LG fixiert Milliarden-Deal in Österreich

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Der Milliardendeal ist also doch geglückt. Der südkoreanische LG-Konzern übernimmt den Scheinwerferhersteller ZKW um 1,1 Milliarden Euro. Oliver Schubert bleibt Chef des nö. Paradeunternehmens.

Ein Jahr, nachdem die beiden Oberösterreicher Erwin Bernecker und Josef Rainer ihr einst im Keller einer Bank gegründetes und auf 3000 Mitarbeiter gewachsenes Automationsunternehmens B&R um 1,8 Milliarden Euro an den Schweizer Elektrotechnikkonzern ABB verkauft haben, steht erneut eine heimische Paradefirma im Mittelpunkt eines Milliardendeals. Diesmal ist es der niederösterreichische Scheinwerferhersteller ZKW. Der 77-jährige Industrielle Ulrich Mommert verkauft den 1,2 Milliarden Euro Umsatz großen Konzern mit Sitz in Wieselburg und weltweit 9000 Mitarbeiter nach Südkorea: LG Electronics übernimmt 70 Prozent der Anteile, dessen Mutter LG Corp. die übrigen 30 Prozent. Der Kaufpreis: 1,1 Milliarden Euro.

Das Beleuchtungsgeschäft von ZKW, das sich auf Teile für Premiumautos konzentriere, werde eine viel größere Marktpräsenz durch das globale Verkaufsnetz von LG haben, hieß es. "ZKWs Angebote werden das wachsenden Geschäft mit Autoteilen von LG ergänzen." Die Südkoreaner kündigten an, zusammen mit ZKW "intelligente Beleuchtungslösungen" zu entwickeln, die dank Sensoren und Fahrzeugkameras auch Informationen und Warnungen auf der Straße anzeigen können.

LG verpflichte sich, die Autonomie von ZKW und die Arbeitsplatzkultur für die mehr als 9000 Beschäftigten zu erhalten. "Für die Produktion in Österreich wird sich zumindest für die nächsten fünf Jahre nichts ändern." Oliver Schubert bleibt Chef der ZKW. 

Für LG Electronics ist es die bisher größte Übernahme in der 60-jährigen Unternehmensgeschichte. Der Konzern kann sie sich locker leisten. Allein im abgelaufenen ersten Quartal  wurden bei 11,4 Milliarden Euro Umsatz dank starker Verkäufe von hochauflösenden Oled-Fernsehern und teuren Haushaltsgeräten umgerechnet 835 Millionen Euro verdient. Das ist der höchste Wert seit neun Jahren.

Mit Kompomenten für Fahrzeuge haben die Südkoreaner im Vorjahr 3,15 Milliarden Dollar umgesetzt, ein Plus von 26 gegenüber 2016. Der weltweite Markt für Autobeleuchtung hat laut LG ein Volumen von 24,5 Milliarden Dollar, er werde bis 2020 auf 29 Milliarden Dollar wachsen. Mit der Übernahme von ZKW sichere man sich eine führende Position.

Bestes Ergebnis in der Firmengeschichte

ZKW spielt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch technologisch in der Weltliga mit. Die ZKW-Unternehmensgruppe hat im Vorjahr das beste Ergebnis in der Firmengeschichte erzielt. Der Umsatz kletterte um knapp 30 Prozent auf  1,26 Milliarden Euro. Der Personalstand stieg von 2016 auf 2017 von 7500 auf knapp 9000.

Die Firma ist an acht Standorten vertreten. Zwei Werke befinden sich in Österreich - in Wieselburg und Wiener Neustadt. Die anderen Niederlassungen sind in der Slowakei, in Tschechien, China, Indien, Mexiko und in den USA. Zu den Kunden zählen bekannte Fahrzeughersteller wie Audi, BMW, General Motors, Porsche, Mercedes Benz, Opel, Rolls-Royce, Scania oder VW. Die Hersteller fordern dabei zunehmend kompaktere und niedriger gebaute Frontscheinwerfer, die leistungsstark, effizient und steuerbar sein sollen.

Ein Beispiel dafür, wo ZKW-Produkte zum Einsatz kommen, ist das Hightech-Elektroauto i8 von BMW. Bei diesem wird ein neues Laserlichtsystem eingebaut. Um die Zielvorgaben zu erreichen, entwickelten die Niederösterreicher spezielle Laserdioden, die 75 Prozent weniger Platz als LED benötigen und die Leuchtdichte verzehnfachen. Dafür arbeitete die Firma mit Seibersdorf Laboratories zusammen. Bei ZKW selbst sind 400 Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung beschäftigt.

Turbulente Firmengeschichte

ZKW ist heute ein global agierendes Technologieunternehmen. Die Firmengeschichte verlief jedoch äußerst turbulent. Die Gründung erfolgte 1938 durch Kommerzialrat Karl Zizala in Wien - daher der Name ZKW. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Firma Metallwaren aller Art her. In den 1950er-Jahren spezialisierte sie sich auf Produkte für die Fahrzeugindustrie wie Auspuffe, Räder und Griffe für Mopeds.

In den 1970er-Jahren ging es nach dem Tod des Firmengründers wirtschaftlich bergab. Daher gab die Gründerfamilie Anteile ab. 1982 wurde ZKW von der deutschen Industriellenfamilie Mommert übernommen. Diese hatte mit der Autowirtschaft zu tun.

Unter dem neuen Eigentümer erfolgte die Fokussierung auf die Kfz-Beleuchtung. Richtig durchgestartet sind die Niederösterreicher ab dem Jahr 2007, als kurz hintereinander Werke in der Slowakei, China und Indien eröffnet wurde. 

Heute zählt ZKW zu den innovativsten Unternehmen Österreichs. Im Vorjahr wurden 49 europäische Patente angemeldet. Mehr Patentanmeldungen hatten nur der Chemiekonzern Boreals und der steirische Chip- und Sensorenhersteller ams vorzuweisen.

Immer wieder Verkaufsgerüchte

Über den Verkauf von ZKW war seit Jahren spekuliert worden. 2016 berichteten japanische Medien, dass Panasonic für das niederösterreichische Paradeunternehmen knapp eine Milliarde Euro bieten würden. 2017 kam erstmals der südkoreanische Elektronikriese LG als möglicher Käufer ins Spiel. Anfang 2018 hatte es schliesslich geheißen, der Deal mit LG seit gescheitert.

LG Electronics ist der weltweit zweitgrößte TV-Hersteller und der weltweit drittgrößte Haushaltsgerätehersteller. Darüber hinaus ist der Konzern mit Sitz in Seoul im Mobilfunk tätig und nach Samsung die Nummer zwei auf dem Smartphone-Markt in Südkorea. Der Konzern hat im Vorjahr  48,16 Milliarden Euro umgesetzt und dabei 1,28 Milliarden Euro verdient. LG Electronics wird von der Holding LG Corp. kontrolliert, deren Gewinn bei 1,46 Milliarden Euro lag.

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