Griechischer Finanzminister bestätigt Verschleierungen

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Die US-Bank Goldman Sachs hat Griechenland geholfen, seine tristen Staatsfinanzen vor der EU zu verschleiern. Rechtlich dürfte das gedeckt gewesen sein. Der griechische Finanzminister bestätigt.

Kredite, die als Währungsgeschäfte getarnt wurden, verschleierten die griechische Staatsverschuldung über Jahre hinweg. Wie die New York Times berichtet, kassierte Goldman dafür in Summe Provisionen in Höhe von rund 300 Millionen Dollar. Angeblich sind auch weitere Banken wie etwa JP Morgan Chase involviert.

Der griechische Finanzminister Giorgos Papaconstantinou bestätigte Berichte, wonach Griechenland seine Haushaltszahlen durch den Einsatz von Derivate-Geschäften geschönt hatte. Diese Geschäfte seien damals legal gewesen. "Griechenland war nicht das einzige Land, das sie eingesetzt hat. Nach Angaben der New York Times hat auch Italien 1996 ähnliche Geschäfte abgeschlossen.

"Wenn eine Regierung schummeln will, dann schummelt sie", analysiert Garry Schinasi von der "International Monetary Fund's capital markets surceillance unit". Somit ist die Wall Street indirekt für die Schwäche des Euroraums derzeit mitverantwortlich.

Göttliche Transaktionen

Die Geschäfte hatten kreative Namen, in erster Linie von griechischen Gottheiten. Zum Beispiel "Aeolos", Gott des Windes. Wie aus einem Bericht des griechischen Finanzministeriums hervorgeht, brachten die Geschäfte rund eine Milliarde Dollar für die Statistik.

Konkret soll Goldman "Cross-currency-swaps" im Wert von zehn Milliarden Dollar getätigt haben, wie die Agentur Bloomberg berichtet. Dieser wurde dann in Euro umgerechnet, wodurch der Wert sank und rund eine Milliarde Dollar fürs Budget generierte.

Doch die Geschäfte rächen sich nun, wo Griechenland wirklich sparen muss. So sind zum Beispiel Einnahmen aus der Lotteriegesellschaft oder Flughafengebühren auf Jahre hinaus verpfändet.

Cross Currency Swap

Bei einem Währungsswap vereinbaren zwei Parteien den Tausch von Zins- und Kapitalzahlungen in unterschiedlichen Währungen. Er funktioniert im Prinzip wie ein Zinsswap. Dadurch entstehen "komperative Zinsvorteile": Der Teilnehmer mit der schlechteren Bonität "leiht" sich die gute Kreditwürdigkeit seines Swap-Partners. Dieser holt sich Geld vom Kapitalmarkt zu guten Zinsen und gibt sie an den Partner weiter. Dieser zahlt nun die niedrigen Zinsen fix sowie eine Gebühr an den Kapitalbeschaffer. Dieser wiederum hofft auf fallende Zinsen, um die Mehrkosten (er zahlt ja die höheren Zinsen für den Partner) auszugleichen. Angenommen, er holt sich Geld um fünf Prozent und der schwächere Partner zahlt sechs Prozent, so verdient der Beschaffer ein Prozent. Fällt der Zinssatz nun auf zwei Prozent, so verdient er vier Prozent.

Griechen sparen zu wenig

Die Griechen bewerten den Sparkurs ihrer Regierung laut einer Umfrage als notwendig, aber unzureichend. Wie aus einer in der Zeitung "Proto Thema" am Sonntag veröffentlichten Befragung hervorgeht, erachten 65 Prozent der Griechen die Rosskur als erforderlich. Aber nur 41 Prozent der Befragten denken, dass die Pläne genügen, um das Land aus der Schuldenkrise zu führen.

Knapp 56 Prozent sind der Meinung, dass die Angestellten im Öffentlichen Dienst trotz der Budgetkürzungen weiterhin bessergestellt sind als die Arbeitnehmer im Privatsektor. Fast 64 Prozent sehen die Politiker als die Hauptschuldigen für die Haushaltsmisere. Nach Ansicht von knapp 61 Prozent der Befragten geht das Krisenmanagement von Ministerpräsident Giorgos Papandreou aber in die richtige Richtung.

Regierung will noch mehr sparen

Die griechische Regierung ist nach Worten von Finanzminister Giorgos Papaconstantinou zu weiteren Sparmaßnahmen im Kampf gegen seine hohe Staatsverschuldung bereit. "Wenn zusätzliche Maßnahmen notwendig sind, werden wir sie ergreifen", sagte Papaconstantinou am Montag bei einem Vortrag kurz vor dem Treffen der Finanzminister der Euro-Zone in Brüssel. Seine Regierung versuche, den Kurs der Titanic umzusteuern. Dies sei nicht innerhalb eines Tages möglich. Der Finanzminister warnte, Spekulationen, denen Griechenland an den Finanzmärkten derzeit ausgesetzt sei, könnten jederzeit auch andere europäische Länder erfassen.

(Ag./Red)

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