KritikMarina Rebeka macht „Simon Boccanegra“ zum vokalen Erlebnis.
Ein Spiel von männlichen Machthabern, Intriganten und Rachsüchtigen, vokal aber von einer Frau dominiert: Verdis „Simon Boccanegra“ am Sonntag in der Wiener Staatsoper brachte bei vielen Rollendebüts vor allem den Genuss von Marina Rebekas Interpretation der Amelia. Die lettische Sopranistin zeigt als geheime Tochter des Dogen runden, fülligen Klang. Manch einer fühlt sich an eine frühe Anna Netrebko gemahnt. In intimen Szenen weiß sich Rebeka gekonnt zurückzunehmen, dann wieder durchdringend und voll zu agieren. Auch darstellerisch lässt sie keine Wünsche offen, was in der Inszenierung von Peter Stein (zum 81. Mal gezeigt) besonders wichtig ist. Steins Version wird von Kargheit und Kälte dominiert. Im Prolog gibt es dunkle Säulengänge und eine schlichte Burg, später nur einen weißen Hintergrund mit schwarzen, verschiebbaren Wänden. Ein dunkles Portal und eine weiße Bank genügen. Die Konzentration liegt klar auf den Sängern und ihrer Darstellung.