch zum „Wendepunkt“ beim Zuschauer-Interesse werden. „2017 hatten wir nicht den Besuch, den wir aus den Jahren 2014, 2015 und 2016 gewohnt waren“, gestand Neuhold.

Die Alarmglocken hätten spätestens nach den 11.700 Zuschauern geläutet, die im November zum ersten Länderspiel unter Foda gegen Uruguay (2:1) gekommen waren. Die Zahlen sollen wieder deutlich nach oben gehen. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2018)

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