Kitzbühel eröffnet die Skisaison – bei Spätsommerwetter. Man sei sich der Kritik bewusst, heißt es, aber reagiere auf die Nachfrage.
Kitzbühel/Wien. Der Sommer ist gefühlt fast nicht vorbei, da kommt aus Kitzbühel die gnadenlose Erinnerung, dass er das längst ist: Nicht nur das, dort beginnt morgen schon die Winter- oder zumindest die Skisaison: Bei Sonnenschein und 23 Grad – die hatte es im Ort am Donnerstag, und ähnlich wird es am Wochenende aussehen – laufen die letzten Vorbereitungen für die ersten Schwünge am Pass Thurn/Resterkogel.
Mit Schnee aus den im Frühjahr angelegten Depots habe man rund 1,6 Kilometer Piste mit einer Schneehöhe von 100 Zentimetern ausgebracht, erklärt eine Sprecherin der Bergbahnen. Angst, dass der Schnee angesichts der hohen Temperaturen wegschmelzen könne, habe man nicht. „Wir machen bereits das vierte Jahr in Folge Mitte Oktober auf und haben gute Erfahrungen gemacht.“ Die Lage der beiden Pisten am Hang sei ideal. Die tief stehende Sonne würde den Schnee kaum berühren, und die Pisten seien auf 1800 Metern Seehöhe, dort herrschen derzeit rund elf Grad. Und aufgrund der großen Menge sei der Eigenkühleffekt so groß, dass kaum Schnee schmelze.
Dass der frühe Start in einem Nichtgletschergebiet Kritik auslöst, dessen sei man sich bewusst. „Wir wissen, dass das wie in der ,Pfieke Saga‘ ist, aber wir reagieren auf die Nachfrage“, so die Sprecherin. Solange es Gäste annehmen, werde man so früh öffnen. Und die Gäste würden schon im Oktober kommen. Für die Bergbahnen sei dieses Vorgehen die ökonomischste Variante. Der Schnee werde direkt am Hang gelagert, er bestehe zu 80Prozent aus Kunst- und zu 20 Prozent aus Naturschnee. Der Eigenkühleffekt des Schnees sei so groß, dass man keine Kühlaggregate brauche. Kritiker sehen im Frühstart eine PR-Aktion – und ein Sinnbild für Skitourismus auf Kosten der Umwelt. Georg Kaltschmid, Tourismussprecher der Tiroler Grünen, spricht von einem „massiven Imageschaden“ für den Tiroler Tourismus, so Kaltschmid, selbst Hotelier in Walchsee.
Kritik an Schneeschneisen
Schließlich gingen diese Bilder um die ganze Welt, auch die Einheimischen hätten für das Skifahren bei 20 Grad und Kunstschneeschneisen in der Spätsommerlandschaft kein Verständnis. Der Grüne schlug eine freiwillige Vereinbarung unter den Seilbahnbetreibern über den frühestmöglichen Start der Wintersaison vor. „Es braucht eine Begrenzung der Wintersaison, am besten ist es, die Betreiber verpflichten sich selbst“, meinte Kaltschmid. (APA/cim)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2018)