Frankreich: Terror und Tote im Supermarkt

Die Polizei stürmte am Nachmittag den Supermarkt Super U in Trèbes. Der Geiselnehmer wurde getötet.
Die Polizei stürmte am Nachmittag den Supermarkt Super U in Trèbes. Der Geiselnehmer wurde getötet. (c) REUTERS (SOCIAL MEDIA)
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Im Süden des Landes zog ein IS-Sympathisant, offenbar mit marokkanischen Wurzeln, eine Blutspur hinter sich. Er habe die Freilassung des Paris-Attentäters erpressen wollen.

Nicht einmal 6000 Einwohner zählt das Städtchen Trèbes im Süden Frankreichs, ganz in der Nähe der mittelalterlichen Stadt Carcassonne. Am Freitag waren beide Orte Schauplätze „eines Terroraktes“, wie Premierminister Édouard Philippe bestätigte. Der Täter, ein 25-Jähriger mit marokkanischen Wurzeln, schlug in beiden Städten zu. Zunächst raubte er ein Auto und griff Polizisten an. Danach überfiel er in Trèbes einen Supermarkt, schoss um sich, nahm Kunden und Personal als Geiseln.

Zwei Menschen wurden im Supermarkt vom Attentäter umgebracht. Bei einem Opfer soll es sich um einen Verkäufer handeln. Der Täter verschanzte sich im Geschäft und stellte seine Forderungen: Salah Abdeslam solle aus der Haft entlassen werden. Abdeslam gilt als ein Hauptverantwortlicher für die verheerenden IS-Attentate in Paris 2015, bei denen 130 Menschen ermordet worden waren.

Und auch der Geiselnehmer behauptete, ein Mitglied des sogenannten Islamischen Staates (IS) zu sein. Er wolle seine „Brüder“ rächen, die als Kämpfer des IS getötet worden sind. Zeugen wollen gehört haben, wie der Mann „Allahu Akbar“ rief. Später reklamierte auch der IS über seine Nachrichtenagentur Amaq die Tat für sich.

Paris schickte sogleich eine Spezialeinheit in die südfranzösische Kleinstadt Trèbes: Ein Experte dieser Sondereinheit versuchte, mit dem Geiselnehmer über die Freilassung der im Supermarkt Festgehaltenen zu verhandeln, während parallel die Einsatzleiter einen Zugriff vorbereiteten.

Schüsse auf Polizisten

Ein Polizist ließ sich gegen eine Geisel austauschen und betrat den Supermarkt. Drinnen wurde er vom Attentäter schwer verletzt. Der Beamte habe sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen lassen, berichtet der französische Innenminister Gérard Collomb. So hätten die Einsatzkräfte hören können, was sich im Supermarkt abspielte. Als plötzlich Schüsse fielen, stürmten sie das Geschäft. Der Attentäter wurde erschossen.

Der Mann hatte bereits vor der Geiselnahme zugeschlagen: Um zehn Uhr am Freitagvormittag, kehrten vier Mitglieder der Ordnungspolizei CRS in Carcassonne im südfranzösischen Département Aude in Sportkleidung in ihre Kaserne zurück, als sie plötzlich attackiert wurden. Der Angreifer versuchte zunächst, sie mit seinem Fahrzeug zu rammen, dann eröffnete er das Feuer. Einer der unbewaffneten Polizisten wurde an der Schulter verletzt.

(C) Die Presse

Der Attentäter hatte das Auto offenbar in Carcassonne geraubt und dabei einen Insassen getötet und den Fahrer verletzt. Die Identifizierung des Nummernschildes bringe alle Taten miteinander in Verbindung, hieß es am Freitag. Nach Carcassonne fuhr der Mann weiter nach Trèbes, wo er schließlich den Supermarkt stürmte.

Angreifer wurde observiert

Laut Polizei war der Täter bereits amtsbekannt. Er war wegen Drogenvergehen aufgefallen. Zudem sei er wegen einer möglichen Radikalisierung observiert worden. Einen Terrorakt hatten ihm die Behörden aber offenbar nicht zugetraut. Am Freitagabend gab die Polizei dann bekannt, in Verbindung mit dem Attentat eine Frau festgenommen zu haben.
Zwar haben die Extremisten des IS den Krieg in Syrien und im Irak militärisch verloren. Doch in Frankreich wächst die Angst, dass das Land immer mehr ins Visier jihadistischer Heimkehrer und anderer IS-Sympathisanten geraten könnte. Im Oktober 2017 hatte ein Mann vor dem Bahnhof Saint-Charles von Marseille zwei junge Frauen erstochen, er wurde anschließend von patrouillierenden Soldaten erschossen. (ag./r. b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2018)

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