Wieso Ferrari und Porsche das gleiche Vieh spazieren führen

Die Stadt Stuttgart ist bald tausend Jahre alt, sie nahm sich das springende Pferd einer herzöglichen Zucht zum Wappentier. Seither springt das Tier für Stuttgart, und zwar von rechts nach links, schwarz auf gelbem Grund.

Im ersten Weltkrieg, als es noch diese sagenhaften Fliegerduelle der Gentleman-Piloten gab, gerieten im Luftraum über Norditalien eine deutsche Albatros und ein italienischer Doppeldecker aneinander. Pech für den Deutschen: Er hatte sich just den gefeiertsten Helden der jungen italienischen Luftwaffe ausgesucht, und der holte ihn herunter. Abgeschossene Piloten wurden in der Pionierzeit der Flieger auch vom Feind mit Ehren bestattet, und ihre Insignien wurden mit Respekt behandelt. So natürlich auch das Wappen des Deutschen, der aus Stuttgart kam und ein schwarzes Pferd auf gelbem Grund führte.
Dem italienischen Helden, er hieß Francesco Baracca, gefiel das Wappentier und er übertrug es auf seine ganze Fliegerstaffel, die Einundneunziger. Einzige wesentliche Modifikation im Zug der Übernahme: Weißer Hintergrund, statt gelb. Beim Bodenpersonal dieser Staffel diente ein Alfredo Ferrari, der um zwei Jahre ältere Bruder des Enzo Ferrari.
Es starben in kurzer Folge: Der einfache Soldat Alfredo Ferrari (an einer der Seuchen des Kriegs), und der große Francesco Baracca (an einem österreichischen Treffer). Mit dem italienischen Rekord von erzielten 34 Abschüssen blieb auch der tote Baracca ein Held, und man hielt sein Gedenken in Ehren. Ganz besonders taten dies natürlich seine Eltern, der Graf und die Gräfin.

Enzo Ferrari, das Militär heil überstanden, war Rennfahrer geworden. 1923 gewann er einen Lauf in Ravenna, nahe dem Gut der Baraccas, und kam mit dem Grafen ins Gespräch. Anzunehmen, dass Ferrari dabei erwähnte, dass sein Bruder bis zu dessen Tod in der Staffel des Grafensohnes gedient hatte. Die Contessa schlug vor, Enzo solle das Wappen ihres Sohnes an seinem Rennauto anbringen, es werde ihm Glück bringen. Ferrari nahm die noble Widmung an, verwendete sie jedoch erst nach neun Jahren. Zum ersten Mal tritt 1932 ein Alfa der Scuderia Ferrari mit dem Wappen des sich aufbäumenden Pferdes an. Den weißen Hintergrund des Fliegerhelden hat Ferrari auf Gelb umändern lassen. Er hatte sicher keine Ahnung, dass er damit wieder auf die Stuttgarter Originalfarbe zurückkam, er meinte das Gelb seiner Heimatstadt Modena, eine charmante Kette von Zufällen.

Als das Wappen nach dem Krieg als internationales Markenzeichen für Ferrari geschützt werden sollte, legte sich die Stadt Stuttgart quer und blockierte die rechtliche Durchsetzung. Auf die Praxis der Cavallino-Anbringung hatte dies allerdings keine Auswirkung. Naheliegend indes war, dass seine neue Autofirma mit Sitz in Stuttgart sich um das Pferd bemühen würde. 1948 entstand der Porsche 356, und Ferry Porsche gab ein Wappen in Auftrag, das naturgemäß das Pferdchen zum Mittelpunkt hatte.
Somit führen Ferrari und Porsche das gleiche Vieh spazieren.

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