Der US-Präsident und Nordkoreas Diktator zeigten sich nicht öffentlich, dafür liefen ihre Doppelgänger Hand in Hand durch die Stadt.
Singapur/Tokio. Zwei identische Präsidenten-Limousinen – amerikanische Fabrikate, Spitzname „The Beast“, kurvten Sonntagabend auf unterschiedlichen Routen gleichzeitig durch den südostasiatischen Stadtstaat Singapur zum Luxushotel Shangri-La. Trump saß im zweiten Wagen, solo auf dem Rücksitz, winkte gelegentlich müde den Passanten zu, ehe er in seiner 346 Quadratmeter großen Suite mit direktem Lift verschwand.
Schwarze Anzüge
Kurz zuvor war Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, recht unauffällig auf dem Flughafen Singapur Changi mit einer Sondermaschine der Air China gelandet. Dafür jedoch war seine Route bekannt. Tausende säumten die Straßen im Stadtkern rund um das teure St.-Regis-Hotel, um einen kurzen Blick auf den seltenen Gast zu erhaschen. Dort sind mehrere Etagen für den nordkoreanischen Führer und seine Entourage reserviert.
In der Lobby warteten rund 50 Regime-Funktionäre, kaum zu unterscheiden in ihren fast identischen schwarzen Anzügen, hoch geschorenen Haarschnitten und den obligatorischen Führer-Anstecknadeln.
Während man die Originale vor dem Beginn des „historischen Gipfeltreffens“ am Dienstag 9 Uhr Ortszeit (3 Uhr MESZ) vielleicht nicht mehr zu Gesicht bekommt, sorgen indes zwei Doppelgänger in Singapur für Furore. Gemeinsam spazierten der Amerikaner Dennis Alan als Trump und der Australier „Howard X“ als Kim Hand in Hand über die Uferpromenade. Bereitwillig ließen die Doubles vor dem weltbekannten Meerlöwen Selfies mit Passanten machen. Sie kennen sich übrigens gut, sind in den Wochen seit der Ansetzung des US-koreanischen Gipfels schon mehrfach gemeinsam aufgetreten.
Kim Jong-um
Alan, der Mann mit der Trump-Frisur, stammt aus Chicago, trägt wie sein Vorbild eine rote Krawatte und hat eine „Make Amerika Great Again“-Baseball-Kappe auf dem Kopf. Sein australischer „Gegenspieler“ hat chinesische Wurzeln, seine Brille ist Kim wie aus dem Gesicht geschnitten, der Haarschnitt könnte vom selben Frisör stammen. „Howard X“ ist ein Künstlername, und wenn er als Kim auftritt, nennt er sich Jong-um, um Ärger mit dem Original zu vermeiden, der dem Vernehmen nach nur wenig Spaß versteht.
Dementsprechend hatte der Fake Kim bei seiner Einreise Probleme mit den strengen singapurischen Behörden. Die Einwanderungsbehörde ließ den Künstler zwei Stunden lang schmoren, es folgte ein intensives Verhör. Das hinderte das Double jedoch nicht daran, dem richtigen Kim gut gemeinte Ratschläge zu erteilen. „Ich würde Kim Jong-un empfehlen, dieses historische Treffen dazu zu nutzen, die Welt zu einem sicheren Ort für alle Völker und Nationen zu machen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2018)