Anrainer protestieren gegen die Wiener Wiesn

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Symbolbild. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Lärm bis in die Nacht und eine monatelang blockierte Wiese: Die Freude einiger Anrainer mit dem Wiesnfest ist getrübt. Der Veranstalter versichert, man investiere viel in den Schutz der Nachbarn.

Wien. Einer Anrainerin hat es heuer gereicht. Nach Jahren, in denen sie wochenlangen Lärm bis in die Nacht ertragen habe, werde sie sich heuer, zumindest teilzeitig, bei Verwandten einquartieren. Die Situation sei nicht auszuhalten, besonders nicht für ihre Schulkinder, denen die Live-Musik, die bis ins Grätzel um die Franzensbrückenstraße dringe, den Schlaf raube.

Solche Klagen sind im Büro von Bezirksvorsteherin Ursula Lichtenegger bekannt: Die erste schriftliche Lärmbeschwerde dieses Jahres kam schon am Mittwoch, am Abend der Vorpremiere. Nun versucht man zu vermitteln. Mit den zuständigen Magistraten würden die Einhaltung der Auflagen genau kontrolliert. Beschweren sich Anrainer, könne man auch in Wohnungen den Lärm messen.

Auch Christian Feldhofer, der Geschäftsführer des Wiesenfestes, spricht von großer Mühe zur Lärmreduktion: An drei Schallmesspunkten in der Umgebung würde laufend kontrolliert, ob die (nach Zeit gestaffelten) Auflagen eingehalten werden. Zudem wurden heuer 40.000 Euro in Schallschutzpaneele investiert. Auch wurden die Auflagen der Behörden verschärft. Das Fest geht zwar täglich bis ein Uhr früh, die Live-Musik in den Zelten ende aber spätestens um drei viertel elf, nach einer Cool-down-Phase sei das Festgelände um Mitternacht leer, bis ein Uhr werde nur in den Almen, also festen Holzhütten, weitergefeiert. Der Lärm ist nicht der einzige Kritikpunkt: Seit Jahren macht die Bürgerinitiative „Kaiserwiese für alle“ gegen Veranstaltungen dort (und besonders die Wiesn) mobil. Die Kritik: Die Wiese stehe selten als solche zur Verfügung, Bäume und Wiese würden geschädigt.

Feldhofer hält dagegen, die Kaiserwiese sei an sich eine Veranstaltungsfläche, nicht nur im Herbst, und die Kaiserwiese sei nur einer von Tausenden Hektar Naherholungsgebiet, die der Prater bietet. Nach dem Fest werde auf der Kaiserwiese um 100.000 Euro neuer Rasen verlegt.

Im Bezirk heißt es, es gebe auch heuer einen gerichtlich beeideten Baumsachverständigen, ebenso werde die Abluft nicht mehr in die Baumkronen geblasen, was eine Entlastung darstelle. Heikel ist auch das Thema Sicherheit – auch, weil jüngst publik wurde, dass es beim Münchener Oktoberfest offenbar zu Vergewaltigungen und sexueller Belästigung gekommen sei. Wie geht Wien damit um?

„Nullrisiko gibt es nicht“

„Sicherheitstechnisch tun wir alles, Nullrisiko gibt es aber nicht“, sagt Feldhofer. Die Ordner wurden laufend aufgestockt, heute sind es doppelt so viele wie 2011. Und Wien sei anders, es gehe um Genuss, nicht um Exzess. Dafür sorge auch der Besucherwechsel. Zwischen Gratis-Nachmittagsbetrieb und Live-Events am Abend wird schließlich geräumt. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2018)

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