Umfrage: Wohnen für viele Österreicher bald nicht mehr leistbar

(c) Clemens Fabry
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Große Skepsis herrscht bei 88 Prozent im Hinblick auf die Preisentwicklung. Nur ein Viertel steht dem Kostenanstieg beim Wohnen entspannt gegenüber.

Für Wohnung, Wasser und Energie müssen die Österreicher im Schnitt um 2,3 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahr, so hieß es im September von der Statistik Austria, so wie in vielen Monaten zuvor. Wohnungsmieten verteuerten sich gar um 3,6 Prozent. Dennoch überrascht das Ergebnis einer Umfrage, die ImmobilienScout24 durchgeführt hat: Neun von zehn Befragten gehen davon aus, dass sich viele Österreicher Wohnen bald nicht mehr leisten können. Insbesondere die sozial schwächeren Milieus erwarten sich für die heimische Bevölkerung negative Auswirkungen durch die Immobilienpreisentwicklung. Neben den ökonomisch eher schwach ausgestatteten Milieus der modernen Unterschicht, den Hedonisten und der Konsumorientierten Basis, ist auch das weltoffene, eher urbane Zukunftsmilieu („Digitale Individualisten“) verunsichert, ob sie sich die aktuelle Wohnsituation auch zukünftig leisten wird können.

Jeder Dritte empfindet die finanzielle Belastung durch die aktuellen Wohnkosten als belastend – für mehr als jeden Zehnten ist sie sogar sehr belastend. Da die Belastung durch die Wohnkosten aus Sicht der Befragten steigt, ergreift jeder Zweite bewusst Maßnahmen, um sich die laufenden Wohnkosten leisten zu können. Dementsprechend steigen finanzielle Motive auch als Grund für den Umzug.

Überdurchschnittlich betroffen sehen sich vor allem junge Menschen zwischen 18 bis 29 Jahren, Familien und Mieter sowie, wenig überraschend, Menschen mit geringem Bildungsgrad oder Einkommen. Im Bundeslandvergleich sehen sich vor allem die Kärntner am stärksten belastet. Nur ein Viertel steht den Kosten entspannt gegenüber.

Österreichs Wohntypen:

Konservative: Der Besitz eines Eigenheims ist wichtig, zieht ungern um, und nur, wenn es Umstände notwendig machen, die Energieeffizienz ist wichtiges Thema

Traditionelle: Das Eigenheim ist wichtig, die Immobilie ist identitätsstiftend, lebt eher im ländlichen Raum und in einem Haus mit Terrasse, wünscht sich Alarmanlage

Etablierte: Wohnen und Eigenheim sind prinzipiell sehr wichtig, lebt eher in einem Haus, und eher in ländlicher Gegend, steht auf Nutzgarten und legt Wert auf nachhaltige Bauweise

Postmaterielle: lebt häufig zur Miete und eher am Land, ist mit der aktuellen Wohnsituation überdurchschnittlich unzufrieden, sucht aktuell nach einer Immobilie, hätte gern Balkon/Loggia und Nutzgarten

Performer: Wohnen ist sehr wichtig, das Zuhause ist Prestigeobjekt, lebt aber gern in einer Wohnung, Highspeed Internet gilt als selbstverständliches Ausstattungsmerkmal, wäre von Concierge angetan

Digitale Individualisten: lebt häufig in einer Mietwohnung, eher in der Stadt, zieht gern und oft um und hätte gern eine größere Wohnfläche, High Speed Internet, Klimaanlage und Swimming Pool wären ein Hit

Bürgerliche Mitte: lebt eher in einem Haus und eher am Land, die Immobilie ist identitätsstiftend, träumt von größerer Wohnfläche, Pool und Wellnessbereich wären ein willkommener Luxus

Adaptiv-Pragmatische: das Zuhause ist wesentlicher Rückzugsort für die Familie, lebt eher in ländlicher Gegend, das eigene Auto ist überdurchschnittlich wichtig und daher auch entsprechende Abstellmöglichkeiten

Konsumorientierte Basis: Wohnen und Eigenheim sind unterdurchschnittlich wichtig, ist häufig mit seiner Wohnsituation unzufrieden, hat aber meist nicht die Mittel, diese zu verbessern, hat gerne eine Wohnung mit Balkon

Hedonisten: lebt häufig in Mietwohnung, sucht aktuell, will in Nähe der Freunde ziehen, findet aktuelle Wohnkosten belastend und muss einsparen, hätte gern alle Extras wie Pool und Wellnessbereich

Quelle: ImmobilienScout24

Wahrgenommene Belastung steigt

Sechs von Zehn haben in den letzten Jahren einen Anstieg der Belastung wahrgenommen, ein Fünftel empfindet den Kostenanstieg sogar als sehr stark, auch hier betrifft das sehr stark das Milieu der Hedonisten, Menschen mit zum Teil geringem Bildungsgrad und niedrigem Einkommen – und im Bundeslandvergleich vor allem die Wiener. Wenig überraschend geben jene, die aktuell eine neue Bleibe suchen, verstärkt finanzielle Gründe an. Knapp ein Viertel der Immobiliensuchenden nennt den Anstieg der Wohnkosten als Umzugsgrund, vier von zehn die veränderte finanzielle Lage. 50 Prozent ergreifen der Umfrage zufolge auch bewusst Maßnahmen, um sich die laufenden Wohnkosten leisten zu können.

Die überwiegende Mehrheit (93 Prozent) wünscht sich politische Maßnahmen zur besseren Leistbarkeit des Wohnens. Vor allem die finanziell benachteiligte Unterschicht/untere Mittelschicht („Konsumorientierte Basis“) sieht die Politik gefordert.

Umfrage

ImmobilienScout24 hat zum Thema "Leistbares Wohnen" im Rahmen seiner großen Lebenswelten-Wohnstudie (Integral Markt- und Meinungsforschung) rund 1.000 Österreicher bundesweit befragen lassen. Die Ergebnisse wurden auf Basis der Sinus-Milieus® in Segmenten ausgewertet.

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