Der Favorit Djukanovic war seit 1991 sechs Mal Premier und ein Mal Präsident. Premier Markovic hofft auf einen Kandidaten, der den EU-Annäherungskurs fortsetzen wird.
Die Präsidentenwahl in Montenegro war am Sonntag ruhig und mit einer etwas geringeren Wahlbeteiligung als bei den Parlamentswahlen im Oktober 2016 verlaufen. Nach Angaben der nicht-staatlichen Organisation CEMI haben bis 11.00 Uhr 18,5 Prozent der Wahlberechtigten am Urnengang teilgenommen, 2016 um dieselbe Zeit um 2,2 Prozentpunkte mehr. Damals hatte die Wahlbeteiligung knapp 73 Prozent betragen.
Größtes Interesse an der Stimmabgabe war am Vormittag laut CEMI in der Hauptstadt Podgorica registriert worden, wo bis 11.00 Uhr mehr als 20 Prozent der Stimmberechtigten am Urnengang teilgenommen haben. Im Norden, der traditionell als proserbisch und prorussisch gilt, gaben zum gleichen Zeitpunkt gut 15 Prozent ihre Stimme ab.
Premier Dusko Markovic gab nach seiner Stimmabgabe seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Montenegriner einen Präsidenten wählen, der die Fortsetzung der EU-Annäherung und die Prosperität des Landes sicherstellt.
Albaner lobbyieren für Djukanovic
Der ehemalige Langzeitpremier Milo Djukanovic, der seit 1991 - wie Medien hervorhoben - sechsmal Premier und einmal - zwischen 1998 und 2002 - auch Präsident war, gilt als klarer Wahlfavorit. Der 56-jährige hofft darauf, bereits im ersten Durchgang die notwendige Mehrheit erhalten zu können. Der Chef der regierenden Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS) rechnet bei der Präsidentenwahl auch mit der Unterstützung durch Minderheitengruppen. Die Ministerpräsidenten des Kosovo und Albaniens, Ramush Haradinaj und Edi Rama, appellierten vor der Wahl an die in Montenegro lebenden Albaner, ihre Stimme für Djukanovic abzugeben.
Im Rennen sind sieben Kandidaten. Als größter Herausforderer Djukanovics gilt Mladen Bojanic. Mehrere Oppositionskräfte hatten sich auf den 55-jährigen Wirtschaftsexperten als Präsidentschaftskandidaten geeinigt: Die prorussische Demokratische Front, die Vereinigte Reformaktion, die Sozialistische Volkspartei und die Demokraten. Der Menschenrechtsaktivist machte im Vorjahr durch seinen Einsatz für eine Volksabstimmung über den NATO-Beitritt von sich reden. Als Präsident will Bojanic nach eigenen Worten den EU-Annäherungsprozess des Adria-Staates fortsetzen.
Erstmals kandidiert eine Frau
Mit Draginja Vuksanovic ist zum ersten Mal auch eine Frau im Rennen. Ihre Sozialdemokratische Partei (SDP) war bis 2016 fast 18 Jahre lang der kleine Regierungspartner der DPS. Sowohl Bojanic als auch Vuksanovic bleiben laut früheren Umfragen weit hinter Djukanovic zurück.
Wahlberechtigt sind knapp 533.000 Bürger des rund 620.000-Einwohner-Staates. Wahlbeobachter der nicht-staatlichen Organisationen CEMI und CDT, die mit rund 1.600 Personen den Urnengang verfolgen, registrierten Unregelmäßigkeiten. Sie berichteten von Irregularitäten wie etwa vom Fotografieren von Wahlzetteln sowie von Versuchen der zweimaligen Stimmabgabe.
(APA)