Bitcoin testet Boden zum dritten Mal

Wieder war es ein Hackerangriff, der die Preise von Bitcoin und anderen Kryptowährungen am Wochenende in die Knie zwang.
Wieder war es ein Hackerangriff, der die Preise von Bitcoin und anderen Kryptowährungen am Wochenende in die Knie zwang.(c) REUTERS (STRINGER)
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Roter Wochenbeginn für Bitcoin. Die Kryptowährung testet zum dritten Mal die Marke rund um 6600 Dollar. Sollte sie gebrochen werden, droht ein weiterer Absturz.

Wien. Wieder war es ein Hackerangriff, der die Preise von Bitcoin und anderen Kryptowährungen am Wochenende in die Knie zwang. Der Preis für Bitcoin ist seit Freitag vergangener Woche um zwischenzeitlich mehr als 13 Prozent gefallen und hat am Montag bei rund 6600 Dollar seinen vorläufigen Boden gefunden.

Es ist eine psychologisch sehr wichtige Marke für den jungen Markt, denn in diesem Bereich hat der Preis bereits zweimal umgekehrt und seine Talfahrt abgebrochen, seit im Jänner ein monatelanger Bärenmarkt begonnen hat. Die gesamte Marktkapitalisierung des Kryptosektors, dem neben Bitcoin noch Hunderte sogenannte Altcoins angehören, ist unter die Marke von 300 Mrd. Dollar gefallen. Auf dem bisher letzten Höhepunkt der Kryptomanie stand dieser Wert bei mehr als 800 Mrd. Dollar. Die Marktkapitalisierung ist aber mit Fragezeichen versehen, da viele Coins nur wenig Handelsvolumen haben und die Preisfindung dadurch stark verzerrt werden kann.

Außerdem kommt es immer wieder zu Kursmanipulationen. Auch bei Bitcoin. Hier hat das US-Justizministerium kürzlich eine Untersuchung eingeleitet. Der Hack betraf diesmal eine kleine Börse in Südkorea namens Coinrail. Angeblich wurden Kryptoassets im Gegenwert von rund 40 Millionen Dollar gestohlen. Damit war der Angriff viel kleiner als jener auf die japanische Börse Coincheck, bei dem im Jänner fast eine halbe Milliarde Dollar gestohlen wurden.

Euro landet auf Binance

Allein verantwortlich für den Absturz der Kurse konnte der Hack auch nicht gewesen sein. Tatsächlich ist seit dem Gipfel von mehr als 19.000 Dollar pro Bitcoin im Dezember viel Angst im Markt. Da ist wieder eine Bitcoin-Bubble geplatzt. Und jetzt sucht die Kryptowährung ihren Boden. Psychologisch wichtig ist die Marke rund um 6500 Dollar. Jetzt streiten sich die Analysten. Die einen erwarten, dass hier der Tiefststand bereits erreicht ist, die anderen gehen von einem weiteren Abverkauf aus.

In jedem Fall wächst die Infrastruktur stetig. Gerade hat die weltweit größte Börse Binance angekündigt, über ihre Niederlassung in Malta in Zukunft auch Handel mit Euro anzubieten. Ein großer Schritt in den Europäischen Markt, der bisher von der amerikanischen Börse Kraken dominiert wird. Auch immer mehr institutionelle Player wagen sich in den Sektor. Erst kürzlich hat die Investmentbank Goldman Sachs die Eröffnung eines Bitcoin-Tradingdesks angekündigt. Auch die Konkurrenz von JP Morgan plant den Einstieg.

Neue Regeln kommen

Voraussetzung für die institutionellen Anleger ist aber Rechtssicherheit. Und hier hapert es noch. Auch braucht es Lösungen für die Lagerung von Kryptowährungen, bevor Player wie Goldman oder JP Morgan tatsächlich mit „echten“ Bitcoins handeln können. Bis dahin müssen sie sich auf Derivate wie Futures beschränken. Interessant: Die Banken sind wohl im Kryptosektor gelandet, weil immer mehr Kunden sie danach gefragt haben. Es gibt also Nachfrage.

Stichwort Rechtssicherheit: Überall auf der Welt bemühen sich die Regierungen derzeit, diese herzustellen. Relative Klarheit gibt es bisher nur bei Bitcoin selbst, das etwa in Europa und den USA ähnlich wie Gold als Rohstoff gesehen wird. Schwieriger ist es bei Altcoins wie Ethereum. Hier herrscht große Angst im Markt, weil die US-Aufsichtsbehörde SEC derzeit prüft, ob es sich bei Ethereum oder der Nummer drei, Ripple, um illegal in Umlauf gebrachte Wertpapiere handeln könnte. Unbekannt ist, wann es dazu eine Entscheidung geben soll. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2018)

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