Autozulieferer Grammer kauft US-Plastikteile-Hersteller

Der bayerische Autozulieferer Grammer stemmt die größte Übernahme seiner Geschichte.

Autozulieferer Grammer aus Amberg in Bayern schluckt den Kunststoff-Spezialisten Toledo Molding & Die (TMD) aus dem US-Bundesstaat Ohio und zahlt dafür rund 271 Millionen Dollar (230 Millionen Euro) einschließlich Schulden, wie Grammer am Dienstag mitteilte. Grammer baut damit seine größte Sparte aus, das Geschäft mit der Innenraum-Ausstattung von Autos. TMD gehört seit 2011 dem US-Finanzinvestor Industrial Opportunity Partners (IOP).

Das Unternehmen erwirtschaftet mit Spritzguss-Teilen für den Innenraum - etwa Teile des Armaturenbretts, Handschuhfächer und Lüftungskanäle - mehr als 300 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr und beschäftigt an elf Standorten in den USA und Mexiko rund 1600 Mitarbeiter. Grammer setzte 2017 knapp 1,8 Milliarden Euro um.

Die im Kleinwerteindex SDax notierte Grammer-Aktie legte 4,2 Prozent zu.

Grammer erhofft sich von der Übernahme einen besseren Zugang zu Kunden aus den USA und eine "nachhaltige Verbesserung" der Ertragskraft. TMD erwirtschaftet offenbar eine höhere operative Rendite als Grammer. Im vergangenen Jahr lag die Umsatzmarge des Amberger Unternehmens vor Steuern und Zinsen bei 4,5 Prozent, 2018 soll sie steigen. TMD sei im Geschäft mit allen drei großen Autobauern aus den USA, aber auch mit asiatischen Herstellern, die in Nordamerika produzieren. Mit der Übernahme wächst der Anteil des Autozuliefer-Geschäfts mit Innenraum-Ausstattung, das bislang schon zwei Drittel des Umsatzes von Grammer ausmachte. Der Rest entfällt auf Sitze für Lkw, Züge oder Gabelstapler.

Finanziert werden soll der Kauf von TMD vollständig mit Fremdkapital. Zunächst werde eine Kreditlinie genutzt, sagte ein Grammer-Sprecher. Die Refinanzierung sei noch offen. Von seinem chinesischen Großaktionär Ningbo Jifeng hatte Grammer 2017 eine Kapitalspritze über 60 Millionen Euro bekommen, die auch für Übernahmen verwenden werden sollte.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Unternehmen

Autozulieferer mit 3000 Mitarbeitern sucht neuen Eigentümer

Ein Hersteller von Gelenkwellen, der Autofirmen in aller Welt beliefert, ist zu haben. Wer Interesse hat, kann sich bei der Investmentbank Rothschild melden, und sollte mit einem Kaufpreis von einer halben Milliarde Euro rechnen.
GRAMMER
Unternehmen

Siebeneinhalb Jahre Jobgarantie: Chinesen umgarnen Autozulieferer Grammer

Die chinesische Ningbo Jifeng will den 1,8 Milliarden Euro Umsatz großen Autozulieferer Grammer zur Gänze übernehmen.
Unternehmen

Chinesische Investoren sind in Deutschland Normalität

Deutsche Unternehmen stehen in China hoch im Kurs. Der Einstieg des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler ist aber eine neue Dimension.
Unternehmen

Autozulieferer Grammer leidet unter Eigentümerstreit

Der Streit um das Sagen beim deutschen Autozulieferer Grammer hat in der Jahresbilanz deutliche Spuren hinterlassen.
Geld & Finanzen

Showdown bei Grammer: "Existenz von ganzen Regionen steht auf dem Spiel"

Die Investorenfamilie Hastor will beim bayerischen Autozulieferer die Kontrolle übernehmen. Es gibt heftigen Widerstand.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.