FPÖ-Stadtrat kritisiert "Schwuchteln" auf ÖBB-Werbung

Werbesujet der ÖBB
Werbesujet der ÖBB(c) Screenshot: Twitter/ÖBB
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Ein Sujet, das zwei Männer und ein Baby zeigt, ließ Bruno Weber über "Schwuchteln" und "Neger" schimpfen. Die FPÖ erteilt ihm einen "scharfen Verweis", er selbst will nun 1500 Euro spenden. Rücktrittsaufforderungen bleiben ungehört.

Der Amstettener FPÖ-Stadtrat Bruno Weber sieht sich nach einem rassistischen Kommentar zur aktuellen Werbekampagne der ÖBB mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert. Auf Facebook äußerte er sich anlässlich eines Sujets, das zwei Männer und ein Baby zeigt, abfällig über "Schwuchteln" und "Neger". Während sich SPÖ, Grüne und Neos empört zeigten, rechtfertigten die Bundesbahnen das Plakat: "Vielfalt und Gleichstellung sind den ÖBB wichtig."

Die betroffene Kampagne soll die Vielfalt der "Vorteilscard Family" zeigen, die schon seit mehreren Jahren grundsätzlich offen ist für Reisen mit Kindern. Das könne eine Großmutter mit den Enkeln genauso sein wie ein gleichgeschlechtliches Paar mit Kindern, sagt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder am Donnerstag. Um das Angebot in Erinnerung zu rufen, gibt es mehrere Sujets, darunter Vater, Mutter und Kind, aber auch eines, das zwei Männer mit einem Baby zeigt - einer von ihnen hat eine dunkle Hautfarbe. Letztere Darstellung erzürnte nun den freiheitlichen Funktionär Weber,wie der "Standard" berichtet. Demnach kommentierte er das Bild auf Facebook mit den Worten: "(...) Das ist doch nicht normal! 2 vermeintliche Schwuchteln m Baby und davon noch ein Neger. Mir graust...".

SPÖ ortet "Homophobie gepaart mit Rassismus"

"Dieses Statement ist Homophobie, gepaart mit Rassismus und einem Vokabular der widerlichsten Sorte", kritisierte SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner in einer Aussendung. "Dass es im Jahr 2018 noch immer notwendig ist, solche grauslichen Aussagen über ein Plakat, mit dem wohl normalsten Motiv der Welt - einer Familie - zu kommentieren, ist wirklich enttäuschend und zeigt, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, bis Homophobie und Ausgrenzung endlich der Vergangenheit angehören." Es müsse nun Konsequenzen geben, forderte er.

Reaktion der ÖBB auf Twitter:

Dominic Hörlezeder, grüner Stadtrat aus Amstetten, forderte Webers Rücktritt, denn dieser "hetzt öffentlich gegen Minderheiten bzw. sexuell anders orientierte Menschen". Neos-Landessprecherin Indra Collini zeigte sich empört über das "koloniale Überlegenheitsgehabe" und erwartete sich ebenfalls "einen raschen Rücktritt ohne die übliche wie peinliche Jammerei auf die linkslinke Jagdgesellschaft".

"Ein Rücktritt ist fällig", meinte am Donnerstag der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch - und zwar "ohne Rückkehrrecht". Antisemitismus, Rassismus und Homophobie seien "keine 'Meinung'", sondern "ein Verbrechen an der Menschlichkeit".

FPÖ erteilt Weber "scharfen Verweis"

Einen Rücktritt dürfte es vorerst aber nicht geben. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker teilte am Donnerstag mit, dass der niederösterreichische FPÖ-Chef Walter Rosenkranz Weber als "scharfe Maßnahme" einen "schriftlichen Verweis", also eine Ermahnung, erteilt habe. Auch er selbst habe mit dem Stadtrat ein "klärendes Gespräch" geführt, sagte Hafenecker. "Die FPÖ Niederösterreich spricht sich in aller Klarheit gegen dieses Wording aus und verurteilt dieses scharf", betonte er. Derlei Positionen hätten in der FPÖ keinen Platz, meinte auch der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus auf Journalistennachfrage am Rande einer Pressekonferenz.

Hafenecker verwies außerdem auf eine "Klarstellung" Webers auf Facebook: Seine Reaktion auf das Werbeplakat sei "unangebracht und aufgrund der verwendeten Begriffe inakzeptabel" gewesen, erklärte der Stadtrat dort Donnerstagvormittag. Gleichzeitig betonte der Freiheitliche, dass ihm "als konservativer Mensch und Familienvater" das "traditionelle Familienbild einfach wichtig" sei. Er rechtfertigte sich damit, dass die Diskussion um das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare geführt werden dürfe. "Für die von mir gewählte Formulierung dazu entschuldige ich mich in aller Form."

Er habe einen Fehler gemacht und spende als Wiedergutmachung 1500 Euro an den gemeinnützigen Verein "Licht für Kinder", kündigte Weber an. Auf den rassistischen Aspekt seiner Äußerung ging er nicht näher ein.

Klarstellung von Bruno Weber auf Facebook:

>>> Bericht im "Standard"

(APA)

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