Inflation: Leben in Österreich wurde teurer

Nicht Lebensmittel heizten die Inflation im August an, sondern Treibstoffe.
Nicht Lebensmittel heizten die Inflation im August an, sondern Treibstoffe.(c) APA/BARBARA GINDL
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Im Unterschied zur Eurozone insgesamt ging die Inflation in Österreich im August nicht zurück. Nach einheimischer Berechnung stieg sie sogar. Nur wer verreist, kann sich freuen.

Wien/Brüssel. Wer im August in Österreich lebte, musste wieder etwas tiefer in die Tasche greifen. Hatte die Inflation im Juli noch um 2,1 Prozent zugelegt, so waren es im August 2,2 Prozent gegenüber dem Niveau des Vorjahresmonats, wie die Statistik Austria am Montag mitteilte.

Hauptverursacher der Teuerung war einmal mehr der Verkehr im Allgemeinen und die teureren Treibstoffe im Besonderen. Letztere kosteten im August um insgesamt 14 Prozent mehr und waren damit für ein Fünftel der gesamten Inflation verantwortlich. Im Detail verteuerte sich Dieseltreibstoff im Jahresabstand um rund 15 Prozent, Superbenzin um mehr als zwölf Prozent. Heizöl zog im Schnitt gar um 24 Prozent an. Auch die Mieten wurden teurer, während sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln abschwächte.

Inflation in Europa sinkt

Die Treibstoffe erwiesen sich auch in der Eurozone bzw. in der gesamten EU als größter Preistreiber. Dennoch ging die Inflation in beiden Gebieten im August laut Eurostat-Mitteilung leicht zurück: in der Eurozone von 2,1 Prozent (Juli) auf 2,0 Prozent, in der EU von 2,2 Prozent auf 2,1 Prozent. Die EU-Berechnung beruht im Unterschied zur österreichischen Berechnungsmethode auf einer anderen Gewichtung von Produkten und Dienstleistungen. Nach dieser EU-Methode („harmonisierter Verbraucherpreisindex“) stieg die Inflation in Österreich im August um 2,3 Prozent. Damit blieb sie gegenüber Juli zwar unverändert, liegt aber dennoch weiter höher als der EU- und Eurozonenschnitt.

EZB verfehlt weiter ihr Ziel

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht mittelfristig Werte von knapp zwei Prozent als ideal für die Konjunktur im Euroraum an. Dieses Ziel dürfte sie noch eine ganze Weile verpassen. Die Inflationsrate soll in den Gesamtjahren 2018, 2019 und 2020 bei jeweils 1,7 Prozent liegen, sagen die EZB-Ökonomen voraus.

Die Währungshüter steuern daher nur in Trippelschritten auf ein Ende ihrer extrem lockeren Geldpolitik zu. Die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe will die EZB ab Oktober auf 15 Milliarden Euro je Monat halbieren. Zum Jahresende sollen die Transaktionen dann ganz eingestellt werden – sofern die Wirtschaft mitspielt. Der Leitzins jedoch soll bis mindestens „über den Sommer 2019“ hinweg auf dem Rekordtief von null Prozent verharren, während er etwa in den USA schon längst wieder steigt und von der Notenbank wahrscheinlich noch im September weiter angehoben wird.

Teurer Miniwarenkorb

Zurück zu Österreich: Neben den Ausgaben für Verkehr mussten die Verbraucher hierzulande auch für Wohnung, Wasser und Energie im Schnitt um 2,3 Prozent mehr bezahlen, so die Statistik Austria. Wohnungsmieten verteuerten sich um 3,6 Prozent. Haushaltsenergie kostete im August um 3,2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Anders die Situation bei Nahrungsmitteln, wo der Preisauftrieb zurückging. Der tägliche Einkauf verteuerte sich um 2,4 Prozent; der Miniwarenkorb, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg im Jahresabstand sogar um 5,5 Prozent.

Doch nicht alles wurde teurer. Gute Nachrichten gibt es für reisefreudige Österreicher. So kosteten Städteflüge um mehr als ein Drittel (34,8 Prozent) weniger als vor einem Jahr, Mobiltelefone um 5,2 Prozent und Brillengläser um zehn Prozent. Und der Sommerschlussverkauf verbilligte Bekleidung und Schuhe durchschnittlich um 2,1 Prozent. (ag./est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2018)

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