Über die Zeitumstellung zu reden, ähnelt der Frage, ob der grüne oder der orange Teil des Twinni besser schmeckt. Ich weiß mittlerweile, dass die eine Zeit dumm und traurig macht, die andere dick und traurig, die eine im Sommer und die andere im Winter, und umgekehrt.
Wenn während Dauersommerzeit die Sonne im Dezember etwa erst um 8.30 Uhr aufgeht, werden Menschen sicher nicht fröhlicher in Schulen und Büros strömen. Wenn sich andererseits bei Dauerwinterzeit die Dunkelheit über einen senkt, während noch die Würstel am Griller brutzeln, könnte dies auch als Beeinträchtigung gesehen werden.
Wer bei so einer Debatte kühl „Alles nur Kopfsache“ einwirft, bekommt keine freundlichen Blicke zugeworfen. Dann also provokant bewahrend: Warum kann es denn nicht so bleiben, wie es ist, also zwei Mal im Jahr wird die Uhr umgestellt? Ach so, die Kühe geben weniger Milch, und die Kinder können nicht schlafen und Kopfweh, Kreislauf, Ohrensausen. Beim einwöchigen Urlaub mit Kleinkindern in Thailand war das für viele zwar kein Thema, aber offenbar ist der „Mini-Jetlag“ eine besonders perfide Angelegenheit. Menschen, die immer müde sind, da sie die simple Rechnung „Spät schlafen gehen plus früh aufstehen ergibt zu wenig Schlaf“ noch immer zu falsifizieren versuchen, haben übrigens sowieso kein Mitspracherecht.
Man könnte noch ein nostalgisches Argument für die Zeitumstellung einbringen. Wollen wir künftigen Generationen wirklich dieses Glück nehmen, eine Stunde geschenkt zu bekommen? „Länger fortgehen“, hieß es an diesem einen Tag im Herbst und die Sperrstunde versetzte sich ganz von allein. Heute kommt ohnehin kein Jugendlicher mehr zur ausgemachten Zeit nach Hause, hört man dann. Aber eine Stunde länger schlafen wollen sie vermutlich schon noch immer.
Alle Menschen, mit denen ich näher zu tun habe, kommen eigentlich immer zu spät, egal, wie dunkel oder hell es ist. Macht doch einfach alle, was ihr wollt.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2018)