Verlag Springer Nature kündigt Milliarden-Börsengang an

Trotz der turbulenten Märkte wagt sich mit dem Wissenschaftsverlag Springer Nature das nächste Schwergewicht an die Frankfurter Börse.

Der Wissenschaftsverlag Springer Nature will beim Börsegang in Frankfurt 1,2 Milliarden Euro für den Schuldenabbau einsammeln, wie das von der Verlagsgruppe Holtzbrinck und dem Finanzinvestor BC Partners kontrollierte Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Weitere Aktien will BC Partners auf den Markt werfen. "Der angestrebte Börsengang wird uns helfen, unsere künftige Entwicklung zu beschleunigen", sagte Vorstandschef Daniel Ropers.

Nach Siemens Healthineers und DWS, der Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank, soll Springer Nature bereits die dritte Milliardenemission in Deutschland in diesem Jahr werden. Der Wissenschaftsverlag publiziert jährlich rund 13.000 neue Buchtitel und verlegt fast 3000 Fachzeitschriften wie das weltbekannte Wissenschaftsmagazin "Nature" - die meisten davon online. Mit dem Berliner Verlagskonzern Axel Springer ("Bild") hat Springer Nature nichts zu tun.

Der Wissenschaftsverlag kam 2017 mit rund 13.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 1,64 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn (bereinigtes Ebitda) von 551 Millionen Euro. Gemessen an der Bewertung von Konkurrenten wie Relx und Informa könnte Springer Nature auf einen Börsenwert von mehr als sieben Milliarden Euro kommen.

Springer Nature war erst 2015 aus der Fusion von Springer Science mit der Holtzbrinck-Tochter Macmillan Science & Education entstanden. Verleger Stefan von Holtzbrinck hält seither 53 Prozent der Anteile, BC Partners den Rest. Holtzbrinck will im Gegensatz zu BC Partners beim Börsengang keine Aktien auf den Markt werfen. Mit der Umwandlung des Unternehmens in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (AG & Co. KGaA) sichert er sich dauerhaft Einfluss - auch dann, wenn sein Anteil sinkt.

Sofern Holtzbrinck beim Börsengang keine zusätzlichen Aktien erwirbt, dürfte sein Anteil bei Springer Nature unter 50 Prozent fallen. Er will aber langfristig bei dem Unternehmen engagiert bleiben. BC Partners wird sich dagegen über kurz oder lang komplett von seinen Anteilen trennen. "Der Börsengang ist ein logischer Schritt, um die Flexibilität für einen späteren Ausstieg für BC Partners zu schaffen", sagte Springer-Nature-Finanzchef Ulrich Vest.

Anleger will der Wissenschaftsverlag mit hohen Dividenden locken. "Da die akademischen Ausgaben weitgehend konjunkturunabhängig sind, können wir ein stabiles Umsatzwachstum mit starken Margen und steigenden Cash Flows verbinden", warb Vest. "Auf diese Weise können wir unseren Aktionären attraktive und stabile Renditen bieten." Für 2018 soll die Ausschüttung bei 110 Millionen Euro liegen, künftig sollen 50 Prozent des bereinigten Jahresergebnisses als Dividende ausgezahlt werden. Mit dem Geld aus dem Börsengang will Springer Nature die Verschuldung auf rund 1,9 Milliarden von gut drei Milliarden Euro drücken.

Auch Nfon will an die Börse

Der Frankfurter Börse steht in den nächsten Monaten eine Flut von Neuemissionen bevor. Auch die Angst vor einem drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China oder die jüngsten Entwicklungen im Syrien-Konflikt schrecken die Börsenkandidaten nicht ab.

Am Donnerstag machte auch der Münchener Cloud-Telefonieanbieter Nfon seine Börsenpläne offiziell. Die Emission wird aber deutlich kleiner als die von Springer Nature. Der Gang aufs Parkett soll NFon selbst rund 50 Millionen Euro einbringen. Daneben wollen sich Altaktionäre von Anteilen trennen, der Streubesitz soll nach dem Börsengang bei rund 50 Prozent liegen. Weder Springer Nature noch NFon nannten einen genauen Termin für den Börsengang, in der Regel vergehen von der Ankündigung bis zur Erstnotiz rund vier Wochen. Einen Schritt weiter ist das hessische Softwareunternehmen Serviceware, dessen Börsengang rund 100 Millionen Euro einbringen soll. Es plant die Erstnotiz für den 20. April.

In der Schlange steht mit dem Münchner Bremsen-Hersteller Knorr-Bremse auch ein weiterer möglicher Milliarden-Börsengang. Daneben planen unter anderem der Wohnmobil-Hersteller Knaus-Tabbert, der Textil-Discounter Takko, der Möbelversender Home24 und der Homeshopping-Sender HSE24 den Sprung aufs Parkett.

(Reuters)

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