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Antisemitische Texte: Campino kritisiert Echo für Rapper

Axel Schmidt/Pool via Reuters
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Ihre verharmlosenden und antisemitischen Worte beherrschten die Echo-Verleihung am Donnerstag - denn die Rapper Kollegah und Farid gewannen einen Preis.

Dass dieser Zeile ein Aufschrei folgen würde, war den beiden Rappern Farid Bang und Kollegah wohl klar. Im Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“ heißt es im Song „0815“: „mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“. Tatsächlich waren die Songtexte der Aufreger der Echo-Musikverleihung am Donnerstagabend in Berlin.

Zuvor hatte der siebenköpfige Ethikbeirat des Preises noch einen formaler Ausschluss vom Preis diskutiert, wie man in deutschen Medien lesen kann. „Nach intensiver und teilweise kontroverser Diskussion“ kam dieser zu dem Schluss, dass ein Ausschluss nicht der richtige Weg sei. Es sei ein Grenzfall. Doch damit endete es nicht, denn gerade Kollegah und Farid Bang gewannen den Echo in der Kategorie Hip-Hop/Urban National.

"Keinen tieferen Sinn suchen, wo es keinen gibt"

Punkrocker Campino von den Toten Hosen, mit seiner Band Preisträger in der Kategorie "Rock national", sprach die Sache an. Er las, emotional und sichtlich aufgewühlt, was er zuvor auf einen Zettel geschrieben hatte (er wollte sich nicht vergaloppieren): "Das Stück über das sich alle streiten, kommt aus dem Battle Rap wo es immer darum geht, immer krasser mit den Texten zu werden und sich gegenseitig zu toppen. Wenn man das bedenkt, relativiert es einiges", sagte der Sänger. "Wir sollten keinen tieferen Sinn suchen, wo es keinen Sinn gibt."

Provokation, so Campino weiter, sei gut und wichtig. Habe die Provokation aber eine frauenverachtende, homophobe, rechtsextreme oder antisemitische Form, sei seine persönliche Grenze überschritten. Kräftiger Applaus aus dem Publikum, auch ein paar Buhrufe.

Kollegah sagte, er würde "die Aufregung nicht ganz verstehen". Und: "Ich will hier keine Politikdebatte daraus machen". Campino habe sich als moralische Instanz aufgespielt, das gebühre einem so großen Musiker nicht. Er erntete laute Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum.

Kritik übte freilich nicht nur Campino: „Dass ausgerechnet am 12. April, dem Holocaustgedenktag in Israel, die Echo-Verleihung von dieser Nominierung überschattet wird, ist makaber und beschämend“, sagte Peter Maffay zuvor.

Ed Sheeran kam nicht

Die weiteren Ehrungen verliefen erwartbar: Der große Gewinner des Abends war der Brite Ed Sheeran. Er wurde in den Kategorien Album des Jahres, Hit des Jahres und bester internationaler Künstler geehrt, nahm die Auszeichnungen aber nicht persönlich entgegen. Der 27-Jährige bedankte sich per Videobotschaft aus Japan.

Helene Fischer räumte in der Kategorie Schlager ab. Mit ihren inzwischen 17 Echos ist sie die Rekordhalterin. "Ich genieße diesen Erfolg gerade unfassbar", sagte die 33-Jährige auf der Bühne.

Sänger Mark Forster gewinnt ersten Echo

Seinen ersten Echo gewann der Sänger Mark Forster. Der 34-Jährige erhielt den Preis in der Kategorie Künstler Pop national. "Ich hatte heute als ich hergekommen bin richtig Bock, einen Echo zu gewinnen", sagte er auf der Bühne. Forster war schon öfter nominiert, hatte aber noch nie gewonnen.

Zuvor hatten Alice Merton (Künstlerin Pop national), Milky Chance (Band Pop national) und Haiyti (Kritikerpreis) Preise abgeräumt. Wincent Weiss gewann die Auszeichnung als nationaler Newcomer. Luis Fonsi wurde als internationaler Newcomer geehrt. Der DJ Robin Schulz gewann den Echo in der Kategorie Dance national. Er konnte den Preis allerdings wegen Krankheit nicht selbst entgegennehmen.

Zwischendurch sorgten unter anderem die Popstars Kylie Minogue, Rita Ora, Shawn Mendes und Jason Derulo für musikalische Unterhaltung. Zwei eher ungewöhnliche Auftritte legte Fischer hin. Zuerst performte sie ihr Lied "Lieb mich dann" mit dem Jazzmusiker Götz Alsmann und dem Gitarristen Gregor Meyle. Später sang sie gemeinsam mit Luis Fonsi. "Wir vom Schlager sind einfach überall - auch da, wo niemand mit uns rechnet", sagte sie.

Die Nominierungen für den Echo ergeben sich aus den Verkaufszahlen der Musiker: Die fünf erfolgreichsten Künstler kommen auf die Liste. Eine 550-köpfige Jury entscheidet, wer gewinnt. Zu den Juroren gehören Journalisten, Händler, Produzenten, ehemalige Preisträger und Nominierte sowie Label-Vertreter.

(red.)

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