OECD: Höhepunkt des globalen Wirtschaftswachstums überschritten

Die Industriestaaten-Organisation OECD erwartet ein nachlassendes Wachstum der Weltwirtschaft. Zu Österreich wird angemerkt: Die Steuerbelastung der Erwerbseinkommen bleibt in Relation zu vergleichbaren Ländern hoch.

Die Industriestaaten-Organisation OECD erwartet ein nachlassendes Wachstum der Weltwirtschaft. Die globale Wirtschaftsleistung werde in den beiden kommenden Jahren nur noch um 3,5 Prozent zulegen, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturausblick. Im zu Ende gehenden Jahr soll es noch zu 3,7 Prozent reichen. Im Frühsommer war sie von jeweils 3,7 Prozent für 2018 und 2019 ausgegangen. "Die Weltwirtschaft bewegt sich in schwierigem Fahrwasser", sagte OECD-Chefökonomin Laurence Boone. "Das globale Wachstum ist stark, hat seinen Höhepunkt aber erreicht."

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnt zugleich vor Gefahren. "Im Falle eines Zusammentreffens mehrerer Risiken könnte die Landung härter werden als erwartet", betonte Boone. So könnten weitere Handelsspannungen den Warenverkehr und das Wachstum belasten und so zu noch mehr Planungs- und Investitionsunsicherheit führen. Die Kapitalabflüsse aus den aufstrebenden Volkswirtschaften könnten zunehmen, während ein Abschwung in China auch auf die Industriestaaten durchschlagen dürfte. "Die Politikverantwortlichen werden umsichtig handeln müssen, um ein nachhaltiges, wenn auch langsameres Wirtschaftswachstum zu gewährleisten", sagte Boone, die zu internationaler Zusammenarbeit aufruft.

Für die Euro-Zone senkte die OECD ihre Prognose im laufenden Jahr auf 1,9 Prozent und rechnet mit einer weiteren Abschwächung auf 1,8 im kommenden Jahr und auf 1,6 Prozent 2020. Besonders schlecht soll Italien abschneiden: Hier erwartet die Organisation in den kommenden beiden Jahren lediglich ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von jeweils 0,9 Prozent. "Die zunehmende Unsicherheit und die höheren Zinssätze werden die Konsumneigung der privaten Haushalte und die Investitionsneigung der Unternehmen dämpfen", erklärte die OECD zu Italien.

Auch in Großbritannien dürfte sich die Konjunktur schwächer entwickeln als in der Euro-Zone. "Die Brexit-bedingte Unsicherheit hemmt das Wirtschaftswachstum", betonte die OECD. "Auf kurze Sicht besteht das bei weitem größte Risiko darin, dass es dem Vereinigten Königreich nicht gelingt, sich mit der Europäischen Union auf ein Austrittsabkommen zu einigen." Das Wachstum dürfte in diesem Jahr bei 1,3 Prozent liegen, 2019 bei 1,4 Prozent und 2020 bei 1,1 Prozent.

Auch in der weltgrößten Volkswirtschaft USA soll das Wachstum nachlassen: Für dieses Jahr werden 2,9 Prozent prognostiziert, 2019 dann 2,7 Prozent und im Folgejahr 2,1 Prozent. "Die jüngste Steuerreform und die günstigen finanziellen Rahmenbedingungen lassen für 2019 und 2020 hohe Unternehmensinvestitionen erwarten", heißt es im Ausblick. "Die schwächeren Aussichten für die Weltwirtschaft und die bereits eingeführten Handelsmaßnahmen belasten dagegen die Wirtschaftstätigkeit." 

Tempo in Österreich lässt nach

Die OECD hat in ihrem Wirtschaftsausblick auch Österreich unter die Lupe genommen. Das Wachstum bleibt demnach "robust", wird sich aber in den kommenden beiden Jahren verlangsamen. Das Beschäftigungswachstum bleibe "solide", die Inflation mit zwei Prozent "moderat". "Das breitbasierte Wachstum beruht auf einer kräftigen Nachfrage im In-und Ausland", so die OECD.

Der Fachkräftemangel in Österreich werde unter anderem durch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte, steigende Erwerbsquoten von Frauen und älteren Arbeitskräften abgefedert. Wobei die Hindernisse für die Vollzeitbeschäftigung von Frauen "nach wie vor beträchtlich" und mitverantwortlich dafür seien, dass Frauen nach der Geburt des ersten Kindes ganz oder teilweise aus dem Erwerbsleben ausschieden.

"Die Politikverantwortlichen sollten in Erwägung ziehen, die steuerlichen Anreize für Teilzeitarbeit einzuschränken, um die derzeit relativ geringe Erwerbsbeteiligung der Frauen zu erhöhen", richtet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aus.

Und die OECD hat noch einen Tipp für die Bundesregierung parat: "Mit weiteren Maßnahmen, u.a. zur Beseitigung von Ineffizienzen in Bildung, Gesundheitsversorgung und öffentlicher Verwaltung, ließen sich die Kosten einer alternden Gesellschaft eindämmen und es würden Mittel für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie frei werden."

Zur Budgetpolitik hielten die Experten fest: "Die Steuerbelastung der Erwerbseinkommen bleibt in Relation zu vergleichbaren Ländern hoch, obwohl die Steuerreform von 2016 mit einer Senkung der Einkommensteuer zur Ankurbelung des privaten Verbrauchs beigetragen hat."

(APA/Reuters)

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