Frankreich geht es besser als vor einem Jahr, als Emmanuel Macron gewählt wurde. Die Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt, dennoch macht sich Unzufriedenheit über Reformen des Präsidenten breit, deren Sinn zu vielen verborgen blieb.
La fête à Macron!“ stand auf den Flugblättern. Das war keine Einladung zu einer Party aus Anlass des ersten Jahrestags der Wahl des neuen Präsidenten. Es war ein Aufruf zur Protestkundgebung der „France insoumise“ und anderer Linksorganisationen. „Feiern“ bedeutet in diesem Kontext auf Französisch eher etwas drohend, mit jemandem abzurechnen. Tausende demonstrierten darum am Samstag in der Hauptstadt gegen eine Politik und Amtsführung, die sie so nicht wollen oder sich so nicht vorgestellt hatten.
Aktuell lässt sich der Präsident von der zunehmenden Kritik in seinen Reformplänen nicht beirren. Aber hält er dies durch? In Frankreich erinnern sich alle an den Wahlabend vor einem Jahr. Der Sieger im Finale gegen Marine Le Pen, der erst 39-jährige ehemalige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, organisierte zur Feier seines Triumphs einen theatralischen Auftritt, der erstaunlich viel über seinen zukünftigen Stil der Machtausübung preisgab. Zu den Klängen von Beethovens „Ode an die Freude“ bewegte sich der designierte Staatschef gemessenen Schritts zu seiner Rednertribüne vor der Pyramide des Louvre. Er wählte damit gleich mehrere Symbole: Der Louvre ist der frühere Königspalast, und die Pyramide erinnert an die Pharaonen. Die Europahymne als Begleitmusik kündigte an, dass dieser Präsident nicht nur als französischer Patriot, sondern stets auch als Europäer handeln werde.