Software hätte tödlichen Uber-Unfall verhindern können

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Das Leben der Frau, die bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Auto getötet wurde, hätte gerettet werden können. Die Notbremsfunktion war aber ausgeschaltet. Der Tod der Frau ist menschlichem und technischem Versagen geschuldet.

Die erste Tote bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Fahrzeug von Uber wäre vermeidbar gewesen. Deaktivierte Sicherheitsfunktionen sind unter anderem an dem tödlichen Unfall schuld. So lautet das vorläufige Ergebnis eines Berichts des National Transportation Safety Board (NTSB). Schon sechs Sekunden vor dem Aufprall registrierten die Sicherheitssysteme des Uber-Autos die Fußgängerin. Das Fahrzeug hatte erst kurz bevor die Fußgängerin erfasst wurde, erkannt, dass eine Notbremsung notwendig ist.

Als das System die Gefahr erkannte, war das Auto fast 25 Meter von der Frau entfernt. Im Bericht der US-Verkehrssicherheitsbehörde steht, dass das selbstfahrende Auto mit einer Geschwindigkeit von rund 63 Km/h fuhr. Der Bremsweg - bei trockener Fahrbahn - beträgt bei dieser Geschwindigkeit 19 Meter. Die Notbremsfunktion war aber deaktiviert. Um erratisches Verhalten zu vermeiden, heißt es von Uber.

Unbekanntes Objekt

In diesem Fall sollte die Kontrollfahrerin eingreifen. Allerdings ist das System nicht darauf programmiert, diese in einem solchen Fall zu alarmieren. Die Lenkerin griff erst wenige Augenblicke vor dem Unfall ein. Zuvor blickte sie nach unten auf die Bildschirmanzeige des Steuerungssystems. Sie bremst erst, nachdem das Auto die Fußgängerin erfasst hatte. Auf den Kameraaufzeichnungen ist zu sehen, wie sie vor der Kollision entsetzt den Mund aufreißt.

Die Sensoren auf der Außenseite des Fahrzeuges erkannten die Fußgängerin schon früh. Erst als unbekanntes Objekt, dann als Fahrzeug und schlussendlich als Fahrrad. Da sie ihr Rad schob, konnte die Software sie nicht unmittelbar als Fußgängerin identifizieren. Auch den Weg, den sie wahrscheinlich zurücklegen würde, berechnete das System falsch.

Die Kameras auf der Außenseite erkannten das Opfer auf der unbeleuchteten Straße wegen ihrer dunklen Kleidung nicht. Die Aufnahmen zeigen, wie ihre Füße plötzlich auftauchen, bevor sie getroffen wird. Die Fußgängerin dürfte das Auto erst kurz bevor sie erfasst wurde, erkannt haben. Bei einer toxikologischen Untersuchung der Leiche wurden Methamphetamine (Crystal Meth) und Marihuana festgestellt.

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Uber will nur einen Fahrer

Die Testfahrerin selbst war zum Zeitpunkt des Unfalls nüchtern, heißt es im NTSB-Bericht. Sie war damit beschäftigt, die Monitore des Steuerungssystems zu überwachen und konnte nicht auf den Verkehr achten. Ein zweiter Fahrer hätte den Unfall vielleicht verhindern können. Aber Medienberichten zufolge soll Uber erst seit Ende vergangenen Jahres den zweiten Fahrer abgeschafft haben. Seitdem ist ein Fahrer für System und Verkehr gleichzeitig verantwortlich.

Das Programm von Uber wird schon länger kritisiert. Gleich am ersten Tag filmte ein Fahrer einen Roboterwagen dabei, wie er bei Rot über die Ampel fuhr. Außerdem wehrte sich Uber dagegen, die Lizenz zum Testen von Roboterautos zu beantragen.

Es war der erste tödliche Unfall mit einem autonom fahrenden Auto. Entwickler argumentieren immer wieder, die Technologie könnte 90 Prozent aller Todesfälle im Straßenverkehr verhindern. Bereits vor drei Jahren starb ein Mensch hinter dem Lenkrad eines selbstfahrenden Autos. Der Fahrer eines Teslas hatte dem Fahrassistenzsystem die Kontrolle überlassen, obwohl bekannt war, dass es nicht in der Lage war, die Steuerung zu übernehmen. 

>>> Autonom fahrendes Uber-Auto fährt bei Rot über die Ampel.

>>> Bericht auf Golem.de

>>> Bericht des NTSB

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