Strategien gegen das Generationen-Wadelbeißen

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Gräben überwinden. Babyboomer haben Angst, von Millennials und/oder Künstlicher Intelligenz ersetzt zu werden. Millennials wollen sichere 35-Stunden-Jobs mit Top-Karrierechancen, die sich ihrem Leben anpassen.

Es ist nicht leicht, zwischen 45 und 65 Jahren alt zu sein. Ein Leben lang hat ein solcher Babyboomer mit der Leistungskultur Schritt gehalten, mit Krisen, Schnelllebigkeit und ständig neuen Herausforderungen. Und dann taucht „Sophie, 25, Influencerin, kreativ, doppelter Studienabschluss, multilingual“ auf und sägt an seinem Sessel, ohne Respekt vor seiner Weisheit und Erfahrung. Weil sie sich ihm in Bildungsstand und digitaler Kompetenz überlegen fühlt.

So beschreibt das Whitepaper „Gräben überwinden“ der Strategieberatung Brand Trust die Ausgangssituation. Conclusio sind sieben Erkenntnisse für eine bessere Generationenbalance.

Warum tun wir, was wir tun? Babyboomern bereitet die Gewinnorientierung ihres Arbeitgebers keine Probleme. Damit sind sie groß geworden. Millennials aber fordern „Sinn“ und Zweck, stellen Menschlichkeit vor Kennzahlen. Ihr Leben prägten andere historische Ereignisse, ein Social-Media-Shitstorm kränkt sie mehr als eine Zielverfehlung. Hier sind die Markenstrategen gefragt: Wie verdichten wir unsere historischen, typischen, differenzierenden und dem Mitbewerb überlegenen Leistungen zu einem Markenkern mit passenden Markenwerten?

Träume und Schmerzen der Mitarbeiter. Customer Journey, Service Design Thinking, Customer Personas: über den Kunden, seine Träume und Schmerzen macht sich jedes Unternehmen Gedanken. Das bringt schließlich Umsatz und Gewinn. Die Mitarbeiter aber vergisst man leicht. Dabei entscheidet lediglich zu zehn Prozent die Technologie, aber zu 90 Prozent die Firmenkultur über den Erfolg. Eine Open-Door-Policy, eine Rutsche durchs Büro oder ein Wuzzler-Tisch genügen da nicht. Die Kernfrage lautet: Was wünschen sich unsere Mitarbeiter – in allen Altersgruppen?

Rollenwechsel. Babyboomer haben Angst, von Millennials und/oder Künstlicher Intelligenz ersetzt zu werden. Millennials wollen sichere 35-Stunden-Jobs mit Top-Aufstiegschancen, die sich ihrem Leben anpassen. Die Kunst ist, beiden das Gefühl zu geben, wichtig und gebraucht zu sein – und gleichzeitig die Hierarchien aufzubrechen. Interne Weiterbildung, neue Berufsbilder und Jobtitel helfen den Babyboomern, mit dem Gesichtsverlust einer möglichen neuen Rolle fertig zu werden.

Machtspiele. Die einen wollen oben bleiben, die anderen endlich hinauf. Gegen Wadelbeißereien hilft gemeinsames Kreativsein: an Orten, wo Titel, Rolle und Hierarchie an der Tür abgegeben werden, in Denk-Labors und Ideen-Quartieren, wo etwa Kundenworkshops ausgerichtet werden. Als wohlwollende Buddys, die einander helfen.

Schnell lernen, schnell scheitern. Schubladenkonzepte frustrieren nur. Mehr Spaß macht, in fünf Tagen einen Produktvorschlag, in zwei Tagen eine neue Kundenreise zu definieren. Wer gemeinsam an Projekten tüftelt, lernt sich richtig kennen.

Die Angst vor dem Feedback. Babyboomer fürchten Feedback, weil sie es nur als verletzende Kritik kennengelernt haben. Selbst- und Fremdbild klaffen daher oft auseinander. Millennials hingegen fordern vehement Feedback ein und überfordern ältere Führungskräfte damit. Diesen Zusammenhang zu verstehen, hilft – vorausgesetzt, die Firmenwerte erlauben angstfreie Rückmeldung.

Netzwerk statt Hierarchie. Generationenübergreifende Zusammenarbeit, Teamwork und Selbstorganisation entstehen nicht über Nacht. Genauso wenig, wie ruckartig alte Muster aufbrechen, Generationen-Silos einstürzen, die Hierarchie loslässt und sich bisher starre Prozesse auflösen. Das alles geschieht schrittweise. Wenn es denn nur zügig ist.

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