34-jährige Busfahrerin bei Kollision mit Zug in Graz getötet

Einsatzkräfte an der Unfallstelle
Einsatzkräfte an der UnfallstelleAPA/ERWIN SCHERIAU
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Auf einem Bahnübergang in Graz ist ein Linienbus mit einem Zug zusammengestoßen. Es gibt ein Todesopfer und mehrere Schwerverletzte.

Bei einer Kollision zwischen einer S-Bahn der Graz-Köflacher-Bahn (GKB) und einem Linienbus der Graz Linien ist Dienstagfrüh die 34-jährige Buslenkerin ums Leben gekommen. Zehn weitere Businsassen wurden teils schwer verletzt, teilten Polizei und Rotes Kreuz mit. Dutzende Rettungskräfte und drei Hubschrauber waren im Einsatz. Die Aufräumarbeiten dauerten Dienstagnachmittag noch an.

Gegen 8 Uhr war der Regionalzug aus Köflach kommend in Richtung Hauptbahnhof unterwegs. Zeitgleich lenkte die 34-Jährige den Bus der Linie 33 auf der Grottenhofstraße in Richtung Straßganger Straße. Auf Höhe des Bahnüberganges Grottenhofstraße/Heubergergasse kam es zur Kollision - aus bisher unbekannter Ursache. Dabei wurde der Bus zur Seite geschleudert und schwer beschädigt. Der Zug entgleiste mit allen Achsen.

Bauarbeiter leisteten Erste Hilfe

Zumindest sieben Businsassen wurden schwer verletzt, drei weitere Fahrgäste dürften mit leichteren Verletzungen davongekommen sein. Zwei ÖAMTC-Rettungshubschrauber, ein Hubschrauber des Innenministeriums, 15 Ambulanzen, zwei Notarztwagen und zwei sogenannte Rote Kreuz-Jumbos - größere Fahrzeuge - standen mit 65 Leuten im Einsatz, sagte Rotkreuz-Sprecher Lukas Kundigraber. Ersthelfer waren mehrere Arbeiter einer nahe gelegenen Baustelle, die die Kollision gehört hatten und zur Hilfe eilten.

Für die 34-jährige Buslenkerin aus Graz kam jede Hilfe zu spät. Sie starb laut Polizei noch an der Unfallstelle. Offenbar unverletzt gebliebene Fahrgäste hatten direkt nach dem Unfall und noch vor Eintreffen der Polizei die Örtlichkeit verlassen. Dienstagmittag ersuchte die Exekutive diese Passagiere, sich bei einer Dienststelle oder der Verkehrsinspektion zu melden. Das Rote Kreuz hatte zehn Businsassen zu versorgen, sagte Kundigraber. Drei Patienten wurden in das LKH Graz, vier in das UKH Graz und drei ins Krankenhaus nach Wagna gefahren oder mit den zwei Hubschraubern geflogen.

Offenbar unverletzt gebliebene Businsassen haben laut Polizei die Unfallstelle verlassen, ehe die Einsatzkräfte eintrafen. Sie werden nun ersucht, sich bei der Verkehrsinspektion oder einer anderen Polizeidienststelle zu melden. Anfangs war unklar, wie viele Fahrgäste im Bus der Linie 33 mitgefahren sind.

Das Rote Kreuz hat eine Hotline mit psychologisch geschulten Mitarbeitern für Gespräche eingerichtet. Betroffene und auch Zeugen können sich unter der Nummer 14844 melden. Eine Vorwahl ist nicht nötig, sagte Kundigraber. Bis Mittag gab es bereits mehrere Anrufer.

Für die Bergung des Zuges sowie des Busses wird schweres Gerät benötigt.
Für die Bergung des Zuges sowie des Busses wird schweres Gerät benötigt.APA/ERWIN SCHERIAU

Suche nach der Ursache

Dienstagmittag wurde die Unfallstelle vermessen und von den Ermittlern fotografiert. Laut Polizeisprecher Leo Josefus haben die Beamten mit der Befragung von Zeugen begonnen. Die Bahnstrecke bleibe vorerst gesperrt, ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Umleitungen gab es auch für den Verkehr in der Grottenhofstraße. Für die Bergung des Zuges sowie des Busses wird schweres Gerät benötigt.

Die GKB teilte mit, dass eine Überprüfung ergeben habe, dass die Licht-Signalanlage funktionierte. Im Zug wurde offenbar niemand verletzt. Dieser war laut GKB mit rund 70 Personen besetzt. Die Staatsanwaltschaft Graz ordnete eine Obduktion sowie ein toxikologisches Gutachten bei der getöteten Buslenkerin an.

