Radsport

Triumph mit Verfallsdatum?

Chris Froome verteidigt Gesamtwertung.
Chris Froome verteidigt Gesamtwertung.(c) imago/Belga (YUZURU SUNADA)
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Chris Froome gewann erstmals den Giro d'Italia. Der Erfolg könnte dem Briten im Zuge der Salbutamol-Affäre aberkannt werden.

Rom/Wien. Im Rosa Trikot fuhr Chris Froome am Sonntag nach Rom und krönte mit seinem ersten Gesamtsieg beim Giro d'Italia seine Karriere. Der Brite ist erst der dritte Radprofi der Geschichte, der alle drei Grand Tours in Folge gewonnen hat. Zuvor ist das nur dem Franzosen Bernard Hinault (1982/83) sowie dem Belgier Eddy Mercks (sogar zwei Giros, Tour und Vuelta in 1972/73) gelungen. Zudem stieg der Sky-Kapitän als sechster Fahrer in den elitären Kreis jener auf, die bei den großen Rundfahrten in Italien, Frankreich und Spanien triumphiert haben. Die Frage, die den Radsport jedoch in Atem hält, ist: Wie lange hat der Giro-Triumph von Froome Bestand?

Seit Monaten zieht sich die Untersuchung zu Froomes auffälligem Dopingtest bei der Vuelta hin. Damals wurde dem 33-Jährigen ein deutlich erhöhter Wert des Asthmamittels Salbutamol nachgewiesen, es droht eine Sperre und die Aberkennung aller Erfolge seit September 2017. Doch solange der Weltverband zu keinem Urteil gekommen ist, darf Froome den Wada-Richtlinien gemäß bei Rennen an den Start gehen. Seine beeindruckende Vorstellung auf der 19. Etappe, als er aus scheinbar aussichtsloser Position mit einem 80-km-Solo ins Rosa Trikot fuhr, rief die Kritiker auf den Plan. „Der macht den Landis“, entfuhr es Froome-Konkurrenten George Bennett als erste Reaktion im Ziel, wenig später relativierte der Neuseeländer seine Aussage. Floyd Landis hatte 2006 bei der Tour in den Alpen eine ähnlich eindrucksvolle Aufholjagd hingelegt, wenig später wurde er des Testosteron-Dopings überführt und gesperrt.

Froome selbst zeigte sogar Verständnis, für die Skespsis, die ihm entgegenschlägt. „Ich kann die Parallelen verstehen, die einige ziehen. Ich bin sicher, dass das Ergebnis Bestand haben wird“, betonte der Brite. Er werde den Giro, der für ihn mit zwei Stürzen und unerwarteten Zeitverlusten begann, „als die größte Schlacht meiner Karriere“ in Erinnerung behalten. Froomes erklärtes Saisonziel ist das Double aus Giro und Tour.

Giro-Renndirektor Mauro Vegni, der sich Froomes Antreten kolportierte 1,4 Millionen Euro hat kosten lassen, hat sich bereits festgelegt: „Der Sieg wird an niemanden weiter vergeben, das haben wir der UCI mitgeteilt“, erklärte er. Zuletzt wurde 2012 dem Spanier Alberto Contador rückwirkend der Giro-Sieg aberkannt. „Das wäre nicht fair, weder den Fans noch den Fahrern, noch den Veranstaltern gegenüber.“ (swi/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2018)

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