Benedikt-Vertrauter zu Missbrauch: "Wo Schmutz ist, muss geputzt werden"

May 30 2018 Vatican City Vatican Pope Francis talks with Georg Ganswein as he arrives for his
May 30 2018 Vatican City Vatican Pope Francis talks with Georg Ganswein as he arrives for hisimago/ZUMA Press
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Die Kirche müsse den sexuellen Missbrauch umfassend aufklären, fordert der Kurienerzbischof Georg Gänswein. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller ruft indes dazu auf, die Sexualität von Priestern nicht zu tabuisieren.

Kurienerzbischof Georg Gänswein fordert, Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche umfassend aufzuarbeiten. Es gebe nichts zu beschönigen, die Schuldigen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. am Freitag im SWR-Hörfunk. "Wo Schmutz ist, muss geputzt werden."

Gänswein betonte, die Kirche gehe bei Aufklärung und Aufarbeitung seit Jahren mit gutem Beispiel voran. Den Bericht über Missbrauch durch Geistliche im US-Bundesstaat Pennsylvania nannte er beschämend. "Es reißt einen ins Herz", so Gänswein.

Unterdessen sprach sich, wie Kathpress berichtete, der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller für eine Bischofssynode der Weltkirche zum Thema Missbrauch aus. Die Vertuschung von Missbrauch in der Kirche auch durch Bischöfe sei ein großes Problem und bedürfe einer weltweiten Beratung, sagte er dem Kölner "domradio". Zwar habe in Europa und in den USA mittlerweile ein "gewisses Bewusstsein bei Bischöfen eingesetzt", jedoch fehle ein solches noch bei denen in Afrika, Asien und Lateinamerika.

Schüller: Tabufreier Umgang mit Sexualität

Eine außerordentliche Bischofssynode müsste vom Papst einberufen werden. Dass der Papst mit Bischöfen das Problem bespricht "und überlegt, dass man nicht nur erschütternde Briefe schreibt und um Verzeihung bittet", halte er für sinnvoll, sagte Schüller. Doch schon in der Ausbildung von Priestern und durch Präventionsmaßnahmen müssten die Missbrauch und Vertuschung begünstigenden Ursachen vermieden werden.

Als eine präventive Maßnahme nannte Schüller Screenings in allen Priesterseminaren vor der Aufnahme, wie es sie schon in den USA gebe. Ein weiterer Punkt sei in der Ausbildung die tabufreie Behandlung der Themen Sexualität, sexuelle Identität sowie Umgang mit Nähe und Distanz. Die Hauptgründe für Missbrauch durch Geistliche seien nicht Pädophilie oder der Zölibat an sich, sondern eine Unreife im Umgang mit der eigenen Sexualität. "Und solange das tabuisiert wird und nicht zur Sprache kommt, werden wir weiter Missbrauch in der Kirche haben", sagte Schüller.

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