Kurz: Österreicher wissen um Holocaust-Verantwortung

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Ein Abkommen, das Yad Vashem den Zugang zu Mauthausen und dem österreichischen Staatsarchiv ermöglichen soll, wurde unterzeichnet. Dabei gab es auch Kritik an der FPÖ.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat bei einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte die Verantwortung Österreichs für den Holocaust betont. "Österreich und die Österreicher tragen die schwere Verantwortung für die schrecklichen und beschämenden Verbrechen, die in der Shoah begangen wurden", sagte Kurz in einer Ansprache am Sonntagvormittag. "Wir Österreicher wissen, dass wir für unsere Geschichte verantwortlich sind", sagte der Bundeskanzler weiter. Er betonte die Verpflichtung, dass die Shoah nie wieder geschehen dürfe und dass die künftigen Generationen diese schrecklichen Verbrechen nicht vergessen.

Anlass für den Besuch von Kurz in Israel ist das Gedenkjahr 1938/2018, er wird von Bildungsminister Heinz Faßmann (ebenfalls ÖVP) begleitet. Die erste Station der gemeinsamen Reise war Yad Vashem. Die Republik Österreich will sich mit einer Million Euro am geplanten Bau eines neuen Shoah Heritage Collections Centers beteiligen. Dieses neue Zentrum, das zusätzliche Lager- und Konservierungslabors für Artefakte, Kunstwerke und Dokumentationen aus der Zeit des Holocausts bieten wird, soll einen wichtigen Beitrag zur fortgesetzten Erforschung des Holocausts leisten.

Kritik an FPÖ

Kurz und der Yad Vashem-Vorsitzende Avner Shalev unterzeichneten ein Grundsatzabkommen, das Yad Vashem den Zugang zum Österreichischen Staatsarchiv und der Mauthausen-Gedenkstätte ermöglicht. Shalev und Faßmann unterzeichneten ein Abkommen, das Hunderten Lehrenden die Möglichkeit bieten soll, an Schulungen in Yad Vashem teilzunehmen.

Deborah Hartmann von der International School of Holocaust-Studies, die Kurz und seine Delegation, durch Yad Vashem führte, erinnerte den Bundeskanzler auch an seine Verantwortung für die Zukunft. Sie kritisierte, dass es in Kurz' Koalitionspartner FPÖ noch immer Politiker gebe, "denen man erklären muss, was die Shoah war, von welcher Katastrophe wir eigentlich sprechen." Sie sprach von 30 antisemitistischen Vorfällen der FPÖ.

Deutsch verteidigte Kurz

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, sprang zur Verteidigung von Kurz ein. Der Bundeskanzler sei "der Garant dafür", gegen alles, was mit Antisemitismus zu tun habe, zu arbeiten, betonte Deutsch.

Der Besuch von Kurz in Yad Vashem wurde nun doch von österreichischen Gedenkdienstleistenden begleitet. Der Verein "Gedenkdienst" hatte zuvor mit einem Boykott gedroht, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Verein "ausgehungert" werde, wie die Organisation mitgeteilt hatte. Nach diesem Aufruf wurde am Sonntag angekündigt, dass es nun Gespräche mit der Regierung gebe.

Im Anschluss an Yad Vashem besichtigte Kurz das Herzl-Museum zu Ehren des Begründers des politischen Zionismus, Theodor Herzl (1860-1904). Am Grab des ehemaligen Präsidenten Shimon Peres wurde ein Kranz niedergelegt. Auch die Besichtigung der Max Rayne Hand-in-Hand School der Jerusalem Foundation stand auf dem Programm. Die 1998 gegründete Schule ist die einzige weltweit, in der Hebräisch und Arabisch sprechende Kinder vom Kindergarten bis zum Schulabschluss gemeinsam unterrichtet werden.

(APA)

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