Tunesien verhaftet aus Deutschland abgeschobenen Mann. Verwaltungsgericht verlangt seine Rückholung.
Berlin/Tunis. Ein ehemaliger Leibwächter des getöteten al-Qaida-Chefs Osama bin Laden wurde von Deutschland in sein Heimatland Tunesien abgeschoben. Dort wurde der mutmaßliche Jihadist Sami A. gestern gleich nach seiner Ankunft festgenommen.
Der Tunesier hatte seine Abschiebung verhindern wollen: Noch am Donnerstag hatte das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen den Beschluss gefasst, dass A. vorläufig nicht abgeschoben werden könne, da ihm in seiner Heimat Folter drohe. Laut Gericht hatte der Tunesier 2006 einen Asylantrag gestellt, mit dem er geltend gemacht habe, dass er wegen drohender menschenrechtswidriger Behandlung nicht nach Tunesien zurückgebracht werden könne.
Am Freitagabend entschied dann das Verwaltungsgericht, dass der Mann zurück nach Deutschland geholt werden müsse. Die Abschiebung sei „grob rechtswidrig“.
Der 1976 geborene A. war 1997 zum Studium nach Deutschland gekommen. Ihm wird vorgeworfen, sich ab dem Jahr 2000 in einem al-Qaida-Lager in Afghanistan aufgehalten zu haben. Er soll zeitweise zur Leibwache Osama bin Ladens gehört haben. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2018)