Inflationsrate in der Euro-Zone sinkt trotz der EZB-Geldspritzen

APA/dpa/Boris Roessler
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Um die Inflation anzuheizen, hat die EZB über Wertpapierkäufe bereits 2,37 Billionen Euro in das Finanzsystem gepumpt. Doch das Ziel ist noch immer nicht in Sichtweite.

Trotz der lockeren Geldpolitik der EZB hat sich der Preisauftrieb in der Euro-Zone verlangsamt. Die Teuerungsrate lag im April nur noch bei 1,2 Prozent und damit einen Tick niedriger als im März, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag auf Basis einer Schnellschätzung mitteilte. Verarbeitete Lebensmittel einschließlich Alkohol und Tabak verteuerten sich um 3,1 Prozent, Energie um 2,5 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen zogen 1,0 Prozent an. Um die Inflation anzuheizen, hat die EZB über Wertpapierkäufe bereits 2,37 Billionen Euro in das Finanzsystem gepumpt. Doch der von den Währungshütern als ideal für die Konjunktur angestrebte Wert von knapp zwei Prozent ist noch immer nicht in Sichtweite.

Laut EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hat die Notenbank jedoch bereits "substanzielle Fortschritte" auf dem Weg zum Erreichen ihres Ziels gemacht. Die Aufgabe sei aber noch nicht erfüllt. "Insgesamt bleibt ein großes Ausmaß an geldpolitischem Anschub notwendig." Nur so könne sich Preisdruck aufbauen, was dann die Inflationsentwicklung mittelfristig unterstütze. Praet mahnte daher zur Geduld.

Die Europäische Zentralbank erwirbt jeden Monat Wertpapiere im Volumen von 30 Milliarden Euro - und das noch mindestens bis Ende September. Unklar ist aber, wie es danach weitergeht.

Laut LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert dürften die Inflationsdaten den Befürwortern eines eher zögerlichen Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik Munition liefern: "Wir rechnen erst für die Ratssitzung im Juli mit einem Beschluss zum Ende der Nettoanleihekäufe." Da die Währungshüter ihr Inflationsziel noch längst nicht erreicht hätten, gebe es dafür streng genommen aber keinen zwingenden Grund, wendet Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Vaduz ein: "EZB-Chef Mario Draghi wird deshalb für einen Stopp der Anleihekäufe zum Jahresende sein ganzes rhetorisches Geschick aufbieten müssen."

Die Brüsseler EU-Kommission geht in ihren jüngsten Vorhersagen davon aus, dass die Inflationsrate im laufenden und auch im nächsten Jahre mit 1,5 beziehungsweise 1,6 Prozent deutlich unter dem Ziel der EZB bleiben wird. Und nach hauseigenen Prognosen der Zentralbank in Frankfurt wird im Jahr 2020 ein Wert von 1,7 Prozent erreicht.

Für Bundesbank-Präsident Jens Weidmann stimmt dies in etwa mit dem EZB-Ziel überein, auf mittlere Sicht eine Teuerung von nahe, aber unter zwei Prozent zu erreichen. Die Notenbank peilt diesen Wert an, da er aus ihrer Sicht einen Sicherheitsabstand zu einer für die Konjunktur brandgefährlichen Abwärtsspirale garantiert: Dies kommt bei fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und rückläufigen Investitionen in Gang. Der Beginn der geldpolitischen Normalisierung sollte laut Weidmann nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die Erwartungen an den Finanzmärkten, die mit einer ersten Anhebung von Schlüsselzinsen um Mitte 2019 herum rechnen, nannte er jüngst "nicht ganz unrealistisch". Neue Inflations- und Wirtschaftsprognosen der EZB-Volkswirte werden zur nächsten Zinssitzung am 14. Juni erwartet.

(Reuters)

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