Schuldspruch für U-Boot-Bauer

Peter Madsen 2017
Peter Madsen 2017(c) APA/AFP/Scanpix Denmark/BAX LINDHARDT (BAX LINDHARDT)
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Das Amtsgericht in Kopenhagen hat den Erfinder Peter Madsen zu lebenslanger Haft verurteilt. Er soll die Journalistin Kim Wall gefoltert, getötet und zersägt haben.

Kopenhagen. Die Erleichterung bei Kim Walls Eltern nach elf Prozesstagen war groß. Im Gerichtsaal 60 des Kopenhagener Amtsgericht „Byret“ ging am Mittwoch einer der Aufsehen erregendsten Mordprozesse in der Landesgeschichte zu Ende. Einstimmig verurteilten Richterin Anette Burkö und ihre beiden Geschworenen den dänischen Erfinder Peter Madsen wegen Mordes an der schwedischen Journalistin Wall zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe.

Vergeblich hatte Madsen jeden rechtlichen Winkelzug genutzt, der ihm zur Verfügung stand. Das Gericht sah es aber als erwiesen an, dass der 47-jährige Erfinder die 30-jährige Reporterin im August 2017 bei einer gemeinsamen Rundfahrt in seinem selbst gebauten U-Boot UC3 Nautilus gefesselt, gefoltert und dann ermordet und zerstückelt hat, bevor er ihre Einzelteile, mit Röhren beschwert, ins Meer warf. Madsens Anwältin teilte umgehend mit, gegen das Urteil berufen zu wollen.

Mit dem Urteil stimmt das Gericht der Ansicht der Staatsanwaltschaft in allen wesentlichen Punkten zu. Demnach hatte Madsen Wall „an Kopf, Armen und Beinen“ festgebunden, bevor er sie in „lebendem Zustand“ misshandelte, in dem er sie „schlug, stach, schnitt und zuletzt tötete“. Auch besonders gefährliche sexuelle Übergriffe habe er an ihr begangen, so die Richterin. Getötet wurde die Journalistin dann vermutlich durch einen Schnitt am Hals oder durch Erdrosseln – die genaue Todesursache konnte nicht mehr festgestellt werden.

Das zufällige Opfer

Vermutet wird, dass der Mord zwischen 22 Uhr am 22. August 2017 und zehn Uhr morgens am Folgetag geschah. Anschließend zersägte Madsen die Leiche. Er nutzte teils mit Riemen befestigte Metallröhren als Gewichte, um die Körperteile in Plastikbeuteln in der Køgebucht vor Kopenhagen zu versenken. Danach versenkte er auch das U-Boot.

Lebenslang beinhaltet in Dänemark, dass Madsen nach zwölf Jahren eine Prüfung beantragen kann. Im Durchschnitt sitzen lebenslänglich Verurteilte 15 bis 16 Jahre, in besonders groben Fällen auch viel länger. So befindet sich der zweifache Mörder Naum Conevski bereits seit 34 Jahren hinter Gittern. Neben der Haftstrafe muss Madsen die Gerichtskosten bezahlen, sein geborgenes U-Boot wird konfisziert wie auch sein Computer, auf dem zahlreiche Hinrichtungsvideos aus dem Internet gefunden wurden. 120.000 Kronen (rund 16.000 Euro) muss er an den Lebensgefährten von Wall zahlen.

Richterin Burkö begründete das Urteil ausführlich. Demnach wurde Wall nur zufällig zum Opfer. Madsen hatte drei Frauen ins U-Boot eingeladen. Sie war die erste, die zusagte, um eine Reportage zu schreiben. „Es ist auch bewiesen, dass Madsen ein ausgewiesenes Interesse für Mord und die Verstümmelung von Menschen hat“, so die Richterin. Die Tatsache, dass Madsen vor der Abfahrt mit Wall eine Säge und schwere Rohrstücke an Bord brachte, zeuge von der Vorsätzlichkeit seiner Tat.

Während die Richterin nüchtern ihr Urteil referierte, starrte Madsen leer vor sich hin. Seine Version der Ereignisse hatte er im Verlauf der Ermittlungen drei Mal komplett abgeändert. Er bestreitet den Mord, legte den Tod Walls als Unfall dar und gab lediglich zu, die Leiche in einer panischen Kurzschlussreaktion zersägt zu haben, um sie aus dem U-Boot zu schaffen und „im Meer zu beerdigen“.

ZUR PERSON

Peter Madsen, 47, wurde als Bauer von drei privaten U-Booten und mehreren Raketen über die Grenzen Dänemarks hinaus bekannt. 2008 stellte er sein größtes U-Boot, die UC3 Nautilus, fertig, auf dem die Journalistin Kim Wall starb.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2018)

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