T-Mobile: Übernahme von UPC als Reaktion auf "Renaissance des Festnetzes"

APA/HARALD SCHNEIDER
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2019 wird die Marke T-Mobile verschwinden und eine neue Dachmarke mit UPC und Telering entstehen.

Einer der größten Deals am österreichischen Markt ist durch. Seit 1. August gehört UPC Austria offiziell T-Mobile. Daraus entstanden ist ein Unternehmen mit 1,24 Milliarden Euro Umsatz und 7,2 Millionen Kunden. "Statt ein schwächelndes Unternehmen aufzukaufen, kommen hier zwei wachsende Firmen zusammen", sagt T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth bei der Pressekonferenz.

Kunden werden auf erste Auswirkungen erst Anfang 2019 spüren. Bestehende Verträge bleiben vorerst bestehen und je nach Produkt von UPC oder T-Mobile betreut. Auch die Shops sollen vorerst separat weitergeführt werden. Die bekannten Marken UPC, T-Mobile und auch Telering werden spätestens im zweiten Quartal des nächsten Jahres unter einer neuen Dachmarke geführt. "Das T wird erhalten bleiben", verspricht Bierwirth bei der Preiskonferenz.

88 Gigabyte Daten pro Monat und Haushalt

"Mit dem gemeinsamen neuen Unternehmen von T-Mobile und UPC geben wir das ultimative Versprechen für die digitale Zukunft Österreichs ab", so Bierwirth. Die digitale Zukunft ist aber zunehmends wieder stationär statt mobil. Zumindest in großen Städten wie Wien. "Wir erleben eine Renaissance des Festnetzes", erklärt der Chef der beiden Firmen.

Mehr als 88 Gigabyte werden laut österreichischer Regulierungsbehörde RTR im Schnitt monatlich pro Haushalt verbraucht. Aber nicht mobil, sondern über den bereits seit Jahren totgesagten festen Breitbandanschluss. Die Mobilfunkstandards 4G und 5G hielt auch T-Mobile-Chef Bierwirth lange Zeit für die Ablöse von Kabel, Glasfaser und Co. Mit Streaming-Angeboten wie Netflix und Amazon Prime hat sich aber das Nutzungsverhalten maßgeblich geändert. Stabile Leitungen und hohe Bandbreiten sind gefordert. „Über feste Breitbandanschlüsse in Österreich wird etwa doppelt so viel Datenvolumen verbraucht wie über das Mobilnetz“, erklärt Telekom-Regulator Johannes Gungl. Im gesamten 4. Quartal 2017 stehen rund 648.700 Terabyte im Festnetz etwa 310.400 Terabyte im Mobilnetz gegenüber.

In ländlichen Gebieten ist die Situation umgekehrt. Trotz der staatlichen Förderung in Form der Breitbandmilliarde gibt es in Österreich weiße Flecken mit sehr niedrigen Übertragungsraten. T-Mobile will in den kommenden drei Jahren 600.000 weitere Haushalte mit Glasfaser versorgen. 1,4 Millionen sind bereits angeschlossen. Zeitgleich soll mit dem 5G-Ausbau begonnen werden. Ein Budget von mehr als 240 Millionen Euro ist dafür 2019 vorgesehen.

Geleerte "Kriegskasse"

Knapp zwei Milliarden Euro hat T-Mobile die Übernahme von UPC gekostet. "Hier haben wir tatsächlich Cash in die Hand genommen", anstatt über Aktientausch den Merger vorzunehmen, sagt Bierwirth. Es sei aber ein angemessener Kaufpreis gewesen, dafür, dass UPC zudem auch wachsende Umsätze verzeichnete. Man sei aber "eher auf einem Fuß" unterwegs gewesen, in Anspielung auf T-Mobiles fehlende Festnetzkomponente.

Mit der UPC-Übernahme fühle man sich in der Lage, dem Marktführer A1 (Telekom Austria) Marktanteile streitig machen zu können. Das teilstaatliche Unternehmen unter mexikanischer Führung kam im Vorjahr auf 2,62 Milliarden Euro Umsatz, während die "neue" T-Mobile nun bei 1,25 Milliarden Euro hält. Auch deswegen sei Bierwirth die rasche Symbiose der beiden Unternehmen so wichtig. Der Konkurrenz soll keine Zeit gelassen werden, die von T-Mobile und UPC stark besetzten Themen wie Internet und Entertainment zu übernehmen.

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