Lohnverhandlungen: Fünf Prozent mehr Lohn – ein Hohn?

Die großen Gewinner hoher Gehaltsabschlüsse sind nicht die Arbeitnehmer.

Hin und wieder werden Österreichs Bürger noch überrascht. Etwa von einer als unternehmensnah geltenden Regierung, die von den Sozialpartnern kräftige Lohnabschlüsse erwartet. Schließlich sollten alle Arbeitnehmer ihren fairen Anteil an der brummenden Wirtschaft bekommen und die Zeiten schwach wachsender Reallöhne endlich ein Ende haben. Damit versucht die Regierung dem ÖGB den Wind aus den Segeln zu nehmen, weshalb dieser die Forderung der Regierung auch als „skurril anmutendes Politmarketing“ zurückweist.

Aber nicht nur die Regierung bricht mit dem Tabu, den Sozialpartnern nicht ins Lenkrad zu greifen. In der ORF-„Pressestunde“ nennt OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny die Lohnforderung der Gewerkschaft als „nicht besonders überschießend“. Mit der Begründung, dass das reale Wirtschaftswachstum heuer bei rund drei und die Inflationsrate bei knapp zwei Prozent liegen, womit die fünf Prozent schon nachvollziehbar wären. Es darf gestaunt werden. Nowotny, der als oberster Geldhüter einen guten Job macht, kennt schließlich die alte „Benya-Formel“. Sie prägte die Lohnfindung über Jahrzehnte und sieht vor, dass den Arbeitnehmern die volle Inflation abgegolten wird und zumindest die Hälfte des über die letzten Jahre erzielten Produktivitätsfortschritt zukommt.

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