Fall Khashoggi: Kronprinz verurteilt "abscheuliches Verbrechen"

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"Die Gerechtgkeit wird siegen", sagt Mohammad bin Salman. Er steht international massiv unter Druck. Denn nach dem Mord an Journalisten Khashoggi führen die Spuren ins direkte Umfeld des Kronprinzen.

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hat die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi als "abscheuliches Verbrechen" verurteilt. Bei einer Investorenkonferenz in Riad sagte der Kronprinz am Mittwoch zu, den Fall aufzuklären: "Die Gerechtigkeit wird siegen." Der "Vorfall" sei "sehr schmerzhaft für die Saudis" gewesen.

Das saudische Königshaus hatte erst nach massivem internationalem Druck zugegeben, dass Khashoggi Anfang Oktober im Istanbuler Konsulat getötet worden war, als er dort Papiere für seine Hochzeit abholen wollte. An der saudischen Version gibt es jedoch erhebliche Zweifel. Zahlreiche Spuren führen ins direkte Umfeld des Kronprinzen.

Man werde diesbezüglich mit der türkischen Regierung zusammenarbeiten, versprach der starke Mann der Wüstenmonarchie. Der Vorfall solle keinen Keil zwischen die Türkei und Saudi-Arabien treiben.

Türkische Medien hatten berichtet, Khashoggi sei am 2. Oktober im Gebäude des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul ermordet und zerstückelt worden. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach am gestrigen Dienstag von einem "barbarischen geplanten Mord", äußerte sich aber nicht zu den näheren Umständen.

Kronprinz telefonierte mit Erdogan

Am Mittwoch hatte auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan Regierungsmedien zufolge mit dem saudi-arabischen Kronprinzen telefoniert. Es sei um "gemeinsame Anstrengungen zur Aufklärung des Mordes" am saudischen Regierungskritiker Jamal Khashoggi im Istanbuler Konsulat des Königreichs gegangen, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu am frühen Abend (Ortszeit).

Die Regierung in Riad versicherte zunächst wochenlang, der Journalist habe das Konsulat wieder lebend verlassen. Am vergangenen Samstag wurde dann aufgrund von massivem internationalen Druck erklärt, Khashoggi sei Anfang Oktober im Konsulat bei einer "Schlägerei" zu Tode gekommen. Diese Darstellung stößt allerdings weltweit auf Skepsis.

Kronprinz Mohammed hat am Mittwoch erstmals die Tötung des regimekritischen Journalisten öffentlich verurteilt. Zuvor hatte er sich erst einmal zu dem Fall geäußert: In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg Anfang Oktober hatte er noch die damalige offizielle Position Saudi-Arabiens vertreten, wonach Khashoggi lebend aus dem Gebäude des Konsulats gelangt war.

In den vergangenen Tagen hatten Mohammed und sein Vater König Salman bereits der Familie Khashoggis ihr Beileid ausgesprochen. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt in einem Interview die Vermutung geäußert, dass Mohammed hinter dem Mord an Khashoggi stehen könnte.

(APA)

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