Kärnten vs. Haider-Erben: Alle wollen auf unbestimmte Zeit verschieben

Ulrike Haider-Quercia, Claudia Haider und Cornelia Mathis-Haider
Ulrike Haider-Quercia, Claudia Haider und Cornelia Mathis-Haider(c) APA (Gert Eggenberger)
  • Drucken

Das Land fordert von der Witwe Claudia Haider sowie von den Töchtern 600.000 Euro Schadenersatz für ein überhöhtes Honorar im Zusammenhang mit dem Hypo-Verkauf von 2007.

Der Zivilprozess des Landes Kärnten gegen die Erbinnen des ehemaligen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider ist am Dienstag nach kurzer Zeit vertagt worden. Beide Parteien hatten um diesen Schritt gebeten und gaben über ihre Beweggründe keine Erklärung ab. Dem Schritt waren erneute Geplänkel zwischen den Anwälten der Parteien vorausgegangen.

Zu Beginn der Verhandlung warf der Vertreter Claudia Haiders, Dieter Böhmdorfer, dem früheren Vorstand der Kärntner Beteiligungsgesellschaft und jetzigen Landesrat Ulrich Zafoschnig (ÖVP), neuerlich vor, dessen Parteifreund, den ehemaligen Landesrat Josef Martinz verschonen zu wollen und daher das Zivilverfahren gegen die Haider-Erbinnen angestrengt zu haben. Das Land fordert von der Witwe Claudia Haider sowie von den Töchtern Cornelia Mathis-Haider und Ulrike Haider-Quercia die Zahlung von 600.000 Euro Schadenersatz für das überhöhte Honorar des Villacher Steuerberaters Dietrich Birnbachers im Zusammenhang mit dem Hypo-Verkauf im Jahr 2007. Er hatte sechs Millionen Euro erhalten.

Böhmdorfer verwies neuerlich darauf, dass die Kärntner Beteiligungsgesellschaft bei einer Liegenschaft Martinz' mit einer Hypothek in der Höhe von drei Millionen Euro eingetragen sei. Er besitze ein Gutachten, das für dieses Grundstück einen Wert von neun Millionen Euro ausweise. Damit wäre die noch offene Schuld von 2,8 Millionen Euro abgedeckt. Dadurch, dass die Vorstände der klagenden Partei, der Kärntner Beteiligungsverwaltung, diesen Exekutionsschritt nicht setzten, begingen sie laut Böhmdorfer den Tatbestand der Untreue. Dieser Zivilprozess sei somit zum Schaden des Landes und eine reine Politshow. Die Richterin hätte den Tatbestand bei der Staatsanwaltschaft oder der Polizei längst anzeigen müssen, so Böhmdorfer. Der Vertreter des Landes, Michael Pressl, konterte, es handle sich um einen Campingplatz mit nur teilweise Seezugang. Bei einer Zwangsversteigerung wäre der ausstehende Betrag nicht zu erzielen.

"Aber drin steckt er, der Kopf"

Nach einem Schlagabtausch zwischen Pressl und Böhmdorfer wurde die Tagsatzung für ein Gespräch zwischen den beiden Parteien kurz unterbrochen. Daraufhin teilte Richterin Sabine Grün den Wunsch der Anwälte mit, das Verfahren auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Böhmdorfer sagte, die Vorstände hätten die rechtliche Verpflichtung, den kostensparenden Weg zu wählen, alles andere wäre strafrechtlich relevant und genau das sei an diesem Tag ganz klar zutage gekommen. "Wie sie nun den Kopf aus der Schlinge ziehen werden, ist nicht klar. Aber drin steckt er, der Kopf", so Böhmdorfer.

Er hatte an diesem Tag auch einen Befangenheitsantrag gegen die Richterin gestellt, da diese seinen Antrag auf wörtliche Protokollierung der Birnbacher-Einvernahme abgewiesen und darauf verwiesen hatte, dass Resümee-Protokollierungen in der Prozessordnung vorgesehen und üblich seien. Darüber hinaus bezeichnete er die Prozessführung als "sittenwidrig und schikanös". Die Richterin wies dann die ständigen Unterbrechungen Böhmdorfers in die Schranken: "Sie legen ein sehr unhöfliches Verhalten mir gegenüber an den Tag und ich ersuche Sie, das einzustellen", erklärte Grün.

Weiters hatte die Richterin auch mitgeteilt, dass die Entscheidung des Oberlandesgerichtes Graz über das Aussageverweigerungsrecht Birnbachers noch etwas dauern werde. Birnbacher hatte sich auf seine Verschwiegenheitspflicht als Wirtschaftstreuhänder berufen und die Aussage verweigert. Die Richterin verhängte daraufhin eine Beugestrafe über Birnbacher.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Harald Dobernig
Innenpolitik

Causa Birnbacher: Harald Dobernig ist Fußfessel los

Der Freiheitliche war wegen Untreue zu zwei Jahren Haft, davon acht Monate unbedingt, verurteilt wurden. Nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe wurde er bedingt entlassen.
Josef Martinz
Innenpolitik

Causa Birnbacher: Martinz blitzt bei Menschenrechts-Gerichtshof ab

Kärntens früherer ÖVP-Chef hat sich beim EGMR über das "unfaire Verfahren" in der Causa Birnbacher beschwert. Dieser ortete keine mangelnde Objektivität.
Dietrich Birnbacher
Innenpolitik

Causa Birnbacher: Land Kärnten bekommt langsam sein Geld

Der frühere Steuerberater Birnbacher zahlte weitere 800.000 Euro. Insgesamt wurden dem Land Kärnten 5,7 Millionen Euro Schadenersatz zugesprochen.
Symbolbild: Zwei Kerzen und ein Kreuz - die Schwurgarnitur im österreichischen Gerichtssaal
Innenpolitik

Prozess gegen Haider-Erbinnen: Richter steht noch nicht fest

Die Kärntner Landesholding fordert von Claudia Haider und ihren Töchtern ds Geld zurück, dass beim Hypo-Verkauf an den Steuerberater Dietrich Birnbacher als Honorar geflossen ist.
Ulrike Haider-Quercia, Claudia Haider und Cornelia Mathis-Haider
Hypo-Skandal

Kärnten kann Haider-Erben wegen Hypo-Skandals klagen

Die frühere Kärntner Landesholding kann laut Oberstem Gerichtshof Witwe und Töchter des Ex-Landeshauptmanns vor Gericht bringen, um Geld für angebliche Parteienfinanzierung zurückzufordern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.