STEIERMARK: KOLLISION ZWISCHEN ZUG UND LINIENBUS IN GRAZ
STEIERMARK: KOLLISION ZWISCHEN ZUG UND LINIENBUS IN GRAZAPA/ERWIN SCHERIAU

Eisenbahnkreuzungen werden überprüft

Um die Ursachen des Unfalls und daraus ableitbare Sicherheitsempfehlungen für die Zukunft zu ermitteln, sind Ermittler der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) am Unfallort, wie Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) in einer Aussendung bekanntgab. Bei der Untersuchung werden auch ein Laserscan sowie eine 3D-Punktwolke angefertigt, um den Hergang genauestens rekonstruieren zu können. Ziel der SUB-Untersuchung sei allerdings einzig und allein die Ableitung von Sicherheitsempfehlungen zur Verhinderung gleich gelagerter Unfälle. Die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes will einen Schwerpunkt auf die Analyse von Unfällen auf Eisenbahnkreuzungen setzen, versprach deren Leiterin Bettina Bogner am Dienstag.

APA

Die Eisenbahnkreuzung im Bereich Heubergergasse/Grottenhofstraße ist mit einer Lichtzeichenanlage technisch gesichert. Im Jahr 2012 hat das Verkehrsministerium die Eisenbahnkreuzungsverordnung erlassen. Diese sieht vor, dass bis zum Jahr 2024 alle Eisenbahnkreuzungen in Österreich überprüft werden. Das Ergebnis dieser Überprüfungen ist ein Bescheid, in dem bei Bedarf weitere Maßnahmen erlassen werden, wie beispielsweise die Errichtung einer Schrankenanlage. Die Überprüfungen werden auf den Hauptbahnen vom Ministerium, auf Nebenbahnen - wie auch die gegenständliche Eisenbahnkreuzung - von den jeweiligen Ländern durchgeführt. "Die Kreuzung Heubergergasse/Grottenhofstraße war noch nicht Gegenstand dieser Begutachtung gemäß Eisenbahnkreuzungsverordnung", ist der Aussendung Hofers zu entnehmen.

Unfälle auf GKB-Eisenbahnkreuzungen

Auf dem Schienennetz der Graz-Köflacher-Bahn (gesamt 112 Kilometer) in der Weststeiermark haben sich in den vergangenen Jahren mehrfach Kollisionen zwischen Autos und Zügen ereignet. Beim schwersten Unfall starben 2014 vier Personen. An der Kreuzung in Graz-Wetzelsdorf, an der am Dienstag ein Linienbus gegen eine Garnitur prallte, wurden 2017 zwei Polizisten in ihrem Auto vom Zug erfasst und verletzt.

20. August 2018: Auf einem unbeschrankten Bahnübergang in Lieboch-Schadendorf (Bezirk Graz-Umgebung) stieß ein Auto mit Schweizer Kennzeichen mit einer GKB-Garnitur zusammen. Beide Pkw-Insassen wurden verletzt. Der Lokführer hatte Warnsignale abgesetzt und eine Schnellbremsung eingeleitet.

21. Jänner 2017: Ein Streifenwagen auf dem Weg zu einem Einsatz kollidierte auf dem durch eine Lichtsignalanlage gesicherten Übergang in der Grottenhofstraße in Graz-Wetzelsdorf bei Dunkelheit mit einem Personenzug. Der Lenker kam mit leichten Verletzungen davon, seine Kollegin auf dem Beifahrersitz wurde schwer verletzt.

23. Dezember 2015: Ein Pkw-Lenker missachtete in Voitsberg die roten Ampeln vor dem Bahnübergang, worauf sein Auto von einem Triebwagen erfasst wurde. Der 32-Jährige wurde nur leicht verletzt, die Feuerwehr sprach von einem Weihnachtswunder.

11. August 2015: In Schadendorf wurde ein Pkw von einem Zug erfasst, der 20 Jahre alte Lenker wurde schwer verletzt.

23. Juni 2014: Der Lenker eines Kastenwagens bog in Muttendorf (Bezirk Graz-Umgebung) unvermittelt im rechten Winkel auf die Kreuzung mit der fast parallel zur Gemeindestraße verlaufenden Bahntrasse ein. Der Übergang war mit einer Stopptafel gesichert. Bei der Kollision mit einem Zug wurde er schwer verletzt.

9. April 2014: Ein Weststeirer übersah in Kleinsöding einen Zug, der seinen Pkw auf dem Übergang rammte. Der Autofahrer wurde verletzt.

12. Februar 2014: Auf einem mit Stopptafel und Andreaskreuz gesicherten Bahnübergang in Hollenegg (Bezirk Deutschlandsberg) wurde ein mit vier Personen besetzter SUV von einem Triebwagen erfasst und zur Seite geschleudert. Alle Insassen des Autos - zwei Männer und zwei Frauen starben. Der Unfall ereignete sich auf einem geraden, gut überblickbaren Streckenabschnitt.

(APA)

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