Erste Bank: George soll expandieren, nur wohin?

Erste-Chef Andreas Treichl freut sich über gute Zahlen seiner Bank.
Erste-Chef Andreas Treichl freut sich über gute Zahlen seiner Bank.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Die Erste konnte am Dienstag ein gutes Halbjahresergebnis präsentieren. Mit der App George will man in Europa groß hinaus. Ein Risiko sieht man bei langfristigen Konsumkrediten.

Wien. George soll auswandern. Zuerst nach Rumänien. Ab 2019 dann nach Ungarn, Kroatien und Serbien. Die Rede ist von George, der Handy-App der Erste Group. Die ist längst zum digitalen Aushängeschild der Bank geworden. Nur eben noch nicht überall, wo die Erste tätig ist. Das soll sich ändern, so Erste-Chef Andreas Treichl am Dienstag bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses. Wenn George dann in allen „Heimatmärkten“ zuhause ist, wird es richtig spannend.

Dann will die Erste sich selbst zum FinTech erklären und einfach per Internet und App in ein neues Land expandieren. Wohin? Das will Treichl nicht verraten. Zwar sei er sich mit Retail-Vorstand Peter Bosek einig – aber noch gäbe es keine Entscheidung.

Nur so viel: „Es wird ein Markt in Europa. Es sieht sehr danach aus, dass wir mit einer eigenen Banklizenz in einen neuen Markt gehen. Wir bauen da auch eine neue Infrastruktur auf“, so Treichl. Damit ist freilich die digitale Infrastruktur gemeint. Um die herum will die Erste in den nächsten Jahren einen Ableger bauen, der dem klassischen, laufenden System Konkurrenz machen soll. „Die eigene Infrastruktur challengen“, nennt Treichl das. Solche Experimente kann er sich auch leisten. Denn die börsennotierte Erste Group hat am Dienstag zweistellige Gewinnzuwächse gemeldet. Treichl sprach von einem der besten Halbjahresergebnisse in der Bankgeschichte.

Betriebsergebnis angestiegen

Netto gab es in den ersten sechs Monaten 2018 ein Gewinnplus um 24 Prozent auf 774 Mio. Euro. Im zweiten Quartal lag der Gewinn bei 438,2 (Vorjahreswert: 362,5) Millionen Euro. Erstmals seit Jahren ist im Halbjahresvergleich auch das Betriebsergebnis angestiegen. Das lag vor allem an der weiteren wirtschaftlichen Erholung im Osten. Es konnten damit auch wieder Vorsorgen für faule Kredite aufgelöst werden. Der Anteil der notleidenden Kredite am Bruttokreditvolumen ist auf mittlerweile 3,6 Prozent gesunken. Treichl stellt nun eine höhere Dividende in Aussicht – ein Ziel, das man sich für 2018 gesteckt habe. Schon für das Geschäftsjahr 2017 hatte die Bank die Dividende um 20 Prozent auf 1,20 Euro je Aktie angehoben.

Stärker auf die Bremse steigen will Bankchef Treichl bei den Kosten. Durch die Bank arbeite man an Kostenreduktionen, sagte Treichl heute. Der Betriebsaufwand war wegen tarifbedingtem höherem Personalaufwand im ersten Halbjahr 2018 mit 2,076 Mrd. Euro zwar noch etwas höher als im ersten Halbjahr 2017, im zweiten Quartal hat sich die Entwicklung aber eingebremst, da gab es einen Rückgang des Aufwands zum Erstquartal. Entspannt ist die Lage bei den Problemkrediten.

Sorge um Konsumkredite

Die Kreditrisikokosten bringen Risikochef Willibald Cernko in seiner Bank nicht mehr ins Schwitzen, wie er am Dienstag sagte. Hier übersteigen derzeit die Auflösungen die neu zu bildenden Vorsorgen. Sorge machen dem Erste-Banker aber Überhitzungserscheinungen am heimischen Kreditmarkt, also überschießende Kreditlaufzeiten bei Konkurrenten und „grenzwertige“ Fremdfinanzierungsanteile bei Immobilienkrediten.

Konkret kritisierte Cernko die Praxis mancher Banken, extrem langfristige Konsumkredite zu vergeben. „Wir beobachten, dass es Wettbewerber gibt, die Laufzeiten jenseits von 10 Jahren anbieten. Das ist eindeutig überschießend. Soetwas hat man vor 2008 gesehen. Den Flachbildschirm auf 10 Jahre zu finanzieren, wird wenig Sinn machen.“ Die eigene Bank würde sich auf solche Spiele nicht einlassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2018)

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