Plädoyer für die Sommerzeit

Der kleine Stress, zwei Mal im Jahr die Uhr umzustellen, ist es wert.

Im Grunde ist es ja wie bei der Fahrt in den Urlaub. Das Packen davor, das Warten am Flughafen, der Stau auf der Autobahn - aber ist man erst einmal angekommen, ist es wunderbar. Auch die Zeitumstellung auf Sommerzeit Ende März ist manchen lästig. Ja, ein paar Uhren müssen nachgestellt werden. Der Körper muss sich ein, zwei Tage lang daran gewöhnen, dass der Wecker jetzt früher läutet. Aber was danach kommt, ist es allemal wert. Nach der Arbeit noch draußen im Hellen sitzen. Eine Runde laufen gehen, ohne eine Stirnlampe mitzunehmen. Auf einem Tretboot auf der Alten Donau dem Sonnenuntergang zuschauen. Fiele die Sommerzeit weg, hätten wir eine Stunde weniger Zeit dafür. Dafür wäre es schon hell, während viele noch im Bett liegen. (Mitte Juni ginge die Sonne in Wien dann etwa um 3.53 morgens auf.)

Gut, die ursprüngliche Idee, warum es die Sommerzeit gibt, war eine andere - und ja, das mit dem Energiesparen ist nicht so aufgegangen wie gedacht. Und ja, der Körper braucht ein, zwei Tage, um sich an den neuen Rhythmus anzupassen. Aber wer erinnert sich noch an dieses eine Mal, als der Wecker früher als erwartet geläutet hat, während man an einem warmen Sommerabend im Freien sitzt? Die heute endende EU-Umfrage zur Sommerzeit ist nicht verbindlich, sie ist nur ein Gradmesser, eine Standortbestimmung, wie die Menschen über die Zeitumstellung denken. Und doch hat sie eine gewisse Symbolkraft.

Je nach Mitgliedsland wird sie Menschen mehr oder weniger betreffen (in Finnland, zum Beispiel, ist es im Sommer ohnehin fast die ganze Zeit hell). Und natürlich spielt auch noch der Beruf, der persönliche Rhythmus von Arbeit und Freizeit eine Rolle, wie sehr man von der Zeitumstellung betroffen ist. Eltern mit kleinen Kindern, beispielsweise, tun sich mit dieser Herausforderung natürlich besonders schwer. Aber aus der Sicht eines sommerlichen Lebensgefühls, dass nach der Arbeit noch genügend Freizeit bleibt, um die Jahreszeit wirklich auskosten zu können, spielt die Sommerzeit jedenfalls eine positive Rolle. Eine Stunde mehr vom Tag. Das ist die kleine Rhythmusänderung im März und Oktober allemal wert.

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