Orbán in Israel: Null Toleranz für Antisemitismus in Ungarn

Orbán und Netanjahu Seite an Seite in Jerusalem im Kampf gegen den "radikalen Islam".
Orbán und Netanjahu Seite an Seite in Jerusalem im Kampf gegen den "radikalen Islam".REUTERS
  • Drucken

Osteuropäer seien weniger antisemitische als Westeuropäer, sagte der ungarische Premier. Demonstranten blockierten Orbáns Wagen nach dessen Besuch in der Gedenkstätte Yad-Vashem.

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat bei seinem ersten Israel-Besuch versichert, es gebe "null Toleranz" für Antisemitismus in seinem Land. "Alle jüdischen Bürger in Ungarn stehen unter dem Schutz der Regierung und darauf sind wir stolz", sagte Orbán zu Beginn eines Treffens mit seinem Kollegen Benjamin Netanjahu.

Netanjahu dankte Orbán dafür, dass dieser Israel in internationalen Einrichtungen verteidige. "Wir beide verstehen, dass die Bedrohung durch den radikalen Islam echt ist", sagte Netanjahu ferner. Er bedrohe Europa und die ganze Welt. Orbán versucht seit 2015, Ungarn strikt gegen Flüchtlinge abzuschotten und hat immer wieder betont, dass das Christentum Europa definiere.

In Jerusalem sagte Orbán, die Osteuropäer seien weniger antisemitisch als die Westeuropäer: "In Europa sind Formen des modernen Antisemitismus entstanden, wir leben jetzt in Zeiten, in denen der Antisemitismus in Westeuropa steigt und in Osteuropa aber sinkt", sagte der rechtsnationale Politiker und fügte hinzu: "Ich betrachte auch die Israel-Feindlichkeit als Ausdruck des Antisemitismus."

Restriktive Flüchtlingspolitik

Orbán hat bisher immer wieder mit Blick auf seine restriktive Flüchtlingspolitik betont, dass Ungarn und seine Verbündeten im Visegrad-Pakt (Polen, Tschechien und die Slowakei) derzeit die wahren Wächter europäischer Werte seien.

Israels Opposition hatte Orbáns Besuch zuvor scharf kritisiert. Orbán hatte im vergangenen Jahr mit Lob für den ungarischen rechts-autoritären Führer und Hitler-Verbündeten Miklos Horthy (1868-1957) für Irritationen gesorgt. Er bezeichnete diesen als "außergewöhnlichen Staatsmann".

Der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin warnte bei einem Treffen mit Orbán vor "Neo-Faschismus" in Europa. "Wir dürfen nicht vergessen, wenn wir sagen, "Nie wieder": Neo-Faschismus und neo-faschistische Gruppen sind eine echte Gefahr für die Existenz der freien Welt", sagte Rivlin nach Angaben der "Times of Israel". Dies wurde als subtile Kritik an Orbán und seiner Politik gewertet.

Am Nachmittag besuchte Orbán die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Israelische Demonstranten blockierten nach Abschluss des Besuchs kurzzeitig seinen Wagen. Auf Videoaufnahmen des israelischen Armeesenders waren mehrere Menschen zu sehen, die schwarze Schilder in die Höhe hielten. "Erinnert Euch", stand auf einem davon. Die Polizei habe die Demonstranten nach einer Weile zur Seite gedrängt, so dass Orbáns Wagen durchfahren konnte, berichtete die Nachrichtenseite "ynet".

Enges Verhältnis

Am Freitag steht ein Besuch an der Klagemauer auf Orbáns Programm. Treffen mit den Palästinensern sind nicht vorgesehen. Netanjahu hatte Ungarn vor einem Jahr besucht. Der israelische Regierungschef hat Orbán in der Vergangenheit klar unterstützt - wofür er sowohl von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Ungarn als auch der israelischen Opposition kritisiert wurde. So wurde etwa die Regierungskampagne gegen den liberalen US-Milliardär George Soros als antisemitisch kritisiert.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weekly cabinet meeting at Netanyahu's office in Jerusalem
Außenpolitik

Israel will noch jüdischer werden

Israels Parlament verabschiedet ein umstrittenes "Nationalitätengesetz". Der jüdische Charakter des Landes soll gestärkt werden. Regierungschef Netanjahu spricht von einem "Schlüsselmoment".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.