Drei neue iPhones mit verwirrender Namensgebung, zu einem verdammt unverschämten Preis. Das ist das Ergebnis des lange ersehnten Apple-Events. Da täuscht auch kein Überschütten mit Adjektiven und Aufstellen von falschen Behauptungen darüber hinweg.
Das Apple-Event ist vorbei. Wetten, dass bereits in zwei Wochen die ersten Gerüchte zu den 2019er-Geräten auftauchen, werden ab sofort angenommen. Doch bevor wir uns diesen widmen können, müssen wir die 2018er-Modelle überhaupt erst in die Hände bekommen. Das heißt, wir dürfen uns wieder auf lange Schlangen vor den Apple Stores freuen. Seit diesem Jahr auch endlich in Wien. Große Freude. Dazu die obligatorischen Jubelmeldungen zu den Verkaufsrekorden. Die Testberichte und die Glaubenskriege. Denn Verfasser kritischer Meinungen werden zu "Apple-Hatern" und "Nichtskönnern" abgestempelt und jene, die positiv schreiben, sind sowieso gekauft. Für Apple der reinste Segen. Mediale Dauerpräsenz, die Aktie steigt, die Anteilseigner freuen sich und im Apple-Vorstand klopft man sich selbstgefällig auf die Schultern.
Aber klopft man einmal ein bisschen an der Präsentation, muss man sich fragen, was da übrig bleibt. Was hat Apple in seinem typischen Selbstbeweihräucherungsmodus zwischen 19 und 21 Uhr am Mittwochabend tatsächlich von sich gegeben? Nicht viel. Nach großer Vorfreude stellt sich Ernüchterung, beinahe Enttäuschung ein. Beinahe so als hätte man als Kind zu Weihnachten Wollsocken bekommen. Sehr teure Wollsocken. Und so gibt es nach diesem Event einfach nur drei Handys, die auf den technischen Stand von 2018/2019 gebracht wurden. Äußerliche Veränderungen? Fehlanzeige. Die größten Anpassungen gibt's beim Preis. Die Preise des iPhone XS liegen zwischen 1149 und 1549 Euro. Bei der Max-Version, dem größeren Bruder des iPhone-X-Nachfolgers sogar zwischen 1249 und 1649 Euro. Ein stolzer Preis. Dreist könnte man auch sagen.
Da hilft auch nicht das gesamte Adjektiv-Repertoire, das Apple an solchen Abenden auspackt. Kein "großartig, wunderbar, einzigartig, atemberaubend, wunderschön, bezaubernd, unglaublich und fortschrittlich" kann darüber hinwegtäuschen, dass diese Geräte dieses Mal einfach nur langweilig sind. Da kann Apple noch so felsenfest behaupten, dass sie die Dual-SIM erfunden haben. Oder, dass sie den LCD-Bildschirm beim iPhone XR so schön finden, dass sie ihn jetzt einfach "Liquid Retina" nennen. Es bleibt trotzdem ein LCD-Bildschirm.
Klar, die iPhones haben ein stabiles Betriebssystem, sehen gut aus und schießen wirklich tolle Bilder. Das können aber mittlerweile auch andere. Deftige Preise kann die Konkurrenz mittlerweile auch, aber Apple schießt den Vogel ab. Man muss aber nicht überall die Nummer eins sein. Und selbst Apple scheint sich für die iPhones nicht wirklich feiern lassen zu wollen. Keine Foo-Fighters, kein U2 und kein Kumbayah für den Weltfrieden oder 100 Alibi-Danksagungen an die Mitarbeiter, wobei die haben ja es offenbar nicht verdient. Denn deren Klatsch-Eifer hat auch total nachgelassen.
Das Event hat einmal mehr gezeigt, dass Innovation kein Apple-Siegel trägt, auch wenn die Apple-Watch durchaus so ein kleines Siegel verdient hätte.