Das Unheil der Verflachung

„Arendt und die Folgen“: Jana V. Schmidts brisante Einführung in das Denken Hannah Arendts.

Als zu Beginn des Jahres Hannah Arendts unveröffentlichter Essay „Die Freiheit, frei zu sein“ erschien und flugs die Bestsellerlisten erklomm, fragte sich so mancher philosophische Beobachter: Was ist denn da los? Nun: dass eine politische Denkerin wie Arendt gerade jetzt wiederentdeckt wird, hat gute Gründe. So wie's aussieht, leben wir in prätotalitären Zeiten. Vielleicht, so mag sich mancher Leser gedacht haben, hilft Arendts Analyse der Verbrechen im Namen des Fortschritts, das Schlimmste zu verhindern.

3600 Seiten Protokoll des Verhörs von Adolf Eichmann hat Arendt studiert und in einem Interview eingestanden, dabei gelegentlich gelacht zu haben; selbstverständlich nicht aus Gleichgültigkeit den Opfern gegenüber, sondern weil die Verteidigung des Organisators der Transporte nach Auschwitz so kläglich, so banal war. Das Böse, so schloss Arendt daraus, kommt nicht – wie in Hollywood – mit Pomp und Gloria daher, sondern schleichend, leise und völlig unspektakulär. Sie sah in Eichmann einen bürokratischen „Hanswurst“, einen Maschinisten, der in seiner Unfähigkeit, sich für irgendetwas verantwortlich zu fühlen, etwas Lächerliches hatte. Für diese Sichtweise wurde sie angefeindet, insbesondere von jüdischen Organisationen.

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