Mein Freitag

Wenn der Maikäfer um die blühende Fichte fliegt

Maikäfer auf einem Blatt
Maikäfer auf einem BlattAPA/dpa/Holger Hollemann
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Manche Bäume und manche Tiere haben nur alle paar Jahre ihren großen Moment.

Es hat überhaupt keinen Sinn, die gelbe Schicht zu entfernen, die derzeit unser Leben bedeckt. Also lassen Sie Ihr Auto dreckig, die Fenster ungeputzt, die Gartenmöbel staubig, es wäre verlorene Liebesmüh. Setzen Sie sich aber lieber nicht mit weißen Hosen drauf. Weiße Hosen sind grundsätzlich ein Irrtum, wenn es sich nicht um Berufskleidung handelt.

Es kommt noch mehr Gelb von oben, wenn man Fichtenpollenexperten glaubt. Denn auf die Hauptblütezeit der Bäume folgt die Nachblüte, die sogar bis Anfang Juli dauern kann. Diese Fichten machen sich ganz schön bemerkbar. Irgendwie verständlich, sie kommen ja nur alle vier bis sieben Jahre dran und fristen sonst ein recht unspektakuläres Leben.

Lang warten mussten auch die Maikäfer, rund vier Jahre dauert ihre Entwicklung, aber keiner hat sie in der Zwischenzeit vermisst. Ein Jahr, in dem der Sommer bereits im April begann, die Fichten blühen, die Maikäfer fliegen und die Birkenpollensaison nahtlos in die der Gräserpollen übergeht, muss ein besonderes sein. Die meisten Blitze gab es ja bereits. Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass es mehr Zecken denn je gibt, die Gelsen ungewöhnlich groß sind und auch die Hornisse ein Comeback feiert, während die Biene um ihr Überleben kämpft.

Soviel rekordverdächtige Natur war schon lang nicht mehr, und selbst in der Stadt ist der Feinstaub wegen des Sands aus der Wüste derzeit bio. All diese Phänomene haben entweder mit der extremen Kälte, der extremen Wärme, der extremen Trockenheit oder den extremen Niederschlägen zu tun. Dies könnte vielleicht auch erklären, warum so viele Leute derzeit so extrem schlecht gelaunt sind. Wenn die Natur so übertreibt, kann der Mensch doch einmal sauer sein. Denn wo soll er denn bloß hin, um sich zu beschweren?

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2018)

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