Andritz muss Kosten eindämmen

Die einst so erfolgreiche Hydro-Sparte macht Andritz nun Sorgen.
Die einst so erfolgreiche Hydro-Sparte macht Andritz nun Sorgen.(c) REUTERS (Heinz-Peter Bader)
  • Drucken

Budgetüberschreitungen bei Stahlwerken und das schwächelnde Wasserkraftgeschäft drücken den Ertrag des Anlagenbauers. Der dicke Auftragspolster verspricht eine Wende.

Wien. So schlecht sind die Zahlen gar nicht, die der steirische Technologiekonzern Andritz am Dienstag vorlegte: Der Umsatz kletterte im dritten Quartal um 5,4 Prozent auf 1,44 Mrd. Euro. Und der Auftragseingang stieg im Jahresabstand sogar um 9,5 Prozent auf 1,438 Mrd. Euro. Das reichte den Anlegern jedoch nicht – obwohl der Konzern viele neue Orders an Land zog, womit der Auftragsstand per Ende September mit 6,883 Mrd. Euro um 7,8 Prozent über dem Vorjahreswert zu liegen kam.

Noch mehr verschreckten die Anleger der Gewinnrückgang und der gedämpfte Ausblick des Anlagenbauers: Dem weltweit tätigen Unternehmen machen Kostenüberschreitungen bei einzelnen Projekten im Bereich Metals und ein schwächeres Wasserkraftgeschäft zu schaffen. Trotz höherer Erlöse schrumpfte daher das operative Ergebnis (Ebita) im dritten Quartal um 13,1 Prozent auf 85,9 Mio. Euro, wie Andritz mitteilte. Es liegt damit unter den Erwartungen, Analysten hatten im Schnitt mit einem Ebita von 95,5 Mio. Euro gerechnet. Der Nettogewinn sank um 4,4 Prozent auf 56,4 Mio. Euro.

Für das Gesamtjahr peilt Andritz weiterhin eine stabile Umsatzentwicklung an. Die Rentabilität (Ebita-Marge) werde jedoch deutlich unter dem Vorjahreswert liegen, kündigte der Konzern an. Begründet wurde dies mit einer im vierten Quartal gebildeten Rückstellung von gut 20 Mio. Euro für Restrukturierungsschritte bei der Tochter Schuler und im Geschäftsbereich Hydro. Bereinigt um diesen Sondereffekt werde die Ebita-Marge nahezu das Niveau des Vorjahres erreichen, hieß es. Per Ende September schrumpfte die Ebita-Marge auf sechs (nach 7,2) Prozent.

Anleger warfen daraufhin ihre Andritz-Papiere zuhauf aus den Depots: Die Aktie verlor noch im Vormittagshandel mehr als sechs Prozent und war damit der schwächste Wert im ATX.

Die Aktie konnte nach einem Wertverlust im ersten Halbjahr bis Mitte September deutlich zulegen. Seit Oktober geht es jedoch wieder stetig bergab, sodass seit Jahresbeginn unter dem Strich ein Minus von 4,4 Prozent steht.

Baader empfiehlt „Kauf“

Die Wertpapierexperten der Baader Bank haben gestern sowohl ihr Kursziel von 55 Euro als auch das Kaufvotum („Buy“) bestätigt. Baader-Analyst Peter Rothenaicher hebt in seinem Kommentar zu den Zahlen die Auftragseingänge hervor, die sich im dritten Quartal erneut gesteigert hatten. Jedoch konterkarieren schwache Branchenergebnisse im Bereich „Metals“, „Hydro“ und „Zellstoff und Papier“ die höheren Aufträge, heißt es.

Vor allem in der Wasserkraftsparte – Andritz baut Turbinen und Generatoren für Wasserkraftwerke – ließ die Entwicklung zu wünschen übrig. Der operative Gewinn schrumpfte in dieser Division um rund ein Viertel. Darüber hinaus gab es in diesem Bereich auch weniger Aufträge.

Bis auf den Bereich Metals, in dem Andritz komplette Linien für die Herstellung und Weiterverarbeitung von Kaltbandstahl herstellt, wuchsen jedoch die Erlöse in allen Divisionen.

Konzernchef und Andritz-Hauptaktionär Wolfgang Leitner versuchte zu kalmieren: „In den vergangenen vier Quartalen konnten wir einen Auftragseingang von zusammen gut 6,2 Mrd. Euro erzielen und damit einen soliden Arbeitsvorrat für das kommende Geschäftsjahr schaffen.“ In den nächsten Monaten konzentriere man sich auf die Integration der im laufenden Jahr erworbenen Firmen – insbesondere des US-Papiermaschinenzulieferers Xerium Technologies – sowie auf die Umsetzung selektiver Kostenanpassungsmaßnahmen. (eid/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

HONG KONG-MARKETS-STOCKS
Geld & Finanzen

"Trump dirigiert, die Märkte spielen mit"

Die Ankündigung, den Konflikt im Handelsstreit mit China zu entschärfen, reicht aus, um die europäischen Aktienkurse anzutreiben.
FILE PHOTO: Workers transport imported soybeans at a port in Nantong
Österreich

Annäherung: Trump stellt Einigung für China-Handelsabkommen in Aussicht

Der US-Präsident und Chinas Staatschef Xi Jinping zeigen sich einem Medienbericht zufolge zuversichtlich bis Ende November den Handelsstreit zu lösen.
ie Wiederwahl von Shinz¯o Abe als Chef der Regierungspartei bringt Stabilität – für die Analysten ist das ein positives Signal.
Geld & Finanzen

Japan profitiert vom Handelskonflikt

Ein Blick nach Nippon kann sich lohnen: Die Börse Tokio ist günstig bewertet, die Unternehmensgewinne steigen. Und jetzt ist auch noch China um eine Annäherung bemüht.
IWF-Chefin Christine Lagarde: Das System des weltweiten Handels darf nicht zerstört werden
Österreich

IWF warnt vor Währungskrieg zusätzlich zum Handelsstreit

Das internationale System des weltweiten Handels dürfe nicht zerstört werden, sagt IWF-Chefin Christine Lagarde - und zielt damit auf US-Präsident Donald Trump.
US-Präsident Donald Trump und sein Notenbank-Chef Jerome Powell
Österreich

Trump nennt Fed "verrückt" und erwartet Unheil für Wall Street

US-Präsident Donald Trump hat die US-Notenbank Fed wegen ihrer Zinspolitik erneut scharf kritisiert. Deren Chef Jerome Powell pocht auf Unabhängigkeit

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.