Längste Mondfinsternis des Jahrhunderts am Freitag zu sehen

Blutmond Der sogenannte Blutmond �ber Deutschland Bei einer Mondfinsternis f�llt der Schatten den
Blutmond Der sogenannte Blutmond �ber Deutschland Bei einer Mondfinsternis f�llt der Schatten den(c) imago/Oliver Willikonsky (Oliver Willikonsky)
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Freitagabend gibt es nicht nur einen "Blutmond" zu sehen, sondern verspricht auch besonders gute Sicht auf den Mars. Die totale Finsternis beginnt um 21.30 Uhr und kann auf Public Viewing-Plätzen in und um Wien beobachtet werden.

Am 27. Juli  gibt es am Himmel einiges zu entdecken. So wird am Freitagabend die längsten Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts zu beobachten sein. Zeitgleich ist noch dazu der Mars außergewöhnlich gut sichtbar. Voraussetzung ist natürlich ein gutes Wetter. Während die Sichtbarkeit der Mondfinsternis nur vom irdischen Wetter abhängt, braucht es für ungetrübte Marssicht kosmisches Wetterglück.

Die Mondfinsternis beginnt um 20.30, wenn der Vollmond bereits partiell verfinstert aufgeht. Vom linken Rand aus breitet sich die Verfinsterung aus, bis der Mond um 21.30 dann total verfinstert ist. Mit einer Dauer von einer Stunde und 43 Minuten wird es die längste Mondfinsternis im 21. Jahrhundert sein. Mondfinsternisse gibt es nur bei Vollmond, dabei tritt der Erdtrabant in den Schatten der Erde.

Der beste Blick um 23.13 Uhr

Ab etwa 22.00 Uhr wird es in Mitteleuropa dunkel genug sein, dass der Mond als rötliche Scheibe im Südosten gut sichtbar wird. Die rote Färbung kommt vom Sonnenlicht, das von der Erdatmosphäre in Richtung Mond gestreut wird. Kurz vor Ende der Totalität um exakt 23:13 Uhr wird der Blick auf den dunkelroten Vollmond, den sogenannten "Blutmond" voraussichtlich am lohnendsten.

Mondfinsternis am 27. Juli
Mondfinsternis am 27. JuliAPA

Einen ganz besonderen Anblick verspricht das sehr seltene und rein zufällige Zusammentreffen von Marsopposition und Mondfinsternis - sofern man nicht auf eine Wolkendecke schaut. Senkrecht unter dem roten Mond erscheint nämlich der ebenfalls rote Mars als heller Lichtpunkt. "Das ist in der Tat ein extrem seltener und sicherlich beeindruckender Himmelsanblick", erklärt Alexander Pikhard, Chef der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA), der sich "zu unseren Lebzeiten" so nicht wiederholen werde.

Mars und Erde "ganz" nah

Der Rote Planet steht am Freitag also exakt auf der anderen Seite der Erde als die Sonne. Er befindet sich zu diesem Zeitpunkt auch an einem der sonnennächsten Punkte (Perihel) seiner Bahn um das Zentralgestirn unseres Sonnensystems. Das hat zur Folge, dass die Distanz zwischen Mars und Erde bei der sogenannten Perihelopposition besonders gering ist - allerdings in astronomischen Dimensionen, denn auch am 27. Juli beträgt der Abstand immer noch rund 60 Millionen Kilometer. Am 31. Juli sind es dann gar "nur" knapp 58 Mio. Kilometer. Zum Vergleich: Der geringste Abstand des Mars zur Erde beträgt 54 Mio. Kilometer, die größte Entfernung 401 Mio. Kilometer.

In den Genuss einer Perihelopposition kommen Himmelsbeobachter nur alle 15 bis 17 Jahre. Zuletzt kamen sich die beiden Planeten 2003 mit 55,8 Mio. Kilometern so nahe, nächstes Mal wird es erst 2035 wieder so weit sein. In dieser aus Erdperspektive besonderen Position ist der Mars nicht nur die ganze Nacht über zu sehen, er leuchtet "sogar heller als der Riesenplanet Jupiter, und das in seinem typischen, auffälligen Rot", erklärt Pikhard.

Gutes Wetter ist Voraussetzung

Voraussetzung für eine ungetrübte Sicht auf Mondfinsternis und Mars ist freilich ein klarer Himmel. Die Chancen dafür stehen gut. Tagsüber ist zwar mit Regen und entsprechend trüben Himmel zu rechnen, die Wolken sollten sich aber bis zum Abend zu einem großen Teil aufgelöst haben. „Nach 21 Uhr sollte man überall gute Beobachtungschancen haben“, sagt Konstantin Brandes vom Wetterdienst Ubimet. „Am besten im  östlichen Flachland.“

Damit nicht nur der rote Mond, aber auch die Mars-Oberfläche gut zu sehen ist, braucht es neben möglichst wenigen irdischen Wolken auch ein wenig kosmisches Wetterglück. Danach sieht es momentan jedoch nicht aus, da auf dem Mars seit einigen Wochen ein Staubsturm tobt, der von der NASA seit Ende Juni als "planeten-umspannendes Staubereignis" eingestuft wird, das noch lange Zeit anhalten könnte.

Von Urania bis Cobenzl

Wer die Mondfinsternis im Wiener Raum beobachten möchte, kann dies von jedem Ort aus tun, der Sicht auf den Mond ermöglicht. „Vielleicht stollte man sich nicht unbedingt unter eine Straßenlaterne stellen, aber selbst da würde man sie sehen“, sagt Werner Gruber, Direktor des Wiener Planetariums – und zwar auch ohne Teleskop.  Wer allerdings den Mars genauer beobachten will, dem empfiehlt Gruber, einen Feldstecher mitzunehmen – oder überhaupt gleich in die Urania Sternwarte zu kommen, die ab 20 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet ist: Mit dem dortigen Teleskop lässt sich der Planet (und die Mondfinsternis) natürlich noch besser beobachten. Vorträge zum Thema runden das Programm ab.

Public Viewing in und um Wien

Überhaupt gibt es in Wien und Umgebung einige Orte, an denen sich – im Beisein von Astronomen – diese außergewöhnlichen Himmelsereignisse verfolgen lassen: Die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie lädt an gleich drei Orten zur „Sommernacht der roten Gestirne“ und hat natürlich Fernrohre mit dabei: Jeweils ab 20 Uhr finden öffentliche Beobachtungen am Cobenzl 94 (beim Luftschloss) im 19. Bezirk,  auf der Sophienalpe (Sofienalpenstraße 113) in Penzing sowie auf dem Laaerberg in Favoriten (Vollnhoferplatz).

Auch das Astronomische Büro Wien stellt Teleskope und Expertenwissen zur Verfügung – und zwar im „Freiluft-Planetarium Sterngarten Georgenberg“ im 23. Bezirk (nahe der Wotrubakirche, ab 20.30 Uhr). Der Verein Kuffner Sternwarte lädt zum Public Viewing außerhalb Wiens in Großmugl (Bezirk Korneuburg) – ganz ohne die Wiener Lichtverschmutzung: Ab 20 Uhr wird auf der Leebergwiese auf die Mondfinsternis gewartet. Die Teilnahme bei allen Veranstaltungen ist frei.

(mpm/APA)

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