Flüchtlinge am Arbeitsmarkt: Österreich ist besonders stark betroffen

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Die Auswirkungen der Migrationsströme auf den Arbeitsmarkt sind in Österreich viel größer als in anderen Ländern. Dies zeigt ein OECD-Bericht, der heute veröffentlicht wurde.

Diie Industriestaatenorganisation OECD geht davon aus, dass in Österreich die Arbeitslosigkeit durch die Zahl der Flüchtlinge bis 2020 steigen wird. „In Ländern mit einem starken Zustrom von Flüchtlingen wie Schweden, Deutschland und Österreich wird die Auswirkung für bestimmte Gruppen einheimischer Arbeiter größer sein“, heißt es in dem Bericht, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Eine Herausforderung ist vor allem die Integration von jungen und weniger gut ausgebildeten Männern (im Alter von 18 bis 34 Jahren). Allein in dieser Gruppe könnte in Österreich die Zahl der Arbeitskräfte bis Ende 2020 um 15 Prozent steigen.
Kein anderes europäisches Land ist hier so stark betroffen wie Österreich. In Deutschland wird bei jungen Männern mit geringer Bildung ein Anstieg von 12,8 Prozent prognostiziert, dann folgen Schweden und Luxemburg mit jeweils neun Prozent. Die OECD fordert die Regierungen auf, die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen zu unterstützen. Gleichzeitig spricht sich die OECD dafür aus, dass die Länder koordiniert die illegale Einwanderung bekämpfen.

(c) Die Presse

Der Bericht zeigt, dass die Auswirkungen der Migrationsströme auf die einzelnen OECD-Länder sehr unterschiedlich sind. In den meisten Staaten dürfte sich die Zahl der Arbeitskräfte durch die Flüchtlinge nur minimal erhöhen. Für mehr als die Hälfte der europäischen Länder soll es kaum oder geringe Auswirkungen geben, heißt es in dem Bericht. Denn vor allem osteuropäische Länder haben wenige Flüchtlinge aufgenommen. Anders ist die Situation in Griechenland, Schweden, Österreich und Deutschland.

So könnte in Griechenland, Schweden und Österreich die Zahl der Arbeitskräfte bis Ende 2020 um jeweils 0,5 Prozent steigen, in Deutschland um 0,8 Prozent. Allerdings sind hier die Relationen zu beachten. Bei einem Anstieg von 0,5 Prozent für Österreich geht es um weniger als 20.000 Menschen. Prognostiziert wird von der OECD auch ein Plus bei der Arbeitslosigkeit. So könnte sich die Zahl der Arbeitslosen durch die Flüchtlinge in Österreich um zwei bis vier Prozent erhöhen, heißt es.

Faktum ist, dass viele Flüchtlinge schon jetzt beim AMS gelandet sind. So waren im Frühjahr 2018 beim AMS über 30.000 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte als arbeitslos gemeldet. Laut OECD hat Österreich im Verhältnis zur Bevölkerung überdurchschnittlich viele Flüchtlinge aufgenommen. Auf Platz eins liegt Griechenland. Dort wurden im Vorjahr 5109 Asylwerber pro eine Million Einwohner aufgenommen. Dann folgt Österreich mit 2537 Asylwerbern pro eine Million Einwohner. Dahinter liegen Deutschland (2414 Asylwerber pro eine Million Einwohner), Schweden (2239 Asylwerber pro eine Million Einwohner) und Italien (2132 Asylwerber pro eine Million Einwohner). Restriktiver sind die USA (1016 Asylwerber pro eine Million Einwohner), Großbritannien (503 Asylwerber) und Japan (151 Asylwerber pro eine Million Einwohner). In Tschechien waren es nur 106 Flüchtlinge pro eine Million Einwohner. In der Slowakei kamen 29 Flüchtlinge auf eine Million Einwohner.

Auch Zuzug aus Osteuropa

Der OECD-Bericht macht auch deutlich, dass die Zuwanderung aus osteuropäischen Ländern wie etwa aus Rumänien, Bulgarien und Polen für die Arbeitsmärkte in Österreich und in Deutschland eine größere Herausforderung sind als die Flüchtlinge.

Am Mittwoch wurde noch eine andere Studie über Flüchtlinge veröffentlicht. Eine Analyse, die im Fachjournal „Science Advances“ publiziert wurde, hat ergeben, dass sich Flüchtlinge, die in den vergangenen 30 Jahren nach Westeuropa gekommen sind, positiv auf die Wirtschaft der Aufnahmeländer ausgewirkt haben. Für die Studie wurden Daten aus 15 westeuropäischen Ländern wie Österreich über den Zeitraum von 1985 bis 2015 ausgewertet. Allerdings kann es bei Asylsuchenden einige Zeit dauern, bis die positiven Effekte sichtbar werden. So kann es drei bis sieben Jahre nach einer Flüchtlingskrise dauern, bis sich positive Effekte im BIP ergeben. Die Studie stammt von Forschern der Pariser School of Economics.

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