Dennoch muss der ehemalige VW-Chef nicht um den ganzen Verlust des Familienvermögens zittern. Dieses wird von einer Gesellschaft verwaltet, an der auch seine Frau Anteile hält.
Der frühere VW-Vorstandschef Martin Winterkorn will sich bei möglichen Regressforderungen in Milliardenhöhe wegen des Dieselskandals nicht über den Weg der Verjährung aus der Affäre ziehen. Dies habe Winterkorn dem Konzern schriftlich versichert, berichtete das Magazin "Focus" vorab am Freitag unter Berufung auf einen Insider. Forderungen des Konzerns gegen den Ex-Manager könnten bei Geltendmachung der Verjährung ansonsten nach Ende 2018 ihre Gültigkeit verlieren.
VW hat dem Bericht zufolge bisher keine Entscheidung darüber getroffen, ob und gegebenenfalls wie der Konzern Winterkorn für die Begleichung finanzieller Schäden durch die Dieselaffäre heranziehen wird. Vorstand und Aufsichtsrat können sich demnach selbst gegenüber Anlegern schadenersatzpflichtig machen, falls sie berechtige Ansprüche gegenüber Ex-Managern nicht durchsetzen.
Winterkorn soll laut "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" in seiner Karriere gut 100 Millionen Euro verdient haben. Allein seine Pensionsansprüche bei VW belaufen sich dem "Focus" zufolge zusätzlich auf knapp 30 Millionen Euro.
Den vollen Verlust seines Familienvermögens muss Winterkorn aber offenbar nicht befürchten: Laut "focus.de" soll er mit seiner Ehefrau Anita die OGH Immo GmbH zur Verwaltung eigener Immobilien und sonstigen eigenen Vermögens gegründet haben. Dies erschwere bei Regressforderungen den Zugriff auf das Familienvermögen, weil die Werte nur noch als Gesellschafteranteil zur Verfügung stünden. Zudem hätten Gläubiger keinen Zugriff auf das Vermögen eines Mitgesellschafters der Firma wie etwa Winterkorns Ehefrau.
Winterkorn äußert sich erst nach Akteneinsicht
Zu den schweren Vorwürfen im Abgasskandal will sich Winterkorn laut Insidern frühestens äußern, wenn seine Anwälte Akteneinsicht erhalten haben. Das sei die Linie, sagte eine informierte Person der dpa. Früheren Angaben des Braunschweiger Oberstaatsanwalts Klaus Ziehe zufolge sollen die Verteidiger möglicherweise in diesem Sommer einen Blick in die Akten werfen dürfen.
Die Behörde wird die Ermittlungen gegen drei hochrangige Volkswagen-Manager wegen des Verdachts der Marktmanipulation laut "Spiegel" möglicherweise bis zum Jahresende abschließen.
Winterkorn wolle seine Sicht auf die Vorwürfe im Abgasskandal umfassend schildern, hatte ein Insider, der mit dem 70-Jährigen in Kontakt steht, zuvor gesagt. Der ehemalige VW-Chef verfolge die Entwicklungen aufmerksam. "Im Büßergewand" fühle er sich nicht.
Die US-Justiz will Winterkorn wegen Betrugs in der Abgasaffäre zur Rechenschaft ziehen, in den USA gibt es bereits einen Haftbefehl gegen ihn. Außerdem werfen ihm die Ankläger Verschwörung zum Verstoß gegen Umweltgesetze und zur Täuschung der Behörden vor.
(APA/AFP)