Die hauseigene Expertise nutzen

Im Schnitt 3,5 Tage im Jahr verbringen UniCredit-Mitarbeiter mit Weiterbildung. Einen großen Teil davon in der hauseigenen Academy.
Im Schnitt 3,5 Tage im Jahr verbringen UniCredit-Mitarbeiter mit Weiterbildung. Einen großen Teil davon in der hauseigenen Academy.UniCredit
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Die Weiterbildung der Mitarbeiter ist nicht nur in technischen, sondern etwa auch in rechtlichen Bereichen ein wichtiges Thema. Große Unternehmen unterhalten dafür eigene Einrichtungen.

Es gibt in Wien sicherlich Plätzchen, an denen es sich weniger aushalten lässt als am Kaiserwasser, einem Seitenarm der Alten Donau. Hier, in unmittelbarer Nähe zur UNO-City, finden sich unter anderem Parkanlagen, Lagerwiesen und schöne Naturbadeplätze in der Bundeshauptstadt. Am Kaiserwasser lässt es sich aber auch ganz gut lernen, wie Stefan Teufl, Leiter der dort angesiedelten UniCredit Academy, der Fortbildungseinrichtung der UniCredit Bank Austria, bestätigt. „Die Lage ist sehr inspirierend“, sagt er.

„Die UniCredit Academy wurde im November 2013 gegründet, weil für uns lebenslanges Lernen einen sehr hohen Stellenwert hat“, berichtet Teufl. Neben externen Experten gebe dort ein Pool aus 450 bis 500 hausinternen Trainern – dabei handle es sich um erfahrene Mitarbeiter – im Rahmen von diversen Fach- und Produktausbildungen ihr Wissen an weiterbildungsbegierige Mitarbeiter weiter. „Das überwiegend freiwillige Weiterbildungsangebot wird – wie auch die verpflichtenden Trainings – gut angenommen“, sagt Teufl. Die starke Nachfrage wird auch von Statistiken bestätigt: Im Durchschnitt wenden Mitarbeiter der UniCredit pro Jahr 3,5 Tage für die persönliche Fortbildung auf. Hierin sei auch die zweite Säule des hauseigenen Fortbildungsprogramms, das E-Learning-Angebot, berücksichtigt.

Eigene Inhouse-Akademien sind vor allem bei großen Unternehmen keine Seltenheit. So auch bei der internationalen Unternehmensberatung Deloitte. „Wir verfolgen einen Inhouse-Ansatz, weil es uns ein besonderes Anliegen ist, die Deloitte-Kultur und unsere Qualitätsstandards an unsere Mitarbeiter zu vermitteln“, sagt Magdalena Pijanowski, Learning Managerin Deloitte Österreich. Schließlich soll den Kunden überall auf der Welt dieselbe Beratungsqualität geboten werden. In diesem Zusammenhang spielen zwei Lernplattformen eine wichtige Rolle: die Deloitte Academy und die Deloitte University.

Internationaler Austausch

Die von der Deloitte Academy ausgerichteten und „praktisch täglich“ stattfindenden Trainings richteten sich an alle österreichischen Mitarbeiter, so Pijanowski. „Viele davon sind intern vorgegeben beziehungsweise verpflichtend, während andere nur empfohlen werden“, sagt sie. Bei den Vortragenden handelt es sich um Experten aus den eigenen Reihen, die über viel Berufserfahrung und Know-how verfügen. In der internationalen Deloitte University sind wiederum erfahrene Mitarbeiter aus allen europäischen Niederlassungen engagiert. Auf beiden Fortbildungsschienen werden unterschiedliche fachliche und nicht fachliche Fortbildungsmaßnahmen angeboten, die jeweils auf die verschiedenen Unternehmensbereiche bei Deloitte zugeschnitten sind.

Während bei allen hausinternen Fortbildungsmaßnahmen Deloitte-Führungskräfte im Vordergrund stehen, werden – wo es notwendig ist – auch externe Experten herangezogen. „Vor allem im Bereich der Soft Skills kann ein Blick von außen sehr hilfreich sein“, erklärt Pijanowski.

Externe Trainer für Soft Skills

Eine ähnliche Herangehensweise wird auch bei der internationalen Anwaltssozietät Freshfields Bruckhaus Deringer verfolgt. An externe Experten ausgelagert sei die Vermittlung von Soft Skills wie unter anderem Verhandlungsmanagement, Kommunikationsfähigkeit, Präsentationsskills oder Zeitmanagement, ebenso wie Sprachkurse und Medientrainings, so Farid Sigari-Majd, Rechtsanwalt und HR-Partner bei Freshfields Bruckhaus Deringer. „Für fachliche oder rechtliche Themen – und damit den überwiegenden Teil der Trainings – sind erfahrene Partner und Senior Associates zuständig.“

Bei der Anwaltssozietät werden den Mitarbeitern jedenfalls sehr individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten. Eine wichtige Rolle spiele in diesem Zusammenhang das „Career Milestones“-Konzept, das für jede Karrierestufe bestimmte Skills definiere. „Im Rahmen von jährlich stattfindenden Review-Gesprächen wird dem jeweiligen Entwicklungsstand auf den Grund gegangen und gegebenenfalls zusätzlicher Ausbildungsbedarf ausgemacht“, so Sigari-Majd. Neben den nach Karrierestufe vorgeschriebenen Bildungsmaßnahmen werden jedenfalls auch freiwillige Maßnahmen angeboten.

Bedarf bei Juristen und Banken

Wie Sabine Baresch, HR-Manager bei Freshfields Bruckhaus Deringer Österreich, erklärt, ist Fortbildung für Juristen in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. „Der Anspruch unserer Mandanten an eine internationale juristische Beratung auf hohem Niveau ist über die letzten Jahre nochmals stark gestiegen“, meint sie. Daher müsse man nicht nur die klügsten Köpfe für sich gewinnen, sondern auch sicherstellen, dass die Mitarbeiter immer auf dem neuesten Wissenstand sind. In die gleiche Kerbe schlägt auch der UniCredit-Experte Teufl: „Die zunehmende Regulierung, mit der sich Banken auseinandersetzen müssen, und auch die digitale Transformation haben Fortbildung noch wichtiger gemacht“, sagt er.

AUF EINEN BLICK

Inhouse-Trainings sind bei größeren Unternehmen ein gängiges Mittel, um den wachsenden Weiterbildungsbedarf der Mitarbeiter zu decken. Die Vortragenden rekrutieren sich in der Regel aus den eigenen Reihen, besonders bei Themen, die das jeweilige Kerngeschäft betreffen. Externe Trainer werden oft bei generellen Managementthemen sowie Soft Skills eingesetzt und bringen einen Blick von außen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2018)

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