Städte wie Venedig und Barcelona haben ein Luxusproblem, aus dem Ernst wurde: zu viele Gäste. Einheimische sind zornig, Veranstalter nervös. Lösungen gibt es. Die Frage ist, ob sie nicht zu spät kommen.
Wien. Eine Familie hat für ihren Urlaub in Barcelona einen Stadtführer engagiert. Als er sie abholt, begrüßt man ihn am Hotelempfang mit den Worten: „Wir wissen, wen sie suchen. Es sind unsere einzigen Gäste.“ Die Geschichte sei nicht erfunden, sagt Barcelonas Tourismusdirektor, Joan Torrella. Das sei so passiert. Allerdings im August 1992, kurz nach den Olympischen Sommerspielen, die Barcelona als Reiseziel auf die Weltkarte setzten.
Sommer 2017: Einheimische schlitzen einem Reisebus die Reifen auf. Auf die Hauswände hat jemand „Touristen, geht heim“ gesprayt. Protestzüge ziehen durch die Straßen. Seit Olympia sind in Kataloniens Hauptstadt 25 Jahre mit ungezügeltem Tourismuswachstum vergangen. Allein zwischen 2012 und 2015 stieg die Zahl der – registrierten – Ferienapartments von 2000 auf 9500. 2017 übernachteten in der 1,6 Millionen Menschen zählenden Metropole 17,4 Millionen Touristen. „Das europäische Modell ist schuld – wir haben lange Zeit Kurzurlaube beworben. Aber in zwei Tagen kannst du immer nur dieselben Sehenswürdigkeiten sehen“, sagt Torrella zur „Presse“. Die Urlauber konzentrierten sich gezwungenermaßen auf wenige Flecken. Und die Einwohner rund um Gaudís Kirche, Sagrada Familia, oder die Flaniermeile La Rambla hatten gezwungenermaßen irgendwann genug